BOB fertig, INCH fertig! Die Flucht .... und was dann?

  • Unglaublich viele Threads und Foren beschäftigtigen sich mit Ausrüstung und Listen ohne Ende. Ein Paar raffen sich auf und pennen im Wald. Vielleicht auch nur im Garten.


    Männerträume aus Stahl in Form von Geländefahrzeugen, Knarren oder auch Messern.


    - Was ist wenn es tatsächlich los geht?
    - Nach der Flucht?
    - Du nie wieder oder für lange Zeit nicht mehr Heim darfst oder kannst?


    Auf der einen Seite haben wir uns und unsere Familien vorbereitet. Wir wissen aber auch, daß sich das Schicksal nicht an regeln hält. Wenn ein solcher Fall eintritt, werden
    wahrscheinlich auch Freunde oder Familienmitglieder zu Opfern.


    Du oder im Glücksfall Ihr seit jetzt nicht nur Ausländer sondern auch unbeliebt und ungeschützt da knappe Ressourcen geteilt werden müssen.
    Mit ganz viel Glück habt ihr einen oder mitnehmen können und müsst Euch ein neues Leben aufbauen.


    Seit Ihr Prepared?


    (Abschweifen und OT Bitte nur auf das Thema bezogen!)
    Geht auch davon aus, das es NICHT möglich ist die Situation
    bei Freunden monatelang oder jahrelang auszusitzen.

  • 1 Vorkrisen-Jahresgehalt in Edelmetallen (80% Gold wegen Wertdichte und damit verbundener Gewichtsersparnis und 20% in Silber für Alltagsgeschäfte) machen dich als Ausländer in fernen Gefilden durchaus beliebter und erleichtern den Start.


    Wenn im Ausland aber auch Mad-Max angesagt ist muss man nicht fliehen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Tja - ob ich richtig "prepared" bin oder nicht, werde ich am Ende meines Daseins wissen! :face_with_rolling_eyes:


    Meine Gabe ist die Improvisation und das Erkennen, wann ich mein Verhalten ändern muß.
    Ob dies ausreicht?
    Kriegsflüchtlinge kommen und kamen mit null aus und haben sich was neues aufgebaut - dazu gehört auch Fleiß und das berühmte Fünkchen Glück, nicht wahr?!


    Ansonsten unterschreiben ich bei @Bärti!


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~


  • Bedingt, und das hängt von zu vielen Faktoren ab. Je nach Fluchtland wird eine Aufnahme von Arbeit, oder eine Gründung einer selbstständigen Existenz nicht erlaubt sein.
    Für ein mögliches Fluchtland habe ich Edelmetall aber auch lokalen legalen Kontozugang in Landeswährung, spreche perfekt die Sprache mit Inlandsdialekt aber keine Arbeitserlaubnis und keine
    dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
    Interessant wenn auch etwas altmodisch könnte statt Gold/Silber auch der gute alte AMEX Traveler Cheque sein, der weltweit in allen Landeswährungen akzeptiert wird und im Verlustfall einfach zu sperren ist.
    Mit den Dingern ist man immer recht gut versorgt und selbst in exotischen Ländern gibt es Umtauschstellen/Akzeptanzstelle.
    Bei Edelmetallen rate ich, wenn, dann nicht zu Barren etc. sondern zu Ausgabemünzen bekannter Länder wie Australien, Kanada etc.

  • Mein ganzes Preparing ist eigentlich auf das Worst-Case ausgerichtet... Das heisst, mein BOB ist eigentlich ein Teil meines INCH. Und das ganze in der Hoffnung eines Tages herauszufinden, dass die ganze Vorbereitung vergebens war.


    Also das Material steht, aber ob's psychisch auch funktioniert möchte ich eigentlich auch nicht herausfinden.

  • Vorbereitet ja, Flucht steht aber nur als allerletzte Möglichkeit - wenn wirklich absolut gar nichts mehr geht - zur Debatte.


    Anders steht es mit Organisationstouren bis hinunter zum Fußmarsch. Hierzu finden immer wieder Trainingsmärsche statt. Der letzte 20km-Marsch am Muttertag. Nicht viel, ich weiß. Aber 4 Stunden Training in brütender Hitze, teilweise steil bergauf-bergab, mehr muß nicht sein. Bei angenehmerer Wetterlage - am besten leichter Nieselregen oder zumindest bewölkt - sind es dann schon mal um die 40km/Tag.

  • Moin flywwheel,


    Danke für diesen Thread - Du wirfst eine Frage auf, die mir beim lesen diverser Beiträge durch den Kopf gegangen ist (und wie ich dem einen oder anderen Post zwischen den Zeilen entnommen habe auch anderen...).
    Ich erlaube mir einmal die Geschichte eines "Preppers von damals" zu erzählen - mein Großvater mütterlicherseits. Ich stamme komplett aus schlesischen Wurzeln und damit ist klar, dass meine Familien beiderseits 1945 ihre Heimat für immer verlassen mussten.


    Mein Großvater stand vor dem Problem nicht nur zur Wehrmacht eingezogen zu werden, sondern in den ersten Kriegstagen seine Frau und damit die Mutter seiner beiden Kinder zu verlieren: Meine Mutter erzählte mir, dass meine Großmutter an Liebeskummer gestorben war - sie hat es wohl nicht ertragen können, dass ihr geliebter Mann hinter dem Zaun der Kaserne zu sehen und sich schlicht gesagt in Depressionen verkrochen und die Nahrungsaufnahme eingestellt...


    Zum Glück war noch eine unverheiratete Schwester in Oppeln vor Ort, die nun zunächst die Rolle der Mutter übernahm. Meine Großtante Grete war eine ebenso resolute wie humorvolle zerbrechlich wirkende aber unglaublich starke Frau. Ich werden nie ihre Strenge vergessen, die von jetzt auf gleich in ein Funkeln in den Augen wechseln konnte, hinter dem sich der pure "Schalk im Nacken" zeigte...
    Sie hatte zum Zeitpunkt der Flucht alle Fäden in der Hand!


    Warum war mein Großvater ein Prepper? Als Funkoffizier hatte er immer eine gewissen Informationsvorsprung. Und so entschloss er sich - ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, man bedenke die allein Gefahr der Denunziation - als er bereits sehr früh zu der Erkenntnis kam "Das geht schief - der Krieg wird katastrophal enden!" Depots anzulegen:


    Er nutzte seine alten Kontakte als Kaufmann und deponierte bei ehemaligen Geschäftskontakten zu denen er auch privat guten Kontakt hatte in ganz Deutschland Koffer mit Kleidung und anderen Dingen (was genau konnte meine Mutter nicht mehr sagen)!
    Da er etwas herzkrank war gelang es ihm dem Fronteinsatz zu entkommen und wurde schon früh in Hamm (Westfalen) stationiert. Er sagte selbst später zu seiner Familie: "Wenn schon die Mutter nicht mehr da ist, muss doch wenigstens der Vater noch da sein!"
    Als Offizier erlangte er auch noch eine Heimschlaferlaubnis und suchte sich ein Zimmer in einer Nachbarstadt - der SO war geschaffen!


    Es war also allen abschätzbaren(!) Eventualitäten im Rahmen der Möglichkeiten Rechnung getragen. Doch wie ging es weiter?


    Man muss dazu wissen, dass es durch den Wahnsinn des NS-Regimes unmöglich geworden war die Zivilbevölkerung rechtzeitig und koordiniert vor der im Osten herannahenden Front zu evakuieren. Wer sich selbst frühzeitig absetzte konnte bestenfalls wegen "Wehrkraftzersetzung" und / oder Sabotage und / oder Desertation mit einer Kugel im Kopf oder einem Strick um den Hals enden... Es blieb in der Tat den armen betroffenen Menschen nur noch die Flucht in letzte Minute! Die großen Städte wurden zur "Festung" erklärt und waren buchstäblich bis zu letzten Patrone zu verteidigen (Stichwort "Festungsseuche") - zwölf Jahre Propaganda und Indoktrination hatten ganze Arbeit geleistet...


    Meine Großtante arbeitete damals als Chefsekretärin in einem großen Betrieb - ihr Heimweg führte sie zwangsläufig am Haus der Gestapo vorbei. Eines Abends kam sie nach Hause und sagte zu meiner Mutter (die ältere von beiden Geschwistern): Die Gestapo verbrennt ihre Akten - wir müssen jetzt schnell weg! Kümmere Du dich um Dieter" (mein Onkel, ihr vier Jahre jüngerer Bruder, damals 7 oder 8 Jahre)
    Eigentlich war ja alles vorbereitet - aber einen echten Fluchtrucksack gab es nicht. Dies war zum einen der Tatsache geschuldet, dass das "normale Leben" ja weiter gehen musste, zum anderen durfte ja niemand erfahren, dass man sich auf eine Flucht vorbereitete. Es waren Kinder im Haus und wenn die sich irgendwo "verplapperten" konnte das durchaus unangenehme Nachforschungen zur Folge haben. (siehe Stichwort "Wehrkraftzersetzung"...) Welch´ eine irrsinnige Situation!
    Also wurden rasch einige Kleidungsstücke zusammengepackt. Tante Grete dachte noch (man achte auf den Beruf!) daran, die wichtigen Papiere einzupacken. Bei meiner Mutter landeten noch einige Teile des Familiensilbers im Rucksack (neben drei Ringen meines Großvaters die einzigen Erbstücke, die ich von meiner Familie noch in Ehren halten kann) - das war´s!


    Mit je einem Rucksack bzw. Schultornister und insgesamt drei mehr oder minder kleinen Koffern ging es zum Bahnhof. Mein Onkel und meine Großtante fanden Platz im Waggon eines Zuges nach Westen - meine Mutter blieb mit ihrem Rucksack die nächsten zwei bis drei Stunden auf dem Puffer stehen...


    Ich habe nie erfahren, wie lang die Irrfahrt ging - aber es gelang Tante Grete sich und die Kinder bis nach Hamm zu bringen. Von dort ging es zu Fuß weiter bis zur "Wohnung" meines Großvaters. Diese bleib erstaunlicher Weise von den Bomben verschont - ein glücklicher Umstand in dieser Zeit!


    Mein Großvater gelangte kurz danach in amerikanische Gefangenschaft und wurde ob seines schlechten Gesundheitszustandes zum Glück rasch entlassen. Er überlebte die Gefangenschaft auch nur auf Grund seiner Selbstdisziplin - strengstes Einteilen der Wasser- und Verpflegungsration, Versuch wenigstens ein Minimalmaß an Körperhygiene aufrecht zu erhalten und und und ... Nächte ohne Schutz bei Regen unter freiem Himmel sind nicht gerade das ideale Set für einen Herzkranken!

    Bitte stellt Euch jetzt die Situation vor:


    Ein Kaufmann ohne Arbeit & Einkommen sitzt in einer Einzimmerdachwohnung (Mobiliar: zwei Betten und ein Schrank) zusammen mit seiner Schwester und (zwei) Kindern! Das, was für die Essensmarken zu bekommen war, reichte kaum zum Leben, war aber sprichwörtlich zum Sterben zu viel. Und das restliche Haus belegt mit den Eigentümern und weiteren Einquartierungen. Das Umfeld & Infrastruktur weitgehend durch Bombenangriffe und Krieg zerstört, die öffentliche Ordnung durch die alliierten Besatzungsmächte kontrolliert ...


    Waren sie im eigenen Land als Flüchtlinge willkommen? Was glaubt ihr? Der "Westen" war in dieser Zeit voll von "Rucksackdeutschen" - selbst ich habe viel, viel später Ende der sechziger als Kind auf dem Dorf in Rheinland diesen Ausdruck noch gehört ...


    Wie wurde die nächste Zeit überbrückt? Als die Post nach wieder begann zu funktionieren, schaffte es mein Großvater nach und nach die deponierten Koffer und Kisten wieder zusammen zu bekommen. Damit waren einige Probleme lösbar - einiges wurde für den Eigenbedarf genutzt anderes (mittlerweile zu kleine Kinderkleidung etc ...) wurde zur Tauschware. Und "organisieren" konnte mein Großvater wohl. "Irgendwoher" kam auf einmal ein Packen Fallschirmseide oder ein Stapel alte NS-Fahnen. So kamen die Frauen der Familie (Mein Großvater hat gegen Ende des Krieges wieder eine Frau gefunden und später geheiratet) an Blusen und rote Kleider (Ja, das komische schwarze Symbol im weißen Kreis konnte man herausschneiden, dann blieb richtig guter roter Stoff...) und es entstanden weitere Tauschobjekte...
    Mein Großvater kam aus der Zigarrenindustrie. Er war dort wohl auch als Connaisseur tätig und hatte die Herstellung mit erlernt. Da etwas nutzbare Gartenfläche zur Verfügung stand, wurde Tabak angebaut (wo hatte er den Samen / die Jungpflanzen her? die Frage habe ich nie beantwortet bekommen ...), der wurde auf dem Küchentisch verarbeitet (wisst ihr wie schnell ein Küchenmesser von Tabaksaft stumpf wird?) und es entstanden unter kundiger Hand liebevoll handgerollte Zigarren. Sowohl für den Eigenbedarf, als auch ... Und besser als das sonst bisweilen gepaffte "Fleur de Matratz" waren die mit Sicherheit!


    Er fand recht bald (so weit ich weiss noch vor der Währungsreform) wieder Arbeit - für einen Kaufmann besser als ein "Sechser im Lotto" und bestimmt auch nur der Tatsache geschuldet, dass er, der ehemalige Prokurist einer Zigarrenfabrik mit deutschlandweitem Tätigkeitsfeld jetzt "ganz kleine Brötchen buk" und als Buchhalter wieder einstieg. Er ging in die Metallindustrie und brachte es immerhin noch zum Abteilungsleiter bis zu seinem Tod 1961 (ich kenne ihn leider nur von Bildern und aus Erzählungen).


    Mein Onkel konnte noch die Schule abschließen und mein Großvater brachte ihn in bei seinem Arbeitgeber auch in den frühen fünfzigern in einer kaufmännischen Ausbildung unter.
    Das hört sich jetzt einfacher an, als es war, dafür wurde hart gearbeitet und "dicke Bretter gebohrt"!


    Meine Mutter kam einige Zeit zum Arbeitseinsatz auf ein Gut im Münsterland - das muss in den letzten Kriegsmonaten noch irgendwie über eine NS-Organisation gelaufen sein, denn sie erlebte das Kriegsende und den Einmarsch der US-Soldaten dort. Einerseits eine günstige Fügung - es gab immerhin etwas zu essen - andererseits auch für ein junges Mädchen nicht ganz ungefährlich. Offensichtlich hatte der Gutsbesitzer gute Kontakte, denn es blieben Soldaten auf dem Hof stationiert. Nachbarhöfe wurden in dieser Zeit Opfer marodierender Banden, Übergriffe die gelegentlich tötlich für die Bewohner endeten...
    Und ob ich es so gerne hätte, wenn im Winter Ratten über mein Kopfkissen rennen, weil mein Bett "sooo" warm ist - ich glaube kaum!


    Diese Zeit war geprägt von einem sehr ambivalenten Verhältnis: Einerseits wurden die Hilfskräfte in der Landwirtschaft gebaucht, andererseits waren die Einquartierungen verhasst: Gab es nicht genug eigene "Mäuler zu stopfen"?


    Die Besatzungstruppen wechselten von den Amerikanern zu den Briten und meine Mutter bekam die Chance eine Ausbildung zur Übersetzerin zu machen. Aufbauend auf den wenigen Brocken Schulenglisch, die sie hatte.
    Sie bekam eine Anstellung bei der britischen Militärverwaltung - eine Gratwanderung zwischen "Broterwerb" und "Engländerliebchen". Genug Deutsche hatten noch nicht kapiert, dass das Kriegsende unter dem Strich für Deutschland eine Befreiung von Terror und Unrecht war (manche haben es bis heute nicht verstanden...).


    Später wechselte sie zu "Deutschen Jugend des Ostens" nach Bonn einer Kulturorganisation, die sich vor dem Hintergrund landsmannschaftlicher Verbände um die Eingliederung Heimatvertriebener im Nachkriegsdeutschland bemühte. Diese gibt es heute noch, sie hat jedoch in den Siebzigern einen weitgehenden Umbau erfahren und sich aktuellen nicht weniger sinnvollen Tätigkeitsfeldern zugewandt.
    Hier lernte sie meinen Vater kennen, dessen Geschichte ebenfalls Seiten füllen kann...


    Mein Onkel hat an seiner Arbeitsstelle als Kaufmann Karriere gemacht. Leider hat er die Flexibilität seines Vaters nicht geerbt und fiel nachdem der neue Eigentümer seines Arbeitgebers kurzerhand das gesamte Management ausgewechselt hat in die Arbeitslosigkeit. Aus dieser fand er nicht mehr heraus ...


    Dies ist die Geschichte von einer Familie, deren "Oberhaupt" für die Zeit ausgezeichnet vorberietet war. Eine Zeit des Chaos, der Krieges, des Propagandawahnsinns, der Flucht und Vertreibung - und hier reden wir von einer Migration im eigenen Land, im selben Kulturkreis, in der selben Schicksalsgemeinschaft!!!
    Menschen, die sich ein neues Leben aufgebaut haben, an einem Ort, wo sie nicht mit "Freuden begrüßt" wurden. Die persönliche Anfeindungen überwunden haben, sich den Gegebenheiten angepasst haben und mit dem Willen, sich nach Kräften und ihren Möglichkeiten zu integrieren eine Zukunft für sich und ihre Kinder zu Gestalten.


    "Geklappt" hat das nur, weil die betroffene Familie zwei (nach der Heirat meines Großvaters drei) starke Persönlichkeiten umfasste, die besonnen und entschlossen, flexibel und anpassungsfähig alle Chancen nutzen, diese traumatische Erlebnis zu überwinden. Menschen, die über sich selbst hinaus wuchsen, um ihre Kinder zu retten. Ihre eigene Belastungsgrenzen überschritten, wann es notwendig wurde - offen gesagt dabei ihre Gesundheit nachhaltig ruinierten. Ich habe meinen Großvater nicht kennen gelernt, er starb, als ich ein Jahr alt war - lange bevor er die Rente erreicht hatte - schlussendlich an den Folgen der Gefangenschaft und Mangelzeit.


    Das Trauma dieser Flucht blieb in die Seele eingebrannt! Eines werde ich nie vergessen:
    Wann immer sich die Familie und Freunde trafen und die "alten Geschichten" erzählt wurden veränderten sich die Geschichtsausdrücke ... in den Augen stand eine merkwürdige Leere - ich kann sie nicht in Worte Fassen - ein Blick dem ich bei allen Menschen begegnet bin, die Flucht und Vertreibung erlebt und erlitten haben! Ob es meine Familien und andere Menschen aus Schlesien waren, die Menschen, die ich bei der Evakuierung 2002 beim Elbehochwasser sah, der Schwarzafrikaner (promovierter Jurist, sprach fließend drei sprachen "jobbte" im Servicebereich am Flughafen), der mir mit Blick auf das in der Abendsonne liegenden Vorfeld und die glitzernde Beleuchtung der Start- und Landebahnen sagte "Ach weisst Du Christian, ich bin doch froh, hier zu sein: Ich kann ohne Angst einschlafen, das nachts irgendwelche Leute kommen und mich mitnehmen wie meinen Bruder und meinen Onkel, die dann einfach ermordet wurden..."


    Ich würde mich freuen, wenn die skizzierte Geschichte "die andere Seite der Flucht" ein wenig beleuchtet hat. Ein wenig gezeigt hat, was das "danach" sein kann ...


    Es bleibt die (bange) Frage: Kann ich mich darauf überhaupt vorbereiten?


    Nachdenkliche Grüße


    Christian


    p.s.: Ein langer Post, ich weiss... aber ich wollte diesen Teil der Geschichte nicht kürzen. Die Geschichte meines Vaters ist ähnlich vielschichtig, falls sie interessiert kann ich sie gerne auch kurz skizzieren...

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Lieber Ksbulli!


    Vielen lieben Dank für diesen tiefen Einblick!
    Es stimmt immer wieder nachdenklich und führt vor Augen, was man alles durchstehen kann!


    Danke von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Hallo Survival,


    ja, es ist erstaunlich, was (manche) Menschen in außergewöhnlichen und extremen Situationen leisten und aushalten!


    Was mich dabei auch immer erstaunt - und das zieht sich durch alle Geschichten wie ein roter Faden:


    Man hört immer wieder Worte wie " ... und mit etwas Glück haben wir ..."


    Als ob es bei allen Betroffenen auch den Faktor "Glück" gibt, eigentlich schon etwas mehr das "Glück des Tüchtigen".


    Zuletzt habe ich die Memoiren von Marcel Reich-Ranicki gelesen. Allein die Passage, wie dieser Mensch und seine Partnerin dem Warschauer Ghetto buchstäblich in letzter Minute entkommen sind - er als einziger seiner Familie. Zeilen die eine Mischung aus Betroffenheit und Gänsehaut zurück lassen.


    Als ob ohne dieses "Glück des Tüchtigen" der "Phönix nicht aus der Asche steigen" kann ...


    In diesem Sinne


    Herzliche Grüße


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von ksbulli;225457

    Nachdenkliche Grüße


    Dadurch, dass sich solche Erfahrungen tief in das Bewusstsein vieler Betroffener eingebrannt hat kann man hier ja von einem kollektiven Erfahrungsschatz sprechen. Schade daran ist, dass die Lehren daraus brereits eine Generation später nicht mehr relevant sind weil die diese schrecklichen Erfahrungen eben nicht machen musste und das jenseits der Vorstellungskraft ist. Und sobald diese Generation weg gestorbenist, sind dann nicht mal mehr die Mahner da.


    Womöglich einer der der Gründe, warum sich Geschichte wiederholt.


    Zum Thema:


    Nein, dafür ich ich bin nicht prepared. Das dürften meiner Meinung nach auch nur die wenigsten sein. Was auch daran liegt, dass ich mir recht sicher bin, dass man sich auch mit einem noch so großen INCH keine neue Existenz aufbauen kann. Man darf mir das Gegenteil gerne beweisen. :face_with_rolling_eyes:


    Daher gehört, bei allem Willen zu überleben, auch die Vorbereitung auf den Tod eigentlich in das Repertoire eines guten Preppers.


    Wobei ich sagen muss, dass Dein Szenario abstrakt ist. :face_with_rolling_eyes:

    I feel a disturbance in the force...

  • Hallo ksbulli,


    danke für die ausführliche Schilderung. Sie bestärkt mich voll und ganz in meiner Meinung:
    - man kann sich nicht für alle auftretenden Krisen allumfassend vorbereiten
    - eine gewisse "Grundvorbereitung" (z.B. die Koffer Deines Großvaters) sind für jede Krise nützlich
    - daneben sind Fleiß, Improvisationsvermögen und einige andere Skills gefragt, u.A. auch die Fähigkeit, seine Situation immer wieder neu zu analysieren und zu bewerten


    Daraus ergeben sich dann die Handlungsschritte für die nächsten Tage/Wochen.


    Also, wie wir ja schon an anderer Stelle diskutiert hatten, eine gute Mischung aus Vorräten, Skills und Netzwerk. Dann bin ich für viele Krisen besser gewappnet, als der Großteil meiner Nachbarn.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Danke Christian für diese Geschichte! Da sieht man es wieder...lernt aus der Vergangenheit und den Erfahrungen der Alten.


    Eine Sache ist mir besonders aufgefallen: Das Thema Vorsprung. Also der Moment, als die Großtante die Gestapo bei der Aktenverbrennung gesehen hat. Ohne die richtige Information und das richtige Deuten dieser, hat man schon halb verloren.


    Zwar bleibt immer noch die grosse Frage offen wie es dann weitergeht, zumindest hat man aber wichtige Zeit gewonnen und ist aus der akuten Gefahrenzone herausgekommen. Letztendlich wird man immer neu entscheiden und bewerten müssen. Ein "Ausruhen" wird erst möglich werden, wenn die Ursachen einer Krise als solches komplett erledigt sind.


    Über dieses Thema habe ich mir damals permanent den Kopf zerbrochen und für mich festgestellt, dass ich schon vorher weg sein will. Hier an meinem (vermeintlich) sicheren Ort, kann ich ganz anders planen und habe diese massiven Problemszenarien nicht ständig im Hinterkopf.


    LG Buschmann

  • @ LH


    Bezüglich Abstrakt ... ich weiß wie Du das meinst.
    Mir gehen momentan so viele Gedanken durch den Kopf.


    Einer der wichtigsten Punkte ist die Flucht in der Masse. Alle wollen los! In welche Richtung auch immer. Die Situation die KS beschrieben hat hinsichtlich auf heute gesehen. Damit beschäftige ich mich aktuell.


    Wieviele Menschen waren damals gleichzeitig auf der Flucht
    und wieviele wären es heute? Ich meine wenn halb Europa in
    eine Richtung unterwegs wäre. Und auch komprimiert an einem Fleckchen am vermeintlichen Ziel ankommen würde.


    Ich meine die ich geh mit dem Bob in den Wald Geschichte und schlage mich durch, ist das realisierbar?
    Es ist ja jetzt schon schwer hier im Teutoburger Wald
    alleine zu pennen.



    Bei dem was derzeit an Krisen und Katastrophen abgeht ist mein Kopfkino sehr aktiv.


    Ich kann auch nachvollziehen, wenn jemand sein Zuhause nicht verlassen möchte und sich entsprechend vorbereitet.

  • Zitat von flywheel;225482

    Ich meine die ich geh mit dem Bob in den Wald Geschichte und schlage mich durch, ist das realisierbar?
    Es ist ja jetzt schon schwer hier im Teutoburger Wald alleine zu pennen.


    Halte ich auch für unrealistisch, zumindest bei einer großräumigeren Katastrophe, bei der viele Menschen auf der Flucht sind.



    Zitat von flywheel;225482

    Bei dem was derzeit an Krisen und Katastrophen abgeht ist mein Kopfkino sehr aktiv.


    Ich kann auch nachvollziehen, wenn jemand sein Zuhause nicht verlassen möchte und sich entsprechend vorbereitet.


    oder einfach nicht kann, weil er pflegebedürftige Angehörige hat, oder kleine Kinder, oder oder oder. Klar, nach dem WK2 mussten die Leute auch fliehen, egal aus welchen Umständen. Aber wenn ich mich schon vorbereite, kann ich ja auch mein "Lieblingsszenario" mit einplanen.



    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.



  • Ich habe einmal gelesen, daß diejenigen Menschen überlebten und überleben, die an etwas glaubten/glauben.


    Dies ist allerdings nicht nur religiös bezogen, sondern war oft in Form eines Bildes des nahestehenden Menschens oder das innerliche Bild davon, eines Glücksbringer oder doch auch der Glaube an Gott und die Kraft, es durchzustehen.
    Manchmal auch das Positive zu suchen und zu erkennen, so grässlich die momentane Situation auch war.


    Dies hat mich sehr nachdenklich gestimmt.


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Zitat von flywheel;225428

    Du oder im Glücksfall Ihr seit jetzt nicht nur Ausländer sondern auch unbeliebt und ungeschützt da knappe Ressourcen geteilt werden müssen.
    Mit ganz viel Glück habt ihr einen BOB oder INCH mitnehmen können und müsst Euch ein neues Leben aufbauen...


    In fast allen Fällen ist Geld sehr nützlich. Mit 10 Euro/Tag und Person kann man in vielen Teilen der Welt "überleben", mit 100 Euro/Tag und Person in vielen Teilen der Welt sogar sehr gut leben.


    Für ein Jahr macht das also 3600 bis 36.000 Euro pro Person.


    Statt Euro kann ma auch andere Geldmittel verwenden.


    50 Euro Schein und Gold haben derzeit ein recht ähnlies Verhältnis von Gewicht zu Wert und mit 1-2kg könnte man schon einiges mitnehmen. Kredit- und EC-Karten können in vielen Szenarien auch sehr nützlich sein.


    Geld macht den Unterschied aus zwischen "Flüchtling" und "Reisendem".


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo Christian,


    erstmal Danke. Gerne mehr.


    Zitat von ksbulli;225457

    Es bleibt die (bange) Frage: Kann ich mich darauf überhaupt vorbereiten?


    Durch die Erzählungen meines Opas verstehe ich es so, das dieser Zustand zur Normalität wurde. Genauso wie die Bombenangriffe. Es war normal und man hatte einfach damit gelebt. Genauso wie es völlig normal wurde die Toten zu sehen usw.


    Meine Meinung: Wie soll ich mich auf derartiges vorbereiten, wenn ich es mir nicht (wirklich) vorstellen kann ... und mich auch garnicht in sowas hineinsteigern will? Vernichtungskriege stehen sowieso nicht "auf meiner Liste".



    Gruß Einzelkämper


  • Würde mich schon ein bisschen interessieren in welchem Scenario man ausserhalb von Europa mit Euro zahlen kann wenn es so Schwei.... wird das man fliehen muss. Und selbst innerhalb Europas....