Blackout-Vorsorge: es tut sich was bei den Kommunen

  • Die Bad Homburger Idee ist sicherlich nicht schlecht und grundsätzlich positiv zu bewerten, wenn auch die Sets nur unvollständig und der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sind. Den Spork hätte man sich aber auch z. B. sparen können, Besteck sollte ja in jedem Haushalt vorhanden sein.


    Aus der Praxis: Ich war während den beiden großen Hochwasserkatastrophen in Bayern bei der Einsatzleitung der Feuerwehr (einer großen) im Dienst.
    Die Problematik, daß sich dieser Personenkreis (wie übrigens natürlich alle anderen FWDiensleistenden und sonst. Helfer anderer HO auch) nicht um die eigene Familie kümmern konnten hat sich auch mir persönlich ganz deutlich gezeigt.
    Aber: Man ist nicht 24 Std. im Einsatz/Dienst. Das Personal wird sehr schnell im Schichtdienst organisiert. Man hat also auch Zeit sich um die eigenen Familien zu kümmern. Nicht sofort, aber immerhin.


    Allerdings muß halt eine gewisse Grundausstattung vorhanden sein, und da ist das BadHomburger VorsorgePAKET sicher schon mal ein Grundstock, der auf jeden Fall zum Nachdenken und vor allem zum Ausbauen und Aufstocken anregt.


    Insofern: Bravo Bad Homburg, vorbildlich.


    Arni McGyver


    - - - AKTUALISIERT - - -


    ...aber nicht, daß Ihr Euch jetzt alle bei der Stadt Bad Homburg für den Krisenstab bewerbt, um das Katadyn-Set zu bekommen:nono::devil:


    Arni McGyver

    Geht nicht - gibt´s nicht! - Jedenfalls nicht für mich.

  • In Berlin gibt es Geld :devil:


    "Ein Stromausfall im Berliner Süden hat am Mittwochmorgen 35.000 Haushalte kalt erwischt. Von 2.44 Uhr bis 7.30 Uhr floss wegen eines Kabelschadens kein Strom, ... Betroffene Haushalte können nun eine Entschädigung von 20 Euro bei der Stromnetz Berlin GmbH beantragen. Denn mit dem knapp fünfstündigen Ausfall konnte das Unternehmen seine Zusage nicht einhalten, Blackouts innerhalb von drei Stunden zu beheben."
    http://www.bz-berlin.de/berlin…n-sie-eine-entschaedigung
    http://www.stromnetz.berlin/de…versorgungssicherheit.htm

  • Das Bewusstsein der Behörden wird allmählich geweckt und geschärft. In dem Artikel "Technik gegen Terror - Blackout - ohne Strom geht nichts" aus dem DLF erkennt man die Ernsthaftigkeit des Themas und die Sorge der Behörden, die sich auch international dazu Gedanken machen. Strom(ausfall) macht ja nicht an den Grenzen halt...


    Aus meiner Sicht ein guter Artikel um Menschen wachzurütteln, die dieses Thema bisher aus ihrer Lebensplanung ausblenden. Ich bin übrigens über eine Twittermeldung des @BBK_Bund darauf gestoßen.


    Wolfgang

  • In unserer kleinen Gemeinde in Oberbayern (ca. 4000 Einwohner) haben wir sage und schreibe (noch) 3 Sirenen.
    Helmut

  • Wir bauen grade 172 neue Sirenen auf und ertüchtigen alle Wachen, Unterkünfte der HiOrgs und Feuerwehrgerätehäuser mit Notstrom (mind. 15kVA). Das ist erst der Anfang.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Zitat von StefanS;303310

    ... und ertüchtigen alle Wachen, Unterkünfte der HiOrgs und Feuerwehrgerätehäuser mit Notstrom (mind. 15kVA)...

    Das ist gut!


    Was für Aggregate nehmt Ihr? Agg.-Hersteller, Motor- und Genohersteller.


    Einlagergenos sind für den Dauerbetrieb nur bedingt geeignet.


    Sind die Agg. alle fest instaliert?


    Dann bring denen auch das mit der begrenzten Haltbarkeit der Kraftstoffe auf Grund der biogenen Anteile bei. Also Rotationsverfahren, V-Power o.ä. bei kleineren Aggregaten, Grotamar 82, krisiensicheres Konzept fürs Nachtanken usw bei.
    Wichtig ist, das die NSHV über eine Fremdeinspeisemöglichkeit besitzt.
    Eigentlich gilt ja n+1, wenn man ein Aggregat dringend braucht, benötigt man 1+1=2 usw.
    Und nicht alle modernen Dieselmotoren sind heute HEL-tauglich, dies betrifft insbesondere Motoren mit VEP und Commom-Rail.


    Gruß

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Whoa, Fragen über Fragen. Wir haben die Geko Super Silent 15010 sowie die Fogo FDG 15MS. Tankvolumen 200l, das gibt etwas über 4 Tage unter Volllast. Getankt wird schwefelarmes Heizöl, da die Dinger ortsfest sind und keinen Zusatznutzen (Heizung) haben - damit ist das steuerrechtlich OK. Der Betriebsstoff wird regelmäßig beprobt, Wartung jährlich, Probelauf monatlich unter Halblast. Bislang haben wir 47 Geräte, es fehlen noch mal knapp 8... Die kommen aber in diesem Jahr noch. N+1 wird erreicht durch mobile Aggregate, die bei Bedarf unterstützen können.


    Zusätzlich haben wir 10 Behelftankstellen a 1000l beschafft, die fahrzeugverlastbar sind. Allerdings machen wir die erst im Ereignisfall voll (Vorvertrag mit Zulieferer).


    Die ersten Aggregate sind von 2010 und laufen noch störungsfrei.


    Ein paar größere Liegenschaften haben 95kVA, teilweise Schiffsdiesel. Tolle Sache, das.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Nicht nur Kommunen machen das. Bei uns in der Firma haben sie eben auch aus Stromausfallgründen Notstromaggregate angeschafft. 2 Stück hab ich bisher gesehen, die sind stationär und haben die Größe eines Sattelaufliegers. Ist interessant zu sehen das man sich auch da drüber Gedanken gemacht hat.


    Ein anderer Betrieb hier im Kreis hat festgestellt das es eine Scheiß Idee war die Notstromaggregate nicht mehr zu warten. Die hatten fast 4h Stromausfall und als die Dinger gestartet werden sollten hat nicht ein Aggregat noch funktioniert. Das Blöde daran war das flüssige Eisen das angefangen hat auszukühlen. Der Schaden war wohl nachher so groß das man die Wartungsverträge wieder hat aufleben lassen und die Dinger seither wieder regelmäßig gewartet und getestet werden. Den Schuh will sich keiner mehr anziehen falls das nochmal passiert

  • Frieder, auf die Städteregion Aachen ohne Stadt Aachen, die haben nämlich ihre alten Sirenen noch und auch vordringlich Berufsfeuerwehr.


    Wartung für nen 95kVA kostet bei uns knapp 1500 im Jahr. Die kleinen Dinger kann man fast selbst machen.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Zum Thema Blackout gab es diese Woche bei SWR Odysso einen sehr interessanten Bericht. Für engagierte Prepper wenig Neues, für unbedarfte Mitmenschen allerdings ein guter Wachrüttler. Erschreckend immer noch die mangelhafte Vorbereitung von Behörden und Institutionen, gut hingegen ein entstehendes Bewusstsein und beginnende Vorbereitungen.


    Wolfgang

  • Nicht überall


    Grüß Gott zusammen,


    aus beruflichen Gründen nur soviel: Es gibt Behörden die könnten besser abgesichert sein obwohl dort zentrale und wirklich wichtige Dinge Landes- und Bundesweit betreut werden.


    Blackout direkt ist KEIN Thema sondern nur allgemeine Risiken.......


    Mehr geht nicht da ich einen direkten Draht dorthin habe ... .. ... will ich nicht versauen.


    Waidmannsheil
    zero-error

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Ich denke, bei diesem Thema tut sich nicht nur in den Kommunen was. Bei uns (mittelgroßes EVU in Österreich) werden bereits seit Monaten die Techniker in der Schaltwarte monatlich auf Schulungen geschickt, wir üben mit den infragekommenden Kraftwerken den Schwarzstart und sensibilisieren unsere Industriekunden (von "können eure LKWs das Gelände noch verlassen" und "läuft euch das Gelände nicht mit Wasser voll" über "könnt ihr eure Maschinen kontrolliert abstellen" bis zu "könnt ihr Ressourcen (beheizbare Hallen, Aggregate, Kraftstoff, ...) für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stellen").


    Zugegeben steht gerade das letzte Programm erst am Anfang, aber immerhin wird es großflächig ausgerollt und auch von ganz oben (bis hin zu Interessensverbänden und Politik) unterstützt.


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Passend zu dem Thema:


    Der heute vorgestellte 10 Punkte Plan der Grünen für die Bundestagswahl dieses Jahr, Punkt 1:


    Das Klima zu schützen, ist eine Menschheitsaufgabe. Wir wollen, dass Deutschland seine Klimaschutzziele einhält – ohne Wenn und Aber. Spätestens im Jahr 2050 wollen wir nur noch saubere Energie in Deutschland haben. Wir beschleunigen die Energiewende, schaffen die Deckelung für den Ausbau der Erneuerbaren Energien ab und achten dabei auf einen fairen Übergang. Wir führen einen nationalen Mindestpreis für Klimaverschmutzung ein. Die Stromsteuer schaffen wir ab und führen im Gegenzug eine aufkommensneutrale CO2-Bepreisung ein. Wir steigen aus der klimafeindlichen Kohle aus. Die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke schalten wir sofort ab, damit Deutschland das Klimaschutzziel 2020 noch erreichen kann.


    Vielleicht haben wir gar kein Problem mit der Stromversorgung? Wir Unwissenden!?!

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Zitat

    Vielleicht haben wir gar kein Problem mit der Stromversorgung? Wir Unwissenden!?!


    Ich kenne jetzt den Plan über die Stromabschaltungen in Deutschland nicht, kann ich das irgendwo nachsehen?
    Wenn es Probleme gibt, dann müßte ja irgendwo der Strom abgeschalten werden, oder?

  • Jetzt müsste man nur noch wissen , wie sich die Grünen im einzelnen vorstellen, wie sie ihre Ziele erreichen können.
    Wäre natürlich genau interessant, wenn man müsste was Merkel vorhat, nachdem sie Klimawandelleugner Trump
    öffentlich kritisiert hat . Maulen geht immer , aber man sollte auch konkrete Pläne haben und vorallem auch erklären,
    daß das ganze eine Menge Geld kosten wird.



    Frieder

  • Moin @ll,


    was in der ganzen Situation und Diskussion so spannend finde:


    Ich erinnere an eine Aussage des Expertenrates der Bundesregierung - immerhin ein vom Staat finanziertes neutrales Gremium aus industrieunabhängigen Wissenschaftlern - rund ein halbes Jahr vor Fukushima. Die Aussage war ganz klar, daß der Strombedarf Deutschlands bereits zur Zeit zu 100% aus umweltfreundlichen Quellen gedeckt werden könne und die bestehenden Atomkraftwerke quasi sofort abgeschaltet werden können.
    Tags darauf verkündete unsere Bundeskanzlerin - sie muß es beurteilen können, sie ist promovierte Physikerin - in einer Regierungserklärung daß die Atomenergie als Brückentechnologie für die nächsten 20 Jahre unverzichtbar sei und natürlich vollkommen sicher und beherrschbar...


    Ohne auf die Inhalte beider hochrangiger und einander diametral entgegengesetzter Äußerungen eingehen zu wollen, wird dem Außenstehenden sofort klar, daß der Wahrheitsgehalt öffentlicher Aussagen zur Sicherheit der Energieversorgung immer auch von Interessenvertretungen und der aktuellen politischen Tagessituation abhängig sind.


    Und damit vielleicht BTT...


    Auf der kommunalen Ebene sind die persönlichen Verbindungen zur unmittelbaren Problematik viel enger und gleichzeitig sowohl nutzbare Ressourcen zur Prävention als auch der Informationsfluß deutlich geringer.
    Will sagen, in der einen Kommune drängen gerade die Fragen nach Schaffung von Gewerbeflächen, Infrastruktur, Kitaplätzen etc. und damit die Steigerung der zu erwartenden Steuereinnahmen mehr und die andere kann sich mehr der Vorsorge widmen.


    Und die entscheidenden Politiker sind viel stärker aus ihrer eigenen Erfahrung heraus gesteuert. Wer interessiert sich für die Sicherheit der Stromversorgung, wenn er oder sie selbst den letzten Stromausfall vor 10 Jahren erlebt hat und das zuständige EVU signalisiert, daß eine 99%ige Versorgungssicherheit gegeben ist?


    Keiner, denn das 1% Risiko kann sich keiner mit den praktischen Auswirkunggen vorstellen ...


    Sind halt in den seltensten Fällen Prepper ...


    denkt der


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von PapaHotel78;307227


    [/B]Vielleicht haben wir gar kein Problem mit der Stromversorgung? Wir Unwissenden!?!


    Man muss aufpassen hier nicht zwei Themenfelder zu vermengen, die kaum miteinander zu tun haben.


    Zum einen die Resilenz der Stromversorgung gegen schwere Fehler, Krisen, Sabotage, Terror und zum anderen die allgemeine Struktur zur Stromerzeugung.


    Den Ausbau der EE stark zu beschleunigen ist überhaupt kein technischen Problem, es ist heute nicht mal mehr ein Kostenproblem, es ist einzig eine Frage ob man das will oder nicht und wenn man es will hat es gewisse optische Konsequenzen.


    Die Resilenz unserer Stromnetze gegen schwere Sabotage ist unbekannt, einen solchen Fall gab es noch nicht, zumindest ist keiner bekannt.


    Rein prinzipiell ist ein Stromnetz mit einem hohen Bestand an Solar- und Windstromanlagen ausfallsicherer, weil hier der Ausfall eines großen Anteils der Erzeuger selbst im Normalfall bereits einkalkuliert werden muss und weil das Stromnetz engmaschiger wäre. Außerdem dürfte es schwieriger sein, 10GW Wind- oder Solarstrom zu sabotieren als 10GW herkömmlicher Erzeugung.


    Bei AKW kommt das Problem dazu, dass diese bei einem längere Stromausfall Katastrophenverstärker sind. Fukushima hat in Ansätzen gezeigt, was passieren kann, wenn die Infrastruktur drum herum geschwächt ist und es in der Aufregung zu Fehlern kommt. Das Problem sind hier aber nicht nur die aktiven Reaktoren, sondern alle Systeme die aktive Kühlung benötigen, also z.B. auch Zwischenlager für Brennstäbe.


    Auf kommunaler Ebene gibt es Möglichkeiten sich vorzubereiten, unabhängig von der Struktur der Stromversorgung. Man muss das aber auch wollen und Geld und Personal dafür in die Hand nehmen und das auch üben. Daran wird es üblicherweise scheitern. Da kann man jetzt ewig drüber schimpfen und lamentieren oder eben sich darauf vorbereiten.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.