Flucht bei Tag oder Nacht?

  • Hoi mitenand

    Mir geistert schon seit einer Weile eine Frage durch den Kopf. Wenn man fliehen will, sollte man dann tagsüber oder nachts losmarschieren?
    Mir fallen da bei beiden Varianten viele Vor- und Nachteile ein. Gerne würde ich eure Meinungen dazu hören, aber um die Diskussion etwas zu ordnen, möchte ich zuerst etwas das Szenario umschreiben, damit wir alle wenigstens ungefähr vom gleichen schreiben.

    Das "grosse Ereignis" ist nun schon etwa ein Jahr her, ein Winter liegt dazwischen. Noch etwa 1/3 bis 1/2 der ursprünglichen Bevölkerung hat überlebt. Es gibt keine staatliche Ordnung mehr, die Versorgung mit Strom ist nur noch dort gewährleistet, wo es Notstromaggregate oder auch andere, selbstgebastelte Generatoren (z.B. Wind-/Wasserräder etc.) gibt. Es gibt keine grossflächige nukleare, biologische oder chemische Verseuchung, nur mancherorts ist ggf. etwas (Heiz)öl ausgelaufen.
    Einige Dörfer haben sich neu organisiert, zum Teil befestigt (Palisade), es gibt viele Landstreicher und auch einige Räuberbanden. Noch gibt es mancherorts grosse Vorräte an Benzin, Diesel, Heizöl, Munition, Nahrungskonserven, etc.
    Ihr seid eine Gruppe von vier Erwachsenen, habt soweit genug Ausrüstung, Vorräte, etc. in und um eure BoB/. Alle sind soweit gesund, keiner hat ein lahmes Bein, Diabetes oder sowas, aber ihr seid auch alle keine "Speschiäl Fourses" Heinis, d.h. ihr seid nicht besonders sportlich und habt von Tarnen, Kämpfen, etc. rudimentäre Erfahrung und etwas theoritisches Wissen.
    Nun wollt/müsst ihr aus einer Stadt im Schweizer Mittelland in ein Dorf in den Alpen gelangen. Sagen wir (die Orte haben mit mir nichts zu tun, ausser, dass ich mal dort war) von Effretikon nach Arosa. Laut Google Maps sind es etwa 150 km die man zu Fuss in rund 30 h zurück legen kann.
    Wettertechnisch befinden wir uns im Herbst, es wird langsam kälter, die Tage werden kürzer, es hat noch nicht geschneit, aber es könnte sein, dass es in den nächsten Tagen oder Wochen mit dem Winter so richtig losgeht.

    Würdet ihr euch nun tagsüber auf den Weg machen? Oder eher Nachts? Bitte beachtet, dass ihr zwar Waffen, aber nicht die Voraussetzungen habt, irgendwelche Gefechte zu führen, ihr wollt einfach möglichst unbehelligt, von Effretikon nach Arosa gelangen. Also beschliesst ihr, anderen möglichst aus dem Weg zu gehen. Ahja, ihr bewegt euch mit Muskelkraft, sei es eure eigene, die eines Tieres (Pferd oder dgl.) oder sei es, dass ihr euch von irgendwelchen Leuten in einer Sänfte tragen lässt

    Marsch bei Tag
    Vorteile
    - Gute Sicht, dadurch wird die "Aufklärung" erleichtert, man kommt allgemein besser vorwärts
    Nachteile
    - Man wird selbst auch recht leicht aufgeklärt

    March des Nachts
    Vorteile
    - Da es kalt ist, kann die letzte Wärme der Sonne zum pennen genutzt werden, dafür hält das Marschieren in der Nacht euch warm
    - Man wird euch nicht gut sehen
    - Da ihr tagsüber lagert, findet ihr leichter ein geeignetes Lager, das Wacheschieben ist allgemein einfacher
    Nachteile
    - Man sieht wenig bis gar nichts, man kommt langsamer voran, die Verletzungsgefahr steigt
    - Nachts ist alles ruhiger, ergo müsst ihr auch ruhig sein, sonst werdet ihr akustisch aufgeklärt

    Ich habe jetzt sicher einige Vor- und Nachteile vergessen. Auch einzelaspekte ob z.B. Schüsse abgefeuert werden, Feuer gemacht wird, ob gekocht wird, etc. überlasse ich der Diskussion.

    Momentan tendiere ich dazu, vor dem Eindunkeln aufzubrechen, um bei beginnendem Tagesleicht das Lager aufzuschlagen. Natürlich wird man länger als 30 h benötigen. Ich denke, man macht Tagsüber höchstens 30km/d, was eine Dauer von 5-6d mit sich bringt. Beim Marsch des Nachts werdens dann eher 15-20 km/d, was etwas mehr als eine Woche Marsch bedeutet.

    Nun, was meint ihr zu dem Ganzen?

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • Wenn man eine Möglichkeit hat, sich nachts zu orientieren, ohne dadurch aufzufallen, würde ich nachts gehen. Man wird schlechter gesehen und die Temperatur passt besser.
    Wenn ich aber mit konventionellen Lampen oder sogar im Dunklen über bestenfalls verwilderte Wege gehen müsste, würde ich nur dann nachts reisen, wenn es einen akuten Grund gibt.
    Nachts im Dunklen zu wandern ist gefährlich, man kommt wesentlich langsamer voran und es ist wegen der erforderlichen Konzentration enorm anstrengend. Die Aufmerksamkeit für die Umgebung leidet darunter. Aber selbst wenn alle aufpassen, was macht man denn, wenn man ein Rascheln hört? Alle bleiben völlig angespannt fünf Minuten regungslos stehen und schleichen dann noch langsamer weiter, in der Hoffnung, dass es nur ein Tier war...? Außerdem ist die Orientierung (Kompass) auch viel schwieriger. Man kann sich nachts kaum mal einen entfernten Orientierungspunkt suchen und ansteuern. Nee, so kommt man nicht wirklich voran.
    Außerdem muss man vielleicht auch irgendwann mal ein Feuer machen. Das geht nachts nicht, was dafür spricht, Tags zu rasten, aber ein Feuer kann ja auch tagsüber bemerkt werden und dann halte ich es für besser, wenn es nur eine kurze Rast ist und man den "Signalort" bald wieder verlässt, statt dort auch noch zu schlafen.
    Das größere Risiko (marschieren, kochen) würde ich lieber dann eingehen, wenn ich meine Umgebung besser beobachten kann. Also eben wenn es hell ist.
    Wenn ich natürlich damit rechnen muss, aus heiterem Himmel von alpinen Scharfschützen beschossen zu werden, oder ich gut frequentierte Wege nutzen müsste, die sich für die Räuberbanden lohnen, würde ich das abschnittsweise ändern.


    Oder Nachtsichtgeräte aufsetzen und immer fröhlich nachts marschieren. :)

  • Sali Hjoggel


    Warst du in unserem allseits beliebten schweizer Militär? Kannst du dich noch an den 50km Marsch erinnern (bei uns warens 65km)? ICh will dir ja nicht die Laune verderben, aber 150km schaffst du als Normalverbraucher nach etwa 3 Tagen, wenn du ohne Umwege und Vorsichtsmassnahmen marschieren könntest (mit den Enstprechenden Erholungsphasen und Zeit für Verpflegung).
    Da es aber marodierende Horden gibt, solltest du dich von den Hauptverkehrsachsen fernhalten. Dies führt auch dazu, dass du dich am Tag sowie bei Nacht vorbewegst. Wenn du deine Route startest und durchs Tösstal ziehst kannst du am Tage marschieren, weil du gute Deckung durch die Wälder hättest.


    Das wärs eigentlich schon, mit Deckung kannst du am Tage marschieren, was auch bei schwierigem Gelände zu empfehlen wäre. Weite offene Flächen meiden oder nur bei Nacht durchqueren.

  • Hallo,


    da ihr ja "nur" das Ziel habt von A nach B zu gelangen und möglichst keinen Kontakt zu Anderen bekommen wollt, so ist der Marsch bei Nacht das Mittel der Wahl. Wenn ihr nicht unter großem Zeitdruck steht solltet ihr tagsüber getarnt unterziehen und ruhen. Nachts unter Licht und Geräuschdiszipin marschieren. Ich halte, in dem von dir beschriebenen Szenario, die "Räuberbanden" für die größte Gefahr. Ich würde unter allen Umständen vermeiden Schüsse abzugeben, sowie falls möglich, auf Feuer verzichten. 150km sind unter diesen Umständen in realistischen 4-5 Tagen zu schaffen.


    Werwolf

  • Hallo,


    Feuer ist am Tag schwerer zu sehen als in der Nacht. dH. Kochen/ schlafen am Tag, marschieren in der Nacht.
    Mörderbanden halten sich mMn eher dort auf, wo es was zu mördern gibt. Über Land denke ich mal eher nicht. (Kann mich da aber auch total irrern) Außerdem denke ich, daß solche Banden eher laut sind. Landstreicher halte ich da für gefährlicher.


    Meine Wahl würde jedenfalls auf Nachts marschieren und tagsüber rasten fallen.


    Gruß
    Gerald
    PS.: 150km in 30 Stunden halte ich für sehr ambitioniert. Ich denke in 10 Stunden schafft man vielleicht 30km maximal 40km.

  • Nehmt doch Fahhräder und fahrt gegen 4 Uhr morgens los. Da sind die Mörderbanden bestimmt gerade ins Bett gegangen und die Normalen noch nicht aufgestanden. Bis 8:00 sollte dann kaum jemand anzutreffen sein und falls man entdeckt wird hat man mit dem Rad eine Chance sich durch Geschwindigkeit abzusetzen.


    Nach 8:00 würde ich die Situation bewerten und je nachdem, was vor mir liegt den Tag rasten, oder noch ein zwei Stunden weiterfahren. (150km mit 15 km/h Durchschnitt ergeben 10 Stunden Fahrt)


    Auf diese Weise sollte die Sache in zwei Tagen erledigt sein, ohne das ihr total erledigt seid. Denn wenn nach 140 km Marsch eine Bedrohung auftaucht seit ihr vermutlich kaum noch in der Lage große Kraftanstrengungen zu leisten.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ich würde mich auch vorwiegend in der Nacht bewegen, aber zusätzlich die Morgen und Abenddämmerung nützen.
    Man braucht nicht unbedingt ein Nachtsichtgerät um was zu sehen, meißt ist die Nacht nicht stockdunkel - ok bei Neumond is dann blöd.
    Tagsüber in ein dunkles Loch verkriechen und versuchen zu schlafen - da ist es auch wärmer und somit braucht die Isolierung im Lager nicht so aufwendig sein.
    Da man aber nicht den ganzen Tag verpennt, würd ich die Umgebung beobachten und bei günstiger Gelegenheit weiterziehen.
    Die wohl "sicherste" Zeit ist von 2 bis 5 Uhr Morgens, da wollen auch die "Meuchelmörder" und marodierenden Banden schlafen.


    Feuer ist eine tolle Sache, aber ich kann mich auch 1 Woche kalt verpflegen - zB mit Pemikan.
    Wasser ist sehr wichtig, dafür hab ich den Sawayer Mini und Micropurtapletten mit - somit brauch ich nicht unbedingt Feuer um Wasser abzukochen.


    Ich hab auch schon mal 7 Stunden für nicht ganz 5 km gebraucht (Nachteinsatz) - also man sollte auch sowas berücksichtigen und nicht glauben:
    "Jeden Tag 50 km geht locker..."


    Und klar, wenn ich irgend eine Möglichkeit eines Transportes sehe, zB Fahrrad - Pferd - Boot..., dann würd ich das auch nützen solang ich nicht endeckt werden kann.

  • Zitat

    Auf diese Weise sollte die Sache in zwei Tagen erledigt sein, ohne das ihr total erledigt seid. Denn wenn nach 140 km Marsch eine Bedrohung auftaucht seit ihr vermutlich kaum noch in der Lage große Kraftanstrengungen zu leisten.


    Ich habe extra geschrieben, dass die Fortbewegung per Muskelkraft geschehen soll und damit auch an Fahrräder gedacht. Diese Variante würde ich selbst bevorzugen, da ich dort einen kleinen Anhänger anbringen könnte, in dem einiges an Gepäck untergebracht werden könnte, zumal man dieses Gewicht "nur" beim Bergauffahren wirklich merkt.
    Die einzige Schwierigkeit, welche ich beim Velo sehe, ist, dass die "Räuber" wohl so eine Art Strassensperren errichten würden (zumindest ich würde das, wenn ich ein Räuber wäre :grosses Lachen:). Historisch ist das ebenfalls belegt, der Begriff "Wegelagerer" kommt nicht von ungefähr. Da ich in meinem Szenario von "nicht besonders sportlichen" Menschen ausgehe, glaube ich nicht, dass die beschriebene Gruppe freestylemässig mit dem Hardcoremountainbike durchs Gelände radelt. Ausserdem bräuchte man beim Velo Licht, was zusätzliche Aufmerksamkeit erregen könnte.
    Es geht mir nicht darum, Harlmos Beitrag auseinanderzunehmen! Wie gesagt, das mit dem Velo hatte ich auch überlegt. Und die mutmassliche Geschwindigkeit, zumal im Vergleich zum Fussmarsch, ist schon nicht schlecht. Ausserdem spart man schon Kräfte, wobei, vergesst nicht, von Effretikon nach Arosa geht immer ein Bisschen aufwärts, von Chur nach Arosa etwas mehr als ein Bisschen. Zumindest ich müsste das Velo teilweise schieben:schmeichel:


    hmm, schwierige Situation, je mehr ich mir diesen Sc***s überlege, je mehr Schwierigkeiten sehe ich.

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • Ich würde wegen der Bedrohungslage eher auf Räder verzichten. Beim Fußmarsch hört und sieht man mehr, bietet eine kleiner Silhouette und kann schneller reagieren.

  • Ich tendiere dazu morgens mit der ersten Dämmerung los zugehen.
    Da sind die Chancen gut, dass es noch ruhig ist.


    Nachts sehe ich zuviele Probleme. Unfälle sind vorprogramiert.


    Und es gibt so richtig schwarze Nächte mir Null Sicht.
    Bei einer Übung war es einmal so finster, dass man wirlich nichts gesehen hat.
    Als der Uffz die Leuchtrakete abschoss war der Gegner ca 5-6 Meter vor uns. Das war ein Durcheinander... :grosses Lachen:


    Aber das ist ein schwieriges Thema. Ich denke es gibt für beide Varianten gute Gründe.


    LG
    Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Ein interessantes Szenario, Danke Hjoggel! :Gut:


    Auch wenn ich "ungedient" bin - Orientierung im Gelände stand in meinem Zug im Katastrophenschutz auch auf dem Plan. Und zwar nicht nur bei Sommer, Sonne, Grillgeruch... :face_with_rolling_eyes:
    Ich habe als ZF derartige Geschichten auch gerne mal Herbst / Winter bei Dunkelheit "angezettelt" :devil: !
    Worauf ich hinaus will:


    Auch abseits "großer" Wanderwege oder der Straßen kommt mensch in der Dunkelheit ohne künstliches Licht recht gut zurecht - solange Mondlicht vorhanden ist. Außer zum Kartenlesen blieben die "Funzeln" in meiner Marschgruppe *IMMER* aus und es hat sich dennoch keiner auf den Hals gelegt. Abseits der kleinen Wege / im freien (nicht offenen!) Gelände wird wird es dann in der tat tricky und langsam! Bei Neumond und bedecktem Himmel wird das ganze auch auf kleinen Wegen schnell mal bitter!


    Viel schwieriger ist die Orientierung in der Dunkelheit ohne erkennbare "Landmarken" sprich gut identifizierbare Objekte. Hier helfen manchmal Kreuzungen mit ausgebauten und markierten Wanderwegen. Entfernungsabschätzungen nach Schrittzahl (Faustregel 120 Schritt = 100 m) gelten nur Pi mal Daumen und auf dem Weg. Im freien Gelände ist das nix! Dennoch kann mensch mit ein wenig Übung im Wald ganz brauchbar navigieren. :Gut:


    Grobe Skizze meiner Strategie für das vorgeschlagene Szenario:


    1) Absetzen aus dem Wohn- / Startort: Wann sind Straßensperren besonders wachsam? Tagsüber und Abends bzw. den frühen Nachtstunden wenn die Menschen nach Hause oder "noch schnell was organisieren" wollen. Daher Absetzen bis zu einem ersten (Tages-) Versteck auf 5 bis max. 20 km gegen Morgen. Verstecken und erkunden der näheren Umgebung / der ersten Wegstrecke verdeckt aus dem Versteck heraus tagsüber.


    2) Start der ersten Etappe abseits großer Wege "im letzten Büchsenlicht" so weit wie mensch kommt. Entscheidung aus der Situation heraus:
    a) Wenn man "stecken bleibt" Provisorisches Lager / Versteck bis zum ersten Morgengrauen,
    b) Wenn "es läuft" weiter bis zum Morgen. Erkundung eines sicheren versteckten Lagers, große Ruhepause im gesicherten Lager...


    3) Abhängigkeit des Starts der nächsten Etappe von der Situation
    a) Provisorisches Lager / Versteck im ersten Morgengrauen, weiter bis zu einem möglichen sicheren Lager.
    b) Sicheres Lager weiter wie 2)


    So, bevor ich "in der Luft zerrissen" werde: Das ist eine theoretische Strategieüberlegung. Es gilt der Grundsatz des Katastrophenschutzes:


    Leben in der Lage!


    In diesem Sinne


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Oha, spannendes Szenario:Gut:
    Ich denk hier mal laut drüber nach.



    • Der grosse "Chlapf" ist seit einem Jahr vorbei, die Bevölkerung drastisch reduziert, es herrscht WROL, kein Stromnetz mehr etc.


    Man kann davon ausgehen das das Strassen- und Wegnetz nicht mehr instandgehalten wird, evtl. ein paar Verbindungsstrassen zwischen befreundeten Komunen. nach einem Winter liegen vielerorts Bäume
    kreuz und quer über Strassen und Wegen und durch Überschwemmungen sind sie teilweise weggespült. Das erschwert das vorwärtskommen schon mal erheblich.
    Schon bei Tag wird das zeitraubend, nachts praktisch unmöglich.



    • Einzelne Dörfer/Komunen haben sich mit Palisaden und Sperren geschützt


    Die Frage ist hier: Ist man in diesen Dörfern willkommen, kann man dort Schutz suchen? Ich sage mal nein. Fremde werden abgewiesen weil sie eine potenzielle Bedrohung sind. Das wiederum heisst,
    dass man den Dörfern unter Umständen nicht zu nahe kommen sollte (will man nicht zur Zielscheibe werden)
    Es wird unweigerlich zu Umwegen führen.



    • Vermutlich treiben sich Räuberbanden herum, wo genau ist unbekannt. Landstreicher sind zahlreich anzutreffen.


    Tja, ein Dilemma. Sind die Landstreicher nur arme Teufel, die verzweifelt durchs land streifen, oder sind darunter Scouts die fette Beute auskundschaften sollen? Man kann also keinem
    trauen und muss daher ungesehen bleiben. bevor man sich in die nächste Geländekammer bewegt, muss man diese sorgfältig auskundschaften. Das macht langsam.
    Wäre ich ein Bandit, würde ich mich bei topografischen Geländeverengungen (Flaschenhals), Brücken, Pässe, Täler usw. auf die Lauer legen. Zwischen Effretikon und Arosa hat's jede Menge Flaschenhälse.
    Bis Gommiswald geht's noch. Da musst du dich dann entscheiden, entweder Richtung Ricken oder Ziegerschlitz oder Walensee. Oder doch die Diretissima über die Berge?
    Da es jederzeit Schneien kann (in höheren Lagen sowieso) würde ich die Alpinvariante vergessen.



    • Zu viert, durchschnittlich fit, evtl. mit Saumtieren (Packpferd, Esel, Lama, Hund?) aber per Muskelkraft unterwegs(per Velo?).


    Körperliche Erschöpfung gepaart mit ständiger Anspannung fordern ihren Tribut, es muss also regelmässig Rast gemacht werden. Wärme (Kocher am besten) und Nahrung sind ganz wichtig.
    Wasser wird kein Problem sein, solange man den Siedlungen fernbleibt (ausgelaufenes Heizöl)
    Tiere müssen auch versorgt werden und brauchen Erholung.
    Bei angenommenen 10 Stunden Tageslicht werden ca. 3-4 Stunden für Camp/Essen und Wassersuche vergehen.



    Fazit:

    • Die angenommenen 150 km Distanz werden durch Umwege und Hindernisse zu > 200km
    • Vorsicht vor Flaschenhälsen (Wegelagerer)
    • Nicht über die Berge. Wintereinbruch jederzeit möglich!
    • 10 km Tagesleistung (ungesehen, ungehört) halte ich für realistisch
    • Nachts marschieren halte ich bei dieser Gruppe und den herrschenden Verhältnissen für gefährlich
    • Tagsüber 5-6 Stunden marschieren, natürliche Geländedeckung nutzen
    • Nahrungsvorräte auffüllen (Fischen macht keinen Lärm, braucht dafür Zeit)
    • Mit viel Glück kommt die Gruppe nach 20-25 Tagen in Arosa an.
    • Warum Arosa? Welche Ressourcen hat's da? Der Winter kommt.


    Gruess WTG

    Die Party ist vorbei!

  • Auch ich war schon in Effretikon,Arosa muss nochmal,aber lieber bei Tageslicht ,per "Auto und in Normalzeiten" :))


    Von Deinem Szenario ausgehned würde ich sagen Du liegst 100% richtig,nimm den Zeitverlust und die Nacht-Nachteile in Kauf !


    Um wahrscheinlichen Konflikten aus dem Wege zu gehen ist die "bei Dämmerung losgehen -im Morgengrauen Lager aufbauen" Variante ganz klar mein persönlicher Favorit !


    Den Drahtesel würde ich ganz bestimmt weglassen,schon gar mit Anhänger.das schränkt bei der Wahl der Wege viel zu sehr ein,eine nicht mehr vorhandene Brücke oder ein Acker mit aufgeweichtem Modder drauf dann muss man das Ding sowieso aufgeben ! Eine Art Schlitten oder Lastenkraxe im Team an Seilen gezogen verspricht da mehr Erfolg !


    Ein evtl. Zeitvorteil Tagsüber wiegt Konflikte keinesfalls auf,es ist halt so das der Grossteil der Menschen tagesorientiert lebt,selbst wenn man Nachts auf " Problemleute" trifft haben die ja das gleiche Problem wie alle : Wenig Sicht,längere Alarmzeiten weil alles pennt,Dunkelheit usw.


    Ich würde dann für die Flucht einen deutlichen Vorteil sehen wenn man es mit schläfrigen Leuten,Dämmerung und Dunkelheit zu tun hat,Jemand der übermüdet,mit wenig Essen im Bauch und leichter Blutunterzuckerung Wache schieben soll und bei lohnender Beute erst sein "Lager" wecken muss ist einfacher zu umgehen bzw. zu" verarzten" als alles andere.


    Zur Orientierung würde ich mich in der Schweiz immer an das dichte Bahnstreckennetz halten. In Deckung zu laufen und die Bahntrasse im Auge zu behalten wäre für mich am erfolgversprechendsten.
    Bei wenig Restlicht / Mondlicht und mit einem Feldstecher/Opernglas ausgerüstet kann man Bahnschienen auch Nachts gut erkennen :winking_face:

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Hallo hjoggel,


    klar machen Wegelagerer Straßensperren, weswegen ich Neben- und Forstwege nutzen würde. Eine einigermaßen organisierte Truppe von Wegelagerern kann bestimmt mehrere Posten gleichzeitig überwachen, aber es lohnt sich nicht alle kleinen Forstwege zu überwachen. Von daher ist die Routenplanung extrem entscheident und sollte mit großer Sorgfalt betrieben werden. Es ist also eine Route zu wählen die Dörfer und Städte, sowie Engpässe vermeidet.


    Stellen an denen du selber einen Hinterhalt, oder eine Straßensperre planen würdest würde ich auf der Route markieren und zu Fuß aufklären bevor ich dort durchfahre.
    Der Hauptvorteil, den ich sehe ist, dass ich per Fahrrad Umwege in kauf nehmen kann und Außerdem mich schneller absetzen kann, während ich zu Fuß schneller umzingelt werden kann.


    Bezüglich der Beleuchtung sehe ich keine zu großen Probleme. Ich würde Nächte wählen, die wenigstens teilweise klar sind, so dass du dich im Sternenlicht und dem Morgengrauen orientieren kannst.


    Am Ende bietet das Fahrrad außerdem den Vorteil, dass es zurückgelassen werden kann, während du zu Fuß keine Alternative hast, als weiterzulaufen. 150 km Orientierungsmarsch unentdeckt durch feindliches Gebiet ist auch für Specielops Jungs kein Spaziergang und eine solche Sache würde ich nur im Anblick größter Not mitmachen.


    Bei kürzeren Strecken (bis 30 km) kann man sich überlegen, ob man das Ganze bei Sauwetter durchzieht in der Hoffnung, dass die Bösoberts dann lieber im trockenen bleiben.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ich würde als oberste Prämisse
    (wenn das hier ein theoretisches Szenario ist - und landschaftliche Gegebenheiten nur eine untergeordnete Rolle spielen)
    die Temperatur sehen;
    das heisst für mich: Wenns kalt ist, dann ists nachts noch kälter und damit schwieriger zu schlafen, also lieber des Nachts durch Bewegung warm halten.
    Natürlich ists nachts schwieriger die Orientierung zu finden - zumal - laut Szenario - keine Superhelden unterwegs sind und nachts ist man eher langsamer,
    aber nach einem erholsame(re)n Schlaf fit(ter) auf Wanderung zu gehen halte ich klar für einen Vorteil (auch für die Moral).


    Ich denke daher auch, dass sich die Dauer der Reise - Tag oder Nacht - die Waage halten wird.


    Als Idee wäre vielleicht Infrarot eine Möglichkeit, oder ein Restlichtverstärker.


    Vielleich wäre auch ein Splitting eine Idee, also morgens (von 2 - 6, wenns richtig kalt ist) wandern, dann Pause und nachmittags weiter und am frühen Abned Rast.
    Vorteil : 2x grosse Pausen für die Erholung
    Nachteil: zwei Mal am Tag ein Lager aufbauen

    These - AntiThese - Dita von Teese

  • Puh, ihr bringt mich ganz schön ins Schwitzen. Im positiven Sinne. Damit habe ich mich noch nicht besonders auseinandergesetzt, aber wenn ich es genauer überlege würde ich wohl nicht in Frankfurt bleiben WTSHTF. Wahrscheinlich würde ich mich zum Wohnort meiner Eltern (bzw. dem der Eltern meiner Frau) zurück ziehen (150 km Entfernung). Dazu werden jetzt in den nächsten Wochen Pläne entwickelt für den Weg per Rad und per Fuß. Ich persönlich würde per Rad vorziehen, aus dem einfachen Grund, dass ich mit den Knien Probleme habe und diese nach einem Tag wahrscheinlich so schlimm wären, dass ich erst mal 2 Tage gar nix mehr laufen kann.
    In der dicht besiedelten Region, in der ich lebe wäre es vielleicht bei Tag besser zu gehen und sich unter die Menge zu mischen (falls noch vorhanden), oder sollte man gerade das vermeiden?
    In diesem Thread wird ja bisher von der Schweiz gesprochen, wie dicht besiedelt ist die denn im Vergleich zu Deutschland?

  • Hi,


    @ Harmlos: Sehe ich größtenteils genau so. Räuberbanden können nicht alles überwachen und werden sich deshalb auf die offensichtlichsten Fallen spezialisieren. Nur noch zu bedenken


    -Die Räuberbanden habe ca. 1 Jahr mehr Erfahrung mit Überfällen als die Vierergruppe. Wenn eine Route also ganz offensichtlich sicher erscheint, wird sie es vermutlich nicht sein :)
    -Wetter auf jeden Fall ausnutzen. Wenn eine Bande Wochenweise Überfälle macht, dann wird sie beim schlimmsten Sauwetter eher eine Pause machen. Radarfallen sind bei Sauwetter oder in der Sommerhitze auch viel seltener.


    Für mich persönlich wärs eine Frage der Ausrüstung.
    -Habe ich ein gutes Zielfernrohr mit passendem Unterbau, dann tendiere ich eher zur Tagwanderung
    -Habe ich ein gutes Nachtsichtgerät dann tendiere ich zur Nachtwanderung.


    Übrigens sind bestimmte "Nachtsichtgeräte" insbesondere diese mit Infrarotaufheller durch Bessere Nachtsichtgeräte rote Leuchtfeuer. Also wenn Nachtsichtgerät, dann ein vernünftiges.


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Zitat von Thanatos;208736


    In diesem Thread wird ja bisher von der Schweiz gesprochen, wie dicht besiedelt ist die denn im Vergleich zu Deutschland?


    Im Vergleich zu Frankfurt ist die Besiedelung vergleichbar mit einer Wüste, im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern ist das hier voll wie in Bangladesh ¦-)

    These - AntiThese - Dita von Teese

  • Nachts kann man sich gegen Geld technische Vorteile gegenüber den anderen verschaffen, solange hochwertige Wärmebild- und Nachtsichtgeräte (und die dazugehörige Stromversorgung) nicht weit verbreitet sind.
    Bei vier Leuten muss man sich überlegen, ob man eine oder zwei Wachen einsetzt. Für eine Wache erschint es mir tagsüber einfacher, also Nachts gehen und tagsüber schlafen.


    Entscheidender erscheint mir aber zu sein, dass man den richtigen Kompromiss findet aus zügig vorwärts kommen, Weg aufklären unbeobachtet bzw unauffällig bleiben und Risiken minimieren. Und man braucht einen Plan B und einen Plan C, z.B. bei Verwundung, Krankheit, blockiertem Weg, Überfall, Verlust der Ausrüstung, usw, usf...


    Und die vier Leute müssen ein Team sein und auch bleiben.


    Ob Tag oder Nacht zeigt sich dann schon. Auf die Vorbereitung hat das ja kaum Einfluss, flexibel muss man so oder so bleiben...


    Gibt es auf Eurem Weg Engstellen wie Tunnel oder Brücken? Wie umgeht ihr die?


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Anhand aller Beiträge ist gut zu sehen, daß es für Tag und Nacht Vor- und Nachteile gibt.
    Ich schliesse mich den Wortmeldungen an, daß man es situationsbezogen entscheiden sollte.
    - die Startsituation: man kennt die Umgebung bestens und daher würde ich hier eher zur Nachtaktivität neigen
    - Marsch bis ins Morgengrauen bzw. Stop bei der bestgeeignetsten Schlafstelle
    - mittags bis Nachmittags nach ausreichend Schlaf Lagebesprechung machen wie es weitergeht
    - überhaupt immer je nach Streckenerwartung und Zustand der Truppe Tag- oder Nachtmarsch planen


    Wegen Kälte und Nässe möglichst für jeden Tag frische trockene Unterwäsche und Socken mitnehmen.