Droht uns der Blackout? Argumente pro und contra

  • Hi,


    ich habe gerade einen Artikel gefunden. Darin wird versucht, aus zwei Blickwinkeln die Frage zu beantworten, ob uns ein Blackout bevorsteht.
    Das "Ja" liefert ein Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers TenneT, welcher mit der Abschaltung der AKWs, dem zukünftigen Nord-Süd-Gefälle zwischen Erzeugung (Windenergie im Norden) und Verbrauch (Industrie in Bayern und BW) sowie der fehlenden Übertragungskapazität der dazwischenliegenden Netze argumentiert.
    Das "Nein" kommt von einer Wirtschaftsforscherin, die sich im wesentlichen auf zukünftige Entwicklungen und wünschenswerte politische Entwicklungen beruft.


    Es möge sich selbst ein jeder eine Meinung über die Stichhaltigkeit der Argumente bilden.
    Ich persönlich kann mich naturgemäß eher den Argumenten meines Branchenkollegen als denen der hoffnungsfrohen WiFo-Abteilungsleiterin erwärmen...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Die Plausibilitätsbewertung fällt mir schwer. Kreussen ist ohne Zweifel vom Fach. Allerdings hat sein Unternehmen ein großes Interesse am Bau weiterer Stromleitungen. Deshalb könnte man ihm unterstellen, dass er die Lage zu dramatisch darstellt, um die Notwendigkeit dieser Leitungen zu unterstreichen.


    Kemfert ist sicher weniger nahe an der Praxis dran. Allerdings halte ich ihren Gedankengang für sehr plausibel, nach dem die Netzstrukturen und -strategie, die auf dem alten Großkraftwerks-System fußen, nicht unbedingt geeignet für die neue, dezentralere Stromversorgung sind, man das system also komplett umgestalten muss.

  • Hallo,


    ein Stück weit ist es eine Diskussion um "des Kaisers Bart". Technisch sind Blackouts denkbar und realistisch. Alle vernetzten Systeme, egalb ob Strom-, Daten- oder meinetwegen Güter- oder Personenverkehr sind anfällig für ausgedehnte Störungen oder Ausfälle. Vor allem, wenn die Systeme gleichartig aufgebaut sind (Softwarefehler z.B. können dann in zigtausend Komponenten gleichzeitig schädlich wirken) und wenn es einzelne Stellen gibt, die für das ganze System kritisch sind (zentrale Server/Datenzentren, Backbone-Leitungen, Verkehrsknoten/-Drehscheiben).


    Jüngstes Beispiel war der stundenlange gleichzeitige Ausfall von tausenden Sparkassen-Geldautomaten in Süddeutschland letzte Woche.


    Im Grunde muss man also jederzeit mit flächigen Systemausfällen wie Blackouts rechnen.


    Die Frage ist doch eher, wie lange dauern die Ausfälle und wie gut funktioniert die Recovery, d.h. das Wiederhochfahren des Systems.


    Wir sind beim Stromnetz bislang noch die klassische Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit gewohnt, ähnlich wie früher Datenverbindungen z.B. zwischen Bankfilialen und ihrer Zentrale als "Standleitung" bestanden haben. Eine Standleitung war eine permanent durchgeschaltete Telefonleitung, um Daten übertragen zu können. Sie belegt dauerhaft eine physikalische Leitung im Telefonnetz, die dann für andere nicht mehr nutzbar war. Sie war entsprechend teuer. So in etwa funktioniert heute auch noch unser Stromnetz, weil die Mehrzahl unserer Stromverbraucher eine ununterbrochene Belieferung mit elektrischer Energie benötigen. Dummerweise muss man die ganzen Leitungen immer für den Maximalfall auslegen, auch wenn die Maximalleistung (z.B. 3x63A Anschlusswert eines Hausanschlusses) praktisch nie angefordert wird oder nur sehr kurzzeitig (Einschaltströme).


    Ein neuer Ansatz in der "Stromverteilung" orientiert sich an moderner Datenübertragung. Die ist nämlich "paketvermittelt" und nich wie früher per dauerhaft geschalteter Standleitung. Bei digitalen Daten ist das relativ einfach, man braucht nur etwas Pufferspeicher beim Empfänger, um die zeitlich verteilten Paketeingänge zu sammeln und z.B. als kontinuierlichen Datenstrom z.B. fürs Telefonieren oder Webradio oder Streaming-Video liefern zu können.
    Paketvermittelter Strom ist derzeit das Thema einiger Forschungsvorhaben. Das bedeutet, Strom steht hier nicht permanent zur Verfügung, sondern wird auf Anforderung bzw. verfügbarer Leitungskapazität erzeugt und durchgeleitet. Der Empfänger orientiert dann etweder seinen Verbrauch an der Stromverfügbarkeit oder er puffert die Energie lokal bei sich. Mit einem ans Stromnetz angeschlossenen Notebook funktioniert das jetzt schon: der Rechner bekommt kontinuierlich Strom aus seinem Akku, der vom Netz dann und wann nachgeladen wird. Auch Kühlgeräte brauchen nur ab und zu Strom. Die gekühlten Güter in einer Kühltruhe können als Energiepuffer genutzt werden. Man kühlt bei Stromverfügbarkeit ordentlich herunter und braucht dann über viele Stunden keinen Strom mehr.
    Viele Betreiber von PV-Anlagen erhöhen ihren Eigenverbrauchsanteil, in dem sie Akkus als Energiespeicher nachrüsten, damit sie z.B. nachts den tagsüber im Überfluss erzeugten Strom selbst nutzen können. Diese "Stromspeicher" entsprechen im Prinzip dem Datenspeicher bei paketvermittelter Datenübertragung und erlauben es, auch Strom "paketweise" zu übertragen: es müssen nur soviele "Strompakete" in den Akku übertragen werden, dass der Akku nie in einen kritischen Ladezustand kommt - dann kann der Akku für die Verbraucher als kontinuierlich verfügbare Stromquelle genutzt werden. Ob der Akku mit vielen kleinen Strompaketen nachgeladen wird oder mit wenigen grossen oder einem Mix aus kleinen und grossen Stromlieferungen, ist dabei egal.


    Fazit: je mehr die Stromnetze bzw. die Stromverbraucher "paketfähig" werden, um so unkritischer sind auch Stromausfälle. Ich denke, dass wir uns den Luxus von "Strom-Standleitungen" in Zukunft immer weniger leisten werden und Strom immer mehr zur Handelsware wird, bei der man günstig einkaufen kann, wenn man Pufferspeicher besitzt.


    Grüsse


    Tom

  • Statt Lags in der Datenübertragung, flackert dann halt die Glühbirne....:Kopfschuetel:


    "Ja, ne, tut uns leid aber wenn sie in ihren Vertrag sehen wollen, da steht bis zu 16 Ampere", ich freu mich schon auf die Anrufe beim Support .


    Zum Thema, ich halte Blackouts durchaus für eines der wahrscheinlichsten Szenarios. Ich hatte irgendwo einen Bericht zu dem Thema in Österreich. Das primäre Problem wird in der Überalterung der Infrastruktur und der immer geringeren Redundanz gesehen. Das heisst viele Leitungen arbeiten nicht wie vorgesehen bei 30% Leistungsreserve sondern sind eher zu >90% ausgelastet. Zusätzlich stammen große Teile des Netzes aus dem 50er/60er Jahren. In Summe steigt damit die Ausfallswahrscheinlichkeit.


    Abhängig vom zugrunde liegenden Fehler können Ausfallszenarien von wenigen Minuten bis mehreren Tagen konstruiert werden.


    LG. Nudnik

  • Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es früher oder später zu einem solchen "Großereignis" kommen wird. Ein Vorbereitung auf totalen Stromausfall für mehrere Tage halte ich also für sehr sinnvoll und auch vom Aufwand her durchaus zumutbar. Das sind so Szenarien auf die eine Vorbereitung für die meisten Menschen machbar und bezahlbar ist.
    Menschen im Wohneigentum haben es da leichter als Mieter in Mehrfamilienhäusern.
    Mein persönliches Ziel war dabei (wie immer) nicht der totale Komfort in allen Räumen ,sondern Kochmöglichkeit plus Wärme in zwei Räumen + Vorräte, die zu den dann verliebenen Kochmöglichkeiten passen.
    Mit einigem Aufwand kann ich warmes Wasser produzieren und damit auch eine minimale Hygiene gewährleisten. Alles nicht "bequem" und "toll" aber machbar und zumutbar.
    Die dann auftauende Tiefkühlkost ist zuerst dran, dann erst die Dauerkonserven etc.
    Wobei ich gemäß "Murphys Law" und aufgrund der höheren Abnahme im Winter, davon ausgehe, dass es nicht im Hochsommer eintritt, sondern im Winter mit reichlich Schnee und Nachttemperaturen mit minus 17 Grad.

  • Die Übertragungsnetzbetreiber sowie die Politik haben Jahrelang geschlafen und einen ordentlichen Netzausbau versäumt. Jetzt malen diese den Teufel eines drohenden Blackouts an die Wand und schieben die schuld den Erneuerbaren Energien zu...


    Für mich hört sich das eher danach an das davor gewarnt wird um sich später wenn mal was passieren sollte einem nicht vorgeworfen wird nichts gesagt zu haben.

  • Einen Vorteil hätte so ein Blackout auf jeden Fall: Es wird mit ziemlicher Sicherheit dann auch dem Letzten klar, dass Strom keine Selbstverständlichkeit aus der Steckdose ist.


    Zitat

    Wobei ich gemäß "Murphys Law" und aufgrund der höheren Abnahme im Winter, davon ausgehe, dass es nicht im Hochsommer eintritt, sondern im Winter mit reichlich Schnee und Nachttemperaturen mit minus 17 Grad.


    Da wäre wenigstens das Problem mit der Tiefkühlkost herausgezögert :face_with_rolling_eyes:

  • Zitat von KUPFERSALZ;243873

    Die Übertragungsnetzbetreiber sowie die Politik haben Jahrelang geschlafen und einen ordentlichen Netzausbau versäumt. Jetzt malen diese den Teufel eines drohenden Blackouts an die Wand und schieben die schuld den Erneuerbaren Energien zu...


    Für mich hört sich das eher danach an das davor gewarnt wird um sich später wenn mal was passieren sollte einem nicht vorgeworfen wird nichts gesagt zu haben.


    In Deutschland ist in vielen Bundesländern fast alles inzwischen marode und "kaputt gespart". Das mal irgendwann wieder auf den Stand der 70er Jahre zu bringen wird so viel Geld verschlingen wie der Wiederaufbau nach dem Krieg. Von Bundesbahn bis Strassen, von Fußgängerbrücken bis Treppenanlagen, Leitungen aller Art, öffentliche Gebäude..alles geht so langsam den Bach herunter.

  • Ich persönlich halte Blackouts inkl. Kaskaden für relativ wahrscheinlich. Dies aus meiner jahrzehnten langen Erfahrung im Bereich Notstromanlagen, BHKW und Kraftwerken.
    Terroranschläge halte ich auch für möglich. Aber die würden relativ begrenzte Räume betreffen.
    Auf Krieg inkl. ABC-Waffen bereite ich mich nicht vor, wie auch, kann ja keine Panzer-Div. aufstellen und ne Wehrsportgruppe/Partisaneneinheit will ich auch nicht gründen...

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zitat

    Die Übertragungsnetzbetreiber sowie die Politik haben Jahrelang geschlafen und einen ordentlichen Netzausbau versäumt. Jetzt malen diese den Teufel eines drohenden Blackouts an die Wand und schieben die schuld den Erneuerbaren Energien zu...


    Dies ist zu Einfach.


    Die Energiewende braucht neue Hochspannungs-Leitungen, nur überall, wo sie durch sollte, wird die Hochspannungsleitung bekämpft.


    Möchte ja auch nicht neben meinem Haus eine Leitung.


    Bis da eine Streckenführung geplant, alle Einsprachen und Verträge mit den Grundeigentümern verhandelt sind, dauerts Jahre.


    gruss unabhäniger

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Zitat von Asdrubal;243832

    Die Plausibilitätsbewertung fällt mir schwer. Kreussen ist ohne Zweifel vom Fach. Allerdings hat sein Unternehmen ein großes Interesse am Bau weiterer Stromleitungen. Deshalb könnte man ihm unterstellen, dass er die Lage zu dramatisch darstellt, um die Notwendigkeit dieser Leitungen zu unterstreichen.


    Kemfert ist sicher weniger nahe an der Praxis dran. Allerdings halte ich ihren Gedankengang für sehr plausibel, nach dem die Netzstrukturen und -strategie, die auf dem alten Großkraftwerks-System fußen, nicht unbedingt geeignet für die neue, dezentralere Stromversorgung sind, man das system also komplett umgestalten muss.


    Ich kenne Aussagen aus unserem eigenen Netz und auch von der APG (dem Übertragungsnetzbetreiber in Ostösterreich). Deren Aussagen decken sich ziemlich 1:1 mit denen von Hrn. Kreussen. Und: Sie kommen von Technikern, nicht von jenen die den Ausbau politisch begründen müssen...
    Was die Aussagen von Fr. Kemfert anbelangt fehlt mir einfach die Phantasie wie sich das innerhalb der kommenden sieben Jahre (bis auch das letzte AKW heruntergefahren ist) stattfinden soll!
    Wenn da politisch kein massiver Druck dahinterkommt (und danach siehts momentan nicht aus) dann wird sich das bis 2022 einfach nicht mehr ausgehen...



    Anders ausgedrückt: Man muss einfach die Kosten für fehlenden Netzausbau auf die Endverbraucher umwälzen indem man sie dazu zwingt, sich teure und relativ kurzlebige (10 Jahre) Speicheranlagen in den Keller zu bauen?!?
    Oder, anders ausgedrückt: Wer sich ein Akkusystem für sein Heim leisten kann ist fein raus und spart sich viel Geld, und die die sowieso nix haben zahlen dann die Zeche?!?:Schlecht:


    Bisher war das Stromnetz so ausgelegt, dass eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung problemlos möglich war. Und zwar aus einem einfachen Grund: Weil es technisch und (volks)wirtschaftlich die beste Lösung ist!


    Zitat von KUPFERSALZ;243873

    Die Übertragungsnetzbetreiber sowie die Politik haben Jahrelang geschlafen und einen ordentlichen Netzausbau versäumt. Jetzt malen diese den Teufel eines drohenden Blackouts an die Wand und schieben die schuld den Erneuerbaren Energien zu...


    Ich kann jetzt nur für Österreich sprechen, genauer gesagt: Für die Firma, bei der ich seit 15 Jahren arbeite!
    Wir hatten Ende der 90-er ein Netz auf dem aktuellen Stand der Technik, mit ausreichend Reserven für kurz- und mittelfristige Erweiterungen und einer Verfügbarkeit von > 99,999%.


    Dann kam 2001 die Strommarktliberalisierung. Der Regulator hatte den Auftrag, dass der Strom billiger werden musste. Also wurden fortan alle Maßnahmen die nicht unmittelbar notwendig waren gestrichen (d.h.: Die Kosten dafür wurden nicht mehr anerkannt, der Netzbetreiber bzw. dessen Eigentümer musste sie also selbst finanzieren). Dies bedeutete: Keinen "vorauseilenden" Netzausbau mehr, verlängerte Wartungsintervalle, ...
    Auch wenn wir (was die Ausfallzeiten betrifft) immer noch gut unterwegs sind (was u.a. auch daran liegt, dass das Netz in den 80-ern und 90-ern generalüberholt wure) hat sich doch der Rotstift bemerkbar gemacht.
    Manche Regionen fallen inzwischen wesentlich öfter als früher aus, aber das ist politisch akzeptiert. Hauptsache, die Kosten sind niedrig :staun:.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Irgendwie ist es wie bei allen anderen 90% der Probleme unserer Zivilisation....


    Das wichtigste und Mutter aller Dinge sowie einzige Daseinsberechtigung ist: Rendite, Rendite, Rendite und nochmals Rendite. Danach kommt die Rendite. Damit dies ach so (lebens-)wichtigen Renditen erfüllt werden muss gespart werden. Natürlich bei denen, wo es sowieso nicht's zu holen gibt. Die rentieren ja auch nicht und sind somit ohne Wert.


    Ist mir klar, diese Aeusserung ist eine Provokation und möglicherweise überspitzt. Dafür übernehme ich gerne die Verantwortung, Reklamationen bitte per PN.


    Meiner Meinung nach ist es aber genau diese Geilheit nach Rendite und Gewinn, welche letztendlich zum Kollaps führen wird. In der Energieversorgung, Wirtschaft und Gesellschaft.


    Mein Kommentar hier ist möglicherweise OT.

  • Zitat von Maresi;243909


    Wenn da politisch kein massiver Druck dahinterkommt (und danach siehts momentan nicht aus) dann wird sich das bis 2022 einfach nicht mehr ausgehen...


    Das ist mMn der Plan der bayerischen Staatsregierung. Man hat das Problem jetzt so viele Jahre verschleppt, dass irgendwann das Abschalten der AKW schlichtweg nicht mehr sinnvoll machbar ist.


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    Zitat von Maresi;243909

    Man muss einfach die Kosten für fehlenden Netzausbau auf die Endverbraucher umwälzen indem man sie dazu zwingt, sich teure und relativ kurzlebige (10 Jahre) Speicheranlagen in den Keller zu bauen?!?


    Ein Speicher auf NS Ebene ist derzeit vollkommen nutzlos, davon abgesehen ist er ultrateuer.




    Zitat


    Wir hatten Ende der 90-er ein Netz auf dem aktuellen Stand der Technik, mit ausreichend Reserven für kurz- und mittelfristige Erweiterungen und einer Verfügbarkeit von > 99,999%.


    Die Netzverfügbarkeit in D war auch die letzten Jahre herausragend gut.


    Inwieweit dies als Indikator für blackout Risiken taugt mögen andere bewerten.


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Eins steht für mich fest: taucht einer mit 'nem Smartmeter bei mir auf und kann mir nicht garantieren daß das Ding unhackbar ist kann er sich trollen!
    Vernetzte Systeme sind per se sabotageanfällig.


    Dazu zähle ich den EE-Irrsinn.
    Wie war das denn 2015 bei der Sonnenfinsternis? Waren da die Techniker nicht heilfroh, daß der Himmel bewölkt und die PV Anlagen nicht die volle Leistung bringen konnten?

  • Hallo zusammen,


    die Welt der Energieversorger hat sich in den letzten 15 Jahren vollkommen verändert.
    Um es mal vereinfacht zu sagen, früher hatten die Mitarbeiter der Energieversorgungsunternehmen (EVUs) Zeit! Jede Anlage wurde gehegt und gepflegt. Die Bereitschaft übernahmen die Mitarbeiter aus der Region die auch für die wartung der Anlagen zuständig war, die kannten Ihr netz wie Ihre Westentasche.

    Das wollten wir aber nicht bezahlen und daher verrotten heute viele Anlagen. Die Bereitschaftsdienste findet sich in den riesigen Gebieten nur noch dank GPS zurecht und viele Anlagen kennen die Mitarbeiten nur aus dem GIS oder Scada System.


    Die Netzreserven wurden aus Kostengründen reduziert. Es ist politisch gewollt und (wie ich finde) auch nachvollziehbar, dass der Strom möglichst wenig kosten soll. Irgendwo muss dafür halt gespart werden, dass sollte eigentlich jedem klar sein. Wir haben hier eine bisher sehr zuverlässige Stromversorgung, auch wenn die Reserven schwinden. Hinzu kommen jetzt aber noch die neuen Anforderungen durch die rerenerativen Energieen, die den ein oder anderen netzbetreiber schon mal ne Scheißperle auf die Stirn zaubern.
    (Edit::Rol: meinte natürlich Schweißperle)


    Das N-1 Kriterium (wird zumindest allen bekannt sein, die Blackout gelesen haben) kann an manchen Orten einfach nicht mehr eingehalten werden, weil Sicherheitsreserven inzwischen verwendet werden (müssen) um den Nornmalbedarf zu decken.


    Nur mal so als Denkanstoß, früher besaß fast jeder Stromversorger seinen eigenen Betriebsfunk, darüber werden u.a. Schalthandlungen koordiniert (sog. Schaltgespräche). Insbesondere ist das bei großen Störungen im Netz von enormer Wichtigkeit, wie man sich leicht vorstellen kann. Einige Energieversorger haben Ihre Funknetze jedoch wegrationalisiert, weil das Handy doch viel billiger ist - mit dem klitzekleinen Nachteil, dass das öffentliche Mobilfunknetz von der öffentlichen Stromversorgung abhängig ist.... :devil:
    ...und somit bei großen Störungen auch die Kommunikation ausfällt.


    Ob ein Blackout letztendlich kommt kann keiner vorhersehen. Mein Eindruck ist, dass wir die Netze und auch Erzeugung (Insbesondere die Regelenergie) zum Teil so auf Kannte fahren, dass wir bei unvorhergesehenen Ereignissen keine Reserven mehr haben um angemessen zu reagieren. Ich persönlich halte einen Blackout für eines der warscheinlisten Szenarien.


    Und ob der nun richtig großflächig ist oder lokal begrenzt spielt unter manchen Bedingungen auch keine große Rolle mehr, es ist immer gut vorbereitet zu sein, ich erinner nur mal an die Ereignisse im Münsterland vor zehn jahren.


    Zitat von tomrc46;244708

    Dazu zähle ich den EE-Irrsinn.
    Wie war das denn 2015 bei der Sonnenfinsternis? Waren da die Techniker nicht heilfroh, daß der Himmel bewölkt und die PV Anlagen nicht die volle Leistung bringen konnten?


    Die Übertragungsnetzbetreiber haben die EVUs ganz schön auf Trab gebracht, vielerorts wurde die Bereitschaft massiv aufgestockt, Dienstfahrzeuge nochmal vollgetankt, die Wartung von Kraftwerken verschoben und Zusatzkapazitäten geschaffen.... Die Folgen der Sonnenfinsternis selber waren im deutschen Stromnetz zwar messbar, aber (wirklich nur wegen der Bewölkung?) sehr viel geringer als erwartet.
    Oder wurde da eventuell aus Politischen/Wirtschaftlichen Gründen Stimmung gemacht? EE sind für die Energieversorger vielerorts einfach nur lästig und passt nicht ins starre Konzept der konventionellen Stromnetze.


    Wie mit unserer versorgungssicherheit gepokert wrid hat sich auch im Februar 2012 gezeigt:
    http://www.spiegel.de/wirtscha…um-blackout-a-815587.html


    Das alles beruhigt mich nicht wirklich.... :face_with_rolling_eyes:


    Gruß Wasser


    (PS.: Das ganze bezieht sich auf die Energieversorgung hier in Deutschalnd)


    OT->ON
    Auch ich möchte weder eine Höchstspannungstrasse in der Nachbarschaft, noch ne HGÜ durch den Garten, aber alles beide würde ich tausende mal lieber in Kauf nehmen, als ein AKW in der Nähe!
    OT->OFF

    Nein, ich gehe nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes - ganz im Gegenteil!

  • Hi Wasser,


    leider muss ich dir mitteilen dass auch in Österreich eine vergleichbare Situation herrscht :loudly_crying_face:
    N-1 schaffen wir immer öfter nicht (was allerdings der Konsument nicht merkt bzw. merken kann).
    Leitungsneubau wird immer blockiert so lange es geht ("weil man ja alles verkabeln kann"; leider haben diese "Profis" keine Ahnung was ein gelöschtes Netz ist bzw. wozu man es braucht :-*).
    Irgendwie wäre es interessant wie die Leute reagieren wenn ihr Netzabschnitt plötzlich finster bleibt weil der Ausbau und/oder Ringschluss nicht (rechtzeitig) gebaut werden konnte...
    Bzw: Wie viel Verständnis die Bewohner der betroffenen Region für die handvoll Verweigerer dann noch aufbringen...


    Interessant ist auch, dass (zumindest in Ö) ein EVU die Kosten der Schwarzstartfähigkeit nicht ersetzt bekommt! Wenn man dann noch bedenkt dass nicht einmal Wasserkraftwerk ohne externe Energie losstarten kann...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hi,


    :Ironie:Wozu Kabeltrassen und Fernleitungen? Es gibt doch Wlan!!!:staun::psst::kichern:



    :Ironie:Wozu Kernkraftwerke? Strom kommt bei mir aus der Steckdose!:grosses Lachen:




    Bei Betreibern von Stromaggregaten habe ich immer zu N+1 geraten. Braucht man 3 Aggregate, sollte man 4 in Bereitschaft haben. Das haben die wenigsten begriffen. Aber solche Aggregate müssen ja auch mal gewartet oder überholt werden. Oder was ist, wenn ein Motor mal ein Bein raussteckt (Pleuelstange durchschlägt die Motorseitenwand nach schwerem Kolbenklemmer)?



    Gruß


    :Angel:

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Zu diesem Thema beschäftigt mich eine Frage bzw. ein Widerspruch schon seit Jahren, auf die ich bisher keine befriedigende Antwort erhalten habe.


    Einerseits sollen wir alle überall Strom sparen. 100 Watt Glühlampen wurden verboten und in Brüssel denken sich die Verantwortlichen immer wieder neue Gesetze aus, wo noch Strom gespart werden soll/muss.
    Kraftwerke (Kohle/Atom) werden reihenweise abgeschaltet.


    Andererseits wird uns aber ausgerechnet das Elektroauto als die Zukunft verkauft. Ich höre dann oft die Aussage bei verschiedenen Fernsehbeiträgen „Autofahren ohne schlechtes Gewissen“.


    Man stelle sich in der Zukunft vor, zig-Millionen Elektroautobesitzer laden Tag für Tag ihre Fahrzeuge auf. Wo kommt der Strom her? Und das alles soll durch dieses marode Leitungsnetz?


    Seht ihr keinen Widerspruch zwischen – Strom sparen wo es nur geht und das Elektroauto ist die Technik der Zukunft?