Legionellen im Warmwasserspeicher

  • Ganz davon abgesehen labbert mich jedes Jahr mein Heizungsmonteur voll, dass wir ja nicht die Solltemperatur des Speichers unter 55 Grad senken sollen wegen Legionellenrisiko.


    Dass sowas dann in einem Mehrfamilienhaus gemacht wird, wo das Risiko sicher noch höher ist finde ich spannend...

  • Hauptsache alle 2 Wochen wird für mindestens 1 Stunde der Speicher auf mindestens 60°C gehalten, dann ist das kein Problem, den das nennt sich in modernen Heizungsanlagen "Legionellenprogram".

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Brauchen Legoonellen solange um sich zu vermehren/"gefährlich" zu werden?

    Ich dachte, das ginge schneller...

    Wieder was gelernt.

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • Hauptsache alle 2 Wochen wird für mindestens 1 Stunde der Speicher auf mindestens 60°C gehalten, dann ist das kein Problem, den das nennt sich in modernen Heizungsanlagen "Legionellenprogram".

    Und mein Monteur warnt mich davor, da dann die Kesseltemperatur erhöht ist. Nicht aber die Temperatur in der Wasserleitung.


    Für ihn kommt es auf die Temperatur an, die in der Leitung ist.

  • Danke für den Link, bezüglich der Legionellen ist die Aussage aus dem Dokument vermutlich die Wichtigste:


    Zitat: "Sogenannte „Legionellenschaltungen“ sollen das Legionellenwachstum kontrollieren, indem der Warmwasservorrat periodisch (z. B. einmal täglich) auf mehr als 60 °C aufgeheizt wird. In den Zwischenzeiten kühlt das Wasser durch Wärmeverlust und Wärmeentnahme wieder auf die niedrigere Betriebstemperatur ab. Das UBA hält derartige Anlagen nicht für geeignet, eine effektive Konzentrationsminderung der Legionellen sicherzustellen. Grundsätzlich ist zwischen dem Verhindern des Wachstums (ab 55-60 °C) und dem Abtöten bereits vorhandener Legionellenbesiedlungen zu unterscheiden: Letzteres erfordert mindestens 70 °C. Sollte sich in dem Warmwassersystem bei niedrigen Betriebstemperaturen die Legionellenkonzentration gesundheitlich bedenklich erhöht haben, so würde bei einer Temperatur von 60 °C lediglich die Vermehrungsrate für einen kurzen Zeitraum reduziert, die Konzentration der vitalen Legionellen jedoch kaum vermindert werden. In der Abkühlphase könnten sich diese Zellen dann weiter vermehren. Erst mit einer Erhöhung der Temperatur auf 70 °C im gesamten Warmwassersystem kann eine thermische Desinfektion, d.h. eine Abtötung vitaler Legionellen, sicher erreicht werden. Temperaturen über 60 °C sind jedoch für „Legionellenschaltungen“ technisch nicht sicherzustellen, da eine häufige Erhöhung

    über 60 °C die Installationsmaterialien zu stark in Mitleidenschaft ziehen würde. Auf die notwendige Erhöhung des Energiebedarfs wird hier nicht weiter eingegangen."


    und


    "Das UBA folgt in der Frage energieeffiziente und hygienische Warmwasserbereitung den aaRdT und hält eine Warmwassertemperatur von 60 – 55 °C für Großanlagen für notwendig. Energieeinsparpotentiale werden in der Minimierung der Energieverluste durch angemessene Auslegung und Wärmedämmung der Systeme gesehen. Für alternative technische Verfahren fordert das UBA den wissenschaftlichen Nachweis der hygienischen Unbedenklichkeit vom Hersteller.

    Forschungsbedarf wird für die hygienische Beurteilung von Warmwassersystemen in Kleinanlagen gesehen, die unterhalb einer Wassertemperatur von 60 °C betrieben werden."


    Heisst im Umkehrschluss wer jetzt eine WW-Anlage unter 60°C betreibt handelt aus Hygienesicht zumindest fahrlässig (interessante Haftungsfrage), weil nicht sichergestellt werden kann das die Legionellenproblematik im Zaum gehalten wird. Besser wären auch periodische Aufheizungen auf 70 °C um die Legionellen zu töten, da eine 60 °C-Schwelle ja nur die Vermehrung verhindert/verlangsamt.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Aus Sicht der Verkeimungssicherheit ist es eh am besten, man erhitzt das Wasser erst direkt an der Entnahmestelle unmittelbar vor Verbrauch. Also Durchlauferhitzer oder Wasserhähne mit eingebautem Heizelement. Andererseits sind Berichte über massenhafte Todesfälle durch Legionellen in Haushalts-Wasserinstallationen relativ selten. Probleme mit Legionellen treten eher bei verkeimten Verdunstungskühlern auf, wenn diese wie 2009 in Ulm ihre hochbelasteten Aerosole frei in die Umgebung blasen.

  • Baerti: Danke für die Infos dazu. Wobei viele dieser Richtlinien und Hinweise auf viele verschiedene Warmwasserinstallationen ausgelegt sein müssen, egal ob groß oder klein. Mir ist durchaus klar, dass es in großen Anlagen wie Hotels, Pflegeheimen, Hochhäusern mit vielen hundert Metern Wasserrohren und ggf. vielen Endpunkten, die sehr selten genutzt werden zu Problemen kommen kann.

    Die Frage ist, ob das alles auch für relativ kleine Anlagen auch so kritisch ist. Wir haben beispielsweise eine relativ kompakte Anlage mit einem 100l Speicher im Keller stehen, die beiden Warmwasserstellen (Bad und Küche) sind entweder direkt darüber (Bad) oder darüber und ein Raum weiter links. D.h. es gibt nicht sonderlich viel stehendes Wasser in den Leitungen, außerdem werden alle Abgabestellen praktisch täglich genutzt. Eine explizite "Legionellenschaltung" konnte ich in der Gebrauchsanweisung bisher nicht finden.

    Wenn man dann noch überlegt, dass beispielsweise unsere Ferienwohnung im Ausland oft mehrere Monate leer steht incl. drucklosem Zwischenspeicher... und da hatten wir auch noch nie irgendwas finde ich diese Vorgaben für einzelne Häuser schon ein wenig übertrieben.


    Zusammenfassend bin ich der Meinung in einer Mehrparteienanlage ist es schon "sportlich" die Temperatur zeitweise zu senken, auch bzgl. Haftung. Bei kleineren Anlagen für eine Familie kann man vielleicht schon sparen und noch etwas runter drehen. Oder wie seht Ihr das?


    Gruß

    Bilbo3000

  • Zusammenfassend bin ich der Meinung in einer Mehrparteienanlage ist es schon "sportlich" die Temperatur zeitweise zu senken, auch bzgl. Haftung. Bei kleineren Anlagen für eine Familie kann man vielleicht schon sparen und noch etwas runter drehen. Oder wie seht Ihr das?

    Meine persönliche Meinung dazu: lass es sein. Den größten Anteil am Wärmebedarf dürfte der „Verbrauch“ des Warmwassers haben und nur sekundär die Wärmeverluste des Speichers. Das bedeutet das Einsparpotential ist recht gering, dafür steigt das Risiko der Verkeimung. Wenn du etwas machen willst: Speicher auf 60 Grad lassen und lieber in einen Sparduschkopf investieren (und ggf. die Duschzeit reduzieren).

  • Die Legionellenproblematik nimmt stark ab, wenn Du den Inhalt deines Speichers innerhalb von 3 Tagen verbrauchst. Die meisten Speicher an Wärmepumpenanlagen sehen keine 60°C. Die Legionellenschaltung mit Ihren 70°C bringt auch sehr wenig, da du in dem Moment die gesamten warmen Zapfstellen öffnen müsstest, damit dort auch das heiße Wasser hin kommt.
    Bei einem 100l speicherchen würde ich mir da wenig Gedanken drum machen, es sei denn Du warst 2 Wochen im Urlaub. Dann sollte er hochgeheizt werden. Was Hast Du denn für einen Heizkessel bzw. was für eine Regelung dazu?

  • Moin,


    bei der Fa. KAMPMANN kann man kostenlos folgende Heft/Buch bekommen:


    Kompetenzbroschüre

    Legionella, Pseudomonas und Co.


    Sehr informativ!


    Trinkwasserhygiene wird oft unterschätzt. Und wenn Du z.B. Legionellen eingecapselt im Biofilm an den Wandungen einer Rohrleitungen hast, dann gute Nacht. Im Biofilm ist auch mit hohen Temperaturen oder Chemie kaum dranzukommen.


    Wir (also mein Arbeitgeber) mussten schon bei mehreren älteren KITAS das komplette Trinkwassernetz erneuern, um die Biester endgültig zu beseitigen.


    Ein teurer Spass, wenn die sich erstmal eingenistet haben!


    Grüsse von Michel, der u.a. in dem Bereich beruflich tätig ist.

  • Danke. Das bestärkt mich in meinem Ansatz, kein Risiko einzugehen und die Temperatur im Warmwasserspeicher nicht unter 60 Grad einzustellen. Nach allem, was ich so gelesen habe, vermehren sich die Biester ab 55 Grad nicht mehr.

  • Das Legionellen Risiko steigt wenn das Wasser nicht richtig erwärmt wird. Auch bei mir auf Arbeit. In den Wohnstätten können wir nicht so viel Energie sparen wie wir gerne wollten. Die Ersparnis an der einen Stelle erhöht das Risiko an anderen Stellen. Um Legionellen Befall zu vermeiden muss das Wasser entsprechend erhitzt werden. Dummerweise ist dieses Wissen nicht allen bekannt, ungefähr so wie keinen Holzkohlegrill im Wohnzimmer betreiben.


    Legionärskrankheit! 63-Jähriger stirbt wegen gefährlicher Spar-Maßnahme - FOCUS online


    Tschüss Heiko

  • Das Legionellen Risiko steigt wenn das Wasser nicht richtig erwärmt wird.

    Der in dem verlinkten Focus-Artikel dargestellte Sachverhalt ist so nicht ganz richtig: Es wurden keine Legionellen im Boiler oder im Rohrleitungsnetz festgestellt, sondern nur im Duschschlauch. Und da wird wohl selten ein über 40 Grad heißes Wasser durchlaufen, da es in der Dusch-Armatur temperaturmäßig heruntergemischt wird. Bei täglich genutzter Dusche würde ich das Risiko eher gering einschätzen? Aber ich bin da kein Fachmann. Deshalb müssen in Klniken, Altenheimen, usw. diese Duschschläuche demontabel ausgeführt sein. Damit das bei Nichtbenutzung austrocknen kann. Im Wohnbereich hab ich das aber noch nicht gesehen.

  • "Hygienemaßnahmen helfen gegen die Legionellen nicht. Es geht nur um das Warmwasser. Specht erklärt: „Im Idealfall sollte die Wassertemperatur immer 60 Grad Celsius betragen. Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius bieten ideale Wachstumsbedingungen für Legionellen. Oberhalb von 50 Grad Celsius wird das Wachstum wirksam gehemmt und oberhalb von 60 Grad Celsius sterben die Bakterien sogar ab.“"


    Das würde ja wieder gegen eine Nachtabsenkung sprechen. Denn wer will schon die Leitung öfters spühlen.

  • ....das wird auch oft überzogen....


    Schaut mal nach, wie viele, bzw. besser wie wenig Legionellenfälle es gibt....


    Und selbst wenn...da stirbt man auch nicht sofort von....


    Wahrscheinlich sterben x Mal so viele Leute, weil sie ausrutschen, wenn sie sich nach der Seife bücken, und ausrutschen....


    Hat halt nichts Gasmangel zu tun....


    Gruß EZS

  • Wow,

    die Argumentation verstehe ich nicht.

    Wieviel oder wie wenige Legionellenfälle es gibt, sollen wir nachschauen?

    Meinst du bei den üblichen 60°? Oder wenn man die Temperatur absenkt?

    Und der hier erwähnte Fall ist auch "nicht sofort" daran gestorben. Hat halt über eine Woche gedauert. Und er war schon krank. Ist das ein Grund, die Gefahr zu ignorieren? Ich bin auch chronisch krank.


    Zu dem Fall mit der Seife und bücken ... sage ich lieber garnichts,

    da fallen mir keinerlei Todesfälle ein (nie in meinem Leben von gehört, und das wäre groß in der Zeitung

    (zumindest auf der Bild-Titelseite) gestanden!), sondern nur Szenen in Gefängniss-Filmen. :face_with_tongue: .

    Der Optimist glaubt in der besten aller Welten zu leben.
    Der Pessimist denkt: Der Optimist hat recht, alle anderen Welten sind noch schlechter.


    BZHYY65R

  • Wieviel oder wie wenige Legionellenfälle es gibt, sollen wir nachschauen?

    Deutschland liegt mit einer Meldeinzidenz von 1,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (2018) leicht unter dem aktuellen europäischen Durchschnitt von 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner [1, 2]. Da nicht alle Pneumonien auf eine Legionellen-Infektion getestet werden, ist von einer Untererfassung auszugehen. Aus Studieninformationen wird die tatsächliche Inzidenz nicht-Krankenhaus-assoziierter Fälle von Legionärskrankheit auf etwa 18 bis 36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner geschätzt

    Die Letalität der Legionärskrankheit liegt bei reiseassoziierten und ambulant erworbenen Fällen bei 5-9% und bei Krankenhaus-assoziierten Fällen bei etwa 13%

    Nicht zu unterschätzen. Besonders bei schwieriger Situation im Gesundheitssystem. Oh, wait.

  • Wenn Montagmorgen das Legionellenprogramm läuft, drehe ich die 7 Hähne in der Bude auf und lass heißes Wasser rauslaufen für 30 Sekunden und drehe mal die Armatur nach links und rechts. Müsste doch dann passen?


    Die Mutter meines Chefs erkrankte unlängst daran. Im KH dauerte es drei bis vier Tage, bis die Diagnose stand. Sie hatte es sehr schwer erwischt.

  • Aber ist das dann immer noch energiesparender als gleich 60° einzustellen.

    Bei einem Einfamilienhaus sind das dann einmal 5 Minuten reine Wasserverschwendung und eine Heizung, die einmal die Temperatur richtig hoch haut.