Um mal das Thema "Kriegsvorbereitung in europäischen Ländern" auf den persönlichen Lebensbereich runterzubrechen: was würdet ihr konkret an eurer Lebensweise, Krisenvorbereitung und Vorratshaltung unter diesem Gesichtspunkt ändern oder ergänzen?
Ganz spannend finde ich die Frage, wie machen das akut Betroffene jetzt schon? Wie richten sich die Menschen in der Ukraine darauf ein, wie bewältigen sie ihren Alltag unter den gegenwärtigen Kriegsbedingungen? Auch die Menschen in den russisch Besetzten Gebieten, die ja dort mit einem Besatzerregime zurechtkommen müssen. Und wie die Menschen in den russischen Grenzregionen?
Ich fasse mal grob ein paar Aspekte zusammen, die mir in den letzten Wochen aus der Berichterstattung hängen geblieben sind:
- Der Gouverneur(?) der russ. Region Belgorod hat die Bevölkerung aufgefordert, jeder soll immer drei Druckverband-Päckchen bei sich zu tragen.
- Sauberes Trinkwasser ist in den durch Luftangriffe oder nach Kämpfen am Boden beschädigten Ortschaften ein großes Problem, seit der Staudammsprengung auch in der Großsstadt Odessa. Private Hilfsorganisationen beschaffen Trinkwasserfilter und Wasseraufbereitungstechnik.
- Durch die Drohnenangriffe fällt sehr häufig der Strom aus, medizinische Notfallversorgung findet teilweise unter Notbeleuchtung durch Handys statt.
- In vielen Orten gibt es kaum noch intakte Fensterscheiben, auch wenn die Häuser an sich noch bewohnbar sind. Zähe transparente Plastikfolien, am besten UV-stabilisiert, erlauben zumindest eine regen- und zugluftgeschützte Wohnung zu erhalten.
- Einfache Möglichkeiten, Essen zu kochen sind wichtig. Spezielle Kocher, die spezielle Kartuschen benötigen, sind auf Dauer ungeeignet, wenn man die Kartuschen nicht bekommt. Oder sie nach ein paar Monaten aufgebraucht sind und der Konflikt andauert.
- Das Abwehrfeuer gegen Drohnen, das ja teilweise mit kleinkalibrigen Maschinengewehren geführt wird, ist nicht ungefährlich. Herabfallende Projektile können tödlich treffen und Dachfenster von Häusern und Autoscheiben/-dächer durchschlagen. Helme und entsprechendes Verhalten sind wichtig.
- Fahrzeuge, die zu einer Evakuierung/Flucht genutzt werden sollen, müssen notfalls mit sehr improvisierten Mitteln geflickt oder wieder fahrbereit gemacht werden. Eine funktionierende Luftpumpe und selbstvulkanisierende Reifenflick"würste" können die lebensrettende Distanz bei einer Flucht bringen, auch wenn sie nicht unbedingt mit unseren verwöhnten Sicherheitsvorstellungen konform sind. Ebenso mit Gaffatape geflickte Scheiben oder Kühlerschläuche.
- Fahrräder und Handkarren brauchen kein Benzin, mit einem Fahrrad kann man vergleichsweise große Strecken in kurzer Zeit zurücklegen. Mit einem robusten Bollerwagen kann man auch mal einen Menschen transportieren.
- Mobilfunknetze sind resilienter, als gedacht. Strom ist knapper als Mobilfunknetz. Deswegen sind Powerbänke extrem begehrt in der Ukraine. Die lädt man auf, wenn es für ein paar Stunden Strom gibt oder jemand eine Aggregat laufen hat. Auch in einem PKW lässt sich eine Powerbank gut laden. Vorzugsweise hat man starke Ladedapter und schnellladefähige Powerbänke, damit das Laden nicht z.B. über 12h dauert, sondern nur 2-3h.
Im Grunde bräuchten wir jetzt eine auf 2024 aktualisierte Fassung der Zivilschutzfibel von 1964! Wobei, wirklich viel braucht man da nicht aktualisieren, die auf dem Piktogramm abgebildete Schutzraumausstattung erfüllt auch heute 1:1 noch seine Funktion.