Preppeline: ich fand den Virologen Kekulé gestern in der ARD bei Maischberger ganz interessant, mit seinem Ansatz eher ein "Smart Distancing" als ein pauschales "Social Distancing" anzuwenden.
Bislang waren die Anti-Corona-Maßnahmen eher nach der "Hammer-Methode" angewandt worden und nicht immer sehr logisch oder überlegt. Das hat Kekulé auch gestern mehrfach angesprochen.
Beispiel Schutz von Heimen. Der ist immer noch vollkommen unzureichend. Wir haben in D Infektionsraten von 50% der Heimbewohner je Heim. Es findet dort ein Massensterben statt und die Gesellschaft (und Politik) schaut weitgehend tatenlos zu. Dabei weiss man, was man tun müsste. Es ist halt unbequem und würde in die persönliche Freiheit der Heimbetreiber und des Personals eingreifen. Aber das könnte man mit großzügigen Geldgeschenken erträglich machen. Z.B. steuerfreies Einkommen für das Personal, das zusammen mit Heimbewohnern "kaserniert" wird. Stichwort Kohortenisolation von Bewohnern und Personal.
Dann ist das Personal von kommunalen Kitas und anderen Betreuungseinrichtungen für Kinder derzeit größtenteils unbeschäftigt bei vollem Lohn zuhause. Gleichzeitig haben sehr viele Kommunen derzeit fast keine Einnahmen mehr, weil Gewerbesteuerzahler ihre Vorauszahlungsfestsetzungen auf "0" haben setzen lassen, teilweise mussten bereits erhaltene Vorauszahlungen rückabgewickelt werden. Diese Personalressource müsste aus Kommunensicht dringend genutzt werden oder in Kurzarbeit geschickt werden dürfen.
Durch die geschlossenen Schulen hat sich auch bei Lehrkräften teilweise eine Corona-Ferien-Haltung eingestellt. Am Wochenanfang werden Aufgabenblätter verteilt, die die Eltern auszudrucken und den Kindern zu erklären haben. Eine Woche später kommen die Lösungen dazu. Von Rücksendung gemachter Aufgaben an die Lehrer sei bitteschön abzusehen, man hätte ja die Lösungen verteilt. Das muss sich ganz dringend ändern. Die Lehrer sind ebenfalls nicht in Kurzarbeit, sondern bei voller Bezahlung daheim. Es ist technisch möglich, den normalen Unterricht nach Stundenplan zu virtualisieren. Das Jenaplan-Gymnasium in Nürnberg (ein privates, kein kommunales) hat es vorgemacht und unterrichtet per Teams-Software. Die Lehrer sind in den Klassenzimmern, haben ein Notebook dabei und machen ihren Unterricht zur jeweiligen Stunde laut Stundenplan und die Kinder sind zuhause an ihren Geräten und schreiben ihre Sachen ins Heft, als wären sie im Klassenzimmer. Wir Elternvertreter versuchen gerade, die Schule und Lehrer dorthin zu "nudgen", aber es ist unglaublich zäh. Manche Fachlehrer sabotieren den Stundenplan-Takt-Ansatz für ihren Online-Unterricht und suchen sich für sie bequemere Zeitfenster raus - die dann wieder mit dem Online-Unterricht anderer Fächer kollidieren, die nach Stundenplan unterrichtet werden.
Und damit komme ich zu den Kinderrechten...
Das Recht auf Bildung wird momentan brutalst eingeschränkt und selbst unser "Schule ist doof"-Präpubertierender 11jähriger wünscht sich die Schule sehnlichst zurück. Es liegt ausschließlich an der Trägheit und Bequemlichkeit der Erwachsenen, hier keine Pandemie-taugliche Lösung anzubieten; es gibt keinen sachlichen Grund, der die momentane Blidungsblockade seitens der Schulen rechtfertigt.
Das Recht auf Umgang mit Freunden und Spielen könnte man auch eingeschränkt ermöglichen, anstatt alles komplett abzuwürgen. Man könnte ein "Buddy-Modell" machen, dass Kinder ein zwei genau festgelegte Kinder aus ihrem Freundeskreis treffen dürfen. Oder Buddy-Familien, die sich privat treffen dürfen, wenn man sicherstellt, dass sich diese Buddy-Gruppen nicht verketten. Kitas könnten solche Buddy-Gruppen tageweise oder halbtags im Wechsel betreuen. Montag die Kids vom Buddy-Team Meier&Müller, dienstags die von Schmidts&Kowalskis usw. Stattdessen herrscht komplette Ideen- und Tatenlosigkeit (das Personal sitzt zuhause rum und kostet Geld).
Grüsse
Tom