... man jung ist und und keine Ahnung hat, was man machen soll?

  • Hallo liebe Forummitglieder,
    eins vorweg, meine Situation ist vielleicht nicht ganz so drastisch wie im Titel beschrieben: Ich bin 21 Jahre alt, lebe in Deutschland (Hessen) und studiere momentan Englisch und Geschichte auf Lehramt.
    Mich plagt zurzeit eine Phase, die ich trotz meines jungen Alter fast schon als eine "Midlife crisis" bezeichnen würde. Ich lebe zwar zusammen mit meiner Freundin in einer stabilen Partnerschaft, aber es gibt momentan zwei Dinge, die mir Sorgen (für die Zukunft) bereiten.
    1. Die momentanen und zurückliegenden Entwicklungen in diesem Land und Europa, die meiner (und wohl auch eurer) Meinung nach zu einem Crash / Kollaps irgendeiner Art führen wird.
    2. Mein (angestrebter) Beruf des Lehrers. Ich habe mich mehr oder weniger aus der Not heraus für das Lehramtsstudium eingeschrieben, da ich mir nach meinem Militärdienst erst mal dachte, dass ich erst mal einen "richtigen" Beruf ausüben muss. Ich entschied mich kurzerhand für Lehramt, da mein Vater auch Lehrer ist und mir das Unterrichten, was ich schon im Rahmen von einfachem Nachhilfeunterricht getan habe, schon etwas lag.
    Mittlerweile sehe ich dafür keine Zukunft mehr. Das hat viele Gründe, welche man gar nicht hier alle aufführen könnte.
    Kurzgefasst wäre dies, dass es viel zu viele Lehreranwärter gibt (vorrangig viele mit Geisteswissenschaftlichen Fächern wie ich) und dass vorwiegend nur Lehrer mit MINT - Fächern gesucht werden. Des weiteren ist der Markt für Lehrer eher gesättigt und der Demographische Wandel zuzüglich der momentan unkontrollierten Zuwanderung tun ihr übriges.
    Sehr wichtig ist mir auch, dass es einfach kein Praxisbezogener Beruf ist. Was wollte ich schon machen, wenn es mal soweit ist und es "kracht"? Ich denke selbst aus den entferntesten Handwerksberufen kann man noch Wissen ziehen, welches man für eine Postcollapse Situation nutzen kann und Englisch und Geschichte zählen meiner Meinung nach nicht zu den "Fächern des Überlebens".
    Ich könnte meine Ausführung hier noch deutlich weiter in die Länge ziehen, doch ich hoffe die, die sich dazu durchringen können, diesen Text zu lesen, verstehen meine Situation wenigstens ein wenig und können mich mit ihrer reichhaltigen Erfahrung belehren.


    PS: Was ich allerdings gar nicht will, ist das Studium weiterzuführen, da ich die momentane "Überakademisierung" (Sehr viele Studenten, immer weniger Azubis) als Besorgniserregend betrachte. Ich weiß dass dieser Text hier mehr Fragen aufwirft, als man beantworten kann, aber vielleicht gibt ja doch jemand seinen Senf hier dazu oder sieht sich in einer ähnlichen Lage und erfasst das ganze als Problem, welches weit mehr als nur eine einzelne Person betrifft. :):)

  • Ich würde NIEMALS meinen aktuellen Beruf nach irgendwas wählen, was vielleicht in Deiner oder meiner Postapokalypsenphantasie notwendig sein könnte. Was meinst Du, wie groß die midlife crises erst ausfällt, wenn dann die Apokylpse ausbleibt und was wär das für ein vergeudetes Leben, bei dem man sowieso nur verlieren kann. (kommt die Apokylpse ist es doof, kommt sie nicht ist es auch doof)


    Du verbringst mal 40h/Woche Deiner Lebenszeit in einem Beruf und wenn ich Dir einen Rat geben darf, dann wähle Deinen Beruf so, dass Dir diese Zeit auch halbwegs Spaß bereitet.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hi Kraemerh


    Klar, das willst du nicht hören, aber wenn du nicht gerade erst begonnen hast, sondern schon einige Semester in die Lehrerausbildung investiert hast, würde ich dir ernsthaft empfehlen, die Ausbildung fertig zu machen.
    Ich kann dir das nur aus meinem Umfeld berichten: Ich kenne viele, die eine Ausbildung angefangen haben, welche ihnen nach einer gewissen Zeit nicht mehr gefallen hat. Trotzdem haben sie die angefangene Ausbildung durchgezogen und können nach dem Abschluss der Erstausbildung ganz andere Wege beschreiten, die ihnen so geöffnet wurden. Als "Ausbildungs-Abbrecher" steht man (zumindest kenne ich das so aus der Schweiz) ziemlich schlecht da im Vergleich zu anderen, welche z.B. bereits eine Erstausbildung absolviert haben.


    Zu den restlichen Fragen gibt es hier weitaus kompetentere Teilnehmer, die dir bessere Antworten liefern können als ich :winking_face:


    Grüsse
    Anomen

  • Zitat von kraemerh;193723

    eins vorweg, meine Situation ist vielleicht nicht ganz so drastisch wie im Titel beschrieben


    Stimmt. Und darüber solltest Du Dir klar werden. :face_with_rolling_eyes:


    Zitat von kraemerh;193723

    1. Die momentanen und zurückliegenden Entwicklungen in diesem Land und Europa, die meiner (und wohl auch eurer) Meinung nach zu einem Crash / Kollaps irgendeiner Art führen wird.


    Ja und? :Cool: Nur weil Du und vielleicht ich und andere diese Meinung haben muss es dazu nicht kommen. Uns selbst wenn es einen Crash gibt weiss niemand wann, wie stark, wie lange mit welchen Auswirkungen usw. Ich will damit sagen, bereite Dich vor, aber lebe dein jetziges Leben ohne Angst. Was ist denn, wenn Du irgendwann 80 bist und nix Großes ist passiert? Krisen und ähnliches hat es immer gegeben, lass Dich davon nicht zu sehr runter ziehen.



    Zitat von kraemerh;193723

    2. Mein (angestrebter) Beruf des Lehrers. Ich habe mich ...


    Da wird Dir niemand die Entscheidung abnehmen können. Nimm Dir vielleicht eine kleine Auszeit und werde Dir klar, was Du möchtest und wie Du leben willst. Welche anderen Möglichkeiten als Lehrer sind für Dich vorstellbar? Macht es Sinn, diese "Ausbildung" erst zu beenden? Was ist langfristig das Richtige für Dich?



    Legend, kann Dir nicht wirklich helfen, da eine individuelle Entscheidung

  • Ein langwieriges Studium (zumindest in DE ist Lehramt eine langwierige Angelegenheit mit Referendariat, Staatsexamen und allem was dran hängt) würde ich persönlich umgehend abbrechen wenn ich überhaupt keinen Sinn mehr darin sehen würde. Reine Zeitverschwendung. Es sei denn, das Ende wäre bereits in Sicht. Dann wiederum wäre es blöd abzubrechen.


    Zwei Menschen, zwei Meinungen. :grosses Lachen:


    Wie Cephalotus würde ich meine Berufsentscheidung natürlich nicht davon abhängig machen, das alles den Bach runter gehen könnte. Ich fürchte, dass Dir nichts anderes übrig bleiben wird als Dich mit dem Thema Deiner persönlichen Zukunftsgestaltung auseinander zu setzen. Du musst einfach nur herausfinden was Du willst. :face_with_rolling_eyes:


    Ein handwerklicher Beruf ist nicht nur aus Preppersicht sinnvoll, sondern bietet genügend Raum für eine berufliche Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung ohne dass der Weltuntergang eintritt. Ist halt nicht cool. Jedenfalls momentan nicht. Aber das kann sich ja noch ändern.


    Sagt jemand, der den ganzen Tag nur Bytes durch die Gegend schiebt, aber auch eine handwerklich Ausbildung hat. Vor langer Zeit... :face_with_rolling_eyes:

    I feel a disturbance in the force...

  • Hallo Kraemerh,


    ich bekomm gerade den (absehbaren) Crash eines 28 -Jährigen sehr nah mit, der trotz entsprechender Nachfragen/Warnungen unbedingt ein Studium beginnen musste, bei dem von vorneherein klar war, daß die Zahl der späteren Arbeitsplätze verdammt klein sein wird.


    Wie schauen die Vorhersagen in Deinem Tätigkeitsbereich konkret aus ? Wie schauts mit Deinen Noten aus ? Zumindest in Bayern werden die Stellen teilweise nach den Examensnoten besetzt.


    Auf der anderen Seite : Wenn Du als Lehrer die Verbeamtung schaffst, hast Du finaniell ausgesorgt. Beim Lehramt für die Oberstufe/Gymnasium bleibt Dir der Umgang mit den Prolls weitgehend erspart .
    Wenn Du statt ner Vollzeitstelle nur ne 75 % Stelle nimmst, hast Du ausreichend Freizeit, um Dir andere Kenntnisse anzueignen.


    Wenn die Planstellen-Perspektive für Englich und Geschichte nicht so rosig ist, Du aber gerne unterrichten möchtest, könntest Du Dich nach einer Lehrstelle umschauen und anschließend fürs Lehramt an der Berufschule oder Berufsoberschule studieren , vielleicht gibts ja Englischlehrer in Verbindung mit Fachlehrer für ?????


    Bei den ?? gehts dann allerdings wieder los , welche Berufsausbildung beim großen Kollaps sinnvoller ist, Landwirt, Schreiner, Schmied oder Metzger ?



    Frieder

  • Moin, darf ich fragen in welchem Semester Du bist und wie viele Du in der Regelstudienzeit noch vor Dir hast?


    Ich bin in einer ähnlichen Situation (5. Semester Humanmedizin aber noch kein Physikum), daher wäre die Relation für mich interessant.


    Ach btw, das man mal einen Durchhänger hat und alles hinschmeißen möchte hat fast jeder Student/Auszubildende mal, damit stehst Du nicht alleine da auch wenn es sich vielleicht gerade so anfühlt.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Hallo,


    das was Du gerade hast, ist eine hundsgewöhnliche Sinnkrise und Du suchst jetzt Meinungen, die Dir bestätigen sollen, das angefangene Studium hinzuschmeissen.
    Bevor Du das tust: such Dir für die nächsten Semesterferien einen Vollzeit-Aushilfsjob, lege die Kohle auf die Seite und nimm 1-2 Semester Auszeit, schnapp Deinen Rucksack und schau Dir Südamerika als Backpacker an. Oder Australien. Später wirst Du nie mehr die Gelgenheit haben, spontan, "egoistisch" und für längere Zeit was zu unternehmen. Es wird aber Dein Leben prägen.
    Danach kannst Du zu ende studieren, das Studienfach wechseln oder immer noch abbrechen und was anderes (praktischeres) lernen.


    Wenn Du aber jetzt mit 21 bei der ersten Sinnfrage "kneifst", dann wirst Du das später auch immer wieder tun. Und die Sinnfragen werden sich immer wieder stellen. Den inneren Schweinehund zu überwinden und ihm nicht gleich bei der ersten Gelegenheit nachzugeben, wird sich auch später im Leben auszahlen, nicht nur im Berufsleben.


    Deine Argumente verstehe ich vor diesem Hintergrund als Scheinargumente, um Deinen geplanten Studienabbruch vor Dir und Deinem Umfeld rechtfertigen zu können.


    Zitat von kraemerh;193723


    1. Die momentanen und zurückliegenden Entwicklungen in diesem Land und Europa, die meiner (und wohl auch eurer) Meinung nach zu einem Crash / Kollaps irgendeiner Art führen wird.


    Ja mei, was meinst Du wie ich mich als 21jähriger in den 1980ern gefühlt habe: Nato-Doppelbeschluss, SS20, Pershing-2, Mutual Assured Destruction? 15km von meinen Wohnort lagerten Atomsprengköpfe auf Kurzstreckenraketen mit 150km Reichweite - wir hätten sowohl den Abschuss (in BaWü), als auch den Einschlag (immerhin in Bayern...) live miterlebt. Da hat man sich Gedanken gemacht, ob überhaupt nochwas eine Zukunft hat!
    Ich will die heutige Zeit nicht verniedlichen, aber Zukunftsängste sind nunmal Bestandteil der Menschheit, die wirds auch in Zukunft geben (fürchte ich - sic)!


    Zitat

    2. Mein (angestrebter) Beruf des Lehrers....Mittlerweile sehe ich dafür keine Zukunft mehr....dass es viel zu viele Lehreranwärter gibt (vorrangig viele mit Geisteswissenschaftlichen Fächern wie ich) und dass vorwiegend nur Lehrer mit MINT - Fächern gesucht werden. Des weiteren ist der Markt für Lehrer eher gesättigt und der Demographische Wandel zuzüglich der momentan unkontrollierten Zuwanderung tun ihr übriges.
    Sehr wichtig ist mir auch, dass es einfach kein Praxisbezogener Beruf ist. Was wollte ich schon machen, wenn es mal soweit ist und es "kracht"? Ich denke selbst aus den entferntesten Handwerksberufen kann man noch Wissen ziehen, welches man für eine Postcollapse Situation nutzen kann und Englisch und Geschichte zählen meiner Meinung nach nicht zu den "Fächern des Überlebens".


    Wenn ich in das Gymnasium schaue, das ich 1989 verlassen habe, dann begegne ich dort noch erstaunlich vielen immer noch aktiven Lehrern, die ich auch schon hatte. Ergo - es gibt in den kommenden Jahren eine gigantische Pensionierungswelle und entsprechend einen steigenden Bedarf an neuen Lehrern.


    Das gehype um MINT kann ich schon nicht mehr hören (als E-Technik-Ing. der auch schon unterrichtet hat). Der Fachkräftemangel ist eine Mär, es "mangelt" der Industrie vor allem an billigen Fachkräften im MINT-Sektor, die werden aber auch nicht mehr, wenn man die Jugend durch MINT-Masterstudiengänge prügelt - denn sowas ist teuer und die Leute wollen dann mehr als die z.B. vom Ex-Bosch CEO Fehrenbach gern geforderten max. 40.000 Euro Bruttojahresgehalt für einen importierten Ingenieur verdienen.
    Der Industrie ginge es vermutlich alleine dann schon wesentlich besser, wenn man die Anzahl der häufig unsäglich agierenden BWLer in den Führungsetagen per Quote limitieren würde, aber das ist eine andere Baustelle...


    Und die momentan ansteigende Zuwanderung in Europa passt IMO doch sehr gut zu einem Englisch-Lehrer (der als deutscher Muttersprachler zudem auch Deutsch vermitteln könnte): die zugewanderten sind grossenteils sehr jung und bildungshungrig und wir werden am Ende noch froh an ihnen sein. Entweder, weil sie unsere demografischen Lücken füllen oder weil sie mit unserem Wissen und unserer gesellschaftlichen "Ideologie" intus später ihre Heimat wieder aufbauen. Sozusagen ein Investment in die Zukunft des Planeten.


    Sicher gibt es Berufe, die näher an irgendwelcher Praxis sind, als Geschichte und Englisch in der Schule zu vermitteln. Aber das liegt auch an einem selbst. Hier unserer kleinen Werkrealschule haben sich zwei Englisch- und Sportlehrer mächtig reingekniet und haben eine schuleigene Baseball-Mannschaft auf die Beine gestellt und die spielt nun regelmässig gegen die Highschool-Teams der US-Army in Stuttgart, mittlerweile treffen sich die Familien der Mannschaftsmitglieder auch schon mal zum schwäbisch-englischen BBQ.


    Aber wenn Du jetzt das Studium abbrichst und stattdessen "irgendein" Handwerk lernst (sofern Dich überhaupt ein Lehrmeister einstellt - die haben häufig eine ausgeprägte Akademikerphobie, je handfester der Lehrberuf, desto ausgeprägter die Skepsis gegenüber Abiturienten), dann ist damit auch nicht sichergestellt, dass Dich der Handwerksberuf vor allen Krisen schützt oder Dir ein langes gesundes Leben bescheren wird.




    Grüsse


    Tom

  • Hallo Kraemerh,


    Vor einem Jahr ging es mir ähnlich wie dir. Mein Studium (Elektrotechnik) machte mir keinen Spaß mehr, ich überlegte mit meiner Freundin zusammenzuziehen, etwas Angst vor etwaiger Krise war da ( wobei Etechnik imho doch ganz gute Jobaussichten stellt).


    Tja, jetzt bin ich 22, meine Umzugspläne sind erstmal gescheitert ( diverse Probleme bzgl. Bafög) und meine Freundin hat exakt auf einen Jahrestag Schluss gemacht.
    (Unter anderem wegen solcher Dinge war ich auch eine Weile nicht mehr ganz so aktiv im Forum...)


    Klingt ja jetzt erstmal Schei*e.
    Allerdings geht es mir jetzt wirklich besser als je zuvor. Und Warum?


    Weil ich gelernt habe, aus mir selbst heraus glücklich zu sein. (Un weil ich gemerkt habe, das die ewigen psychischen Probleme meiner Ex auch mein Leben begonnen haben runterzuziehen)
    Aber genug von dem langweiligen Gelabere über mein ach so schreckliches leben :p


    Ich denke mal, das ist auch der einzige Tipp,den man dir wirklich auf den Weg geben kann: Werde glücklich.
    Mach dir eine Liste, was dich glücklich macht, überleg dir, wie du es erreichen kannst und dann zieh es durch.


    Beispielsweise das mit deinem Studium: Für mich hört sich das so an, als würdest du das machen, weil du nichts besseres gefunden hast. So ging es mir anfangs auch, mittlerweile weiß ich aber, was ich damit später (und auch jetzt schon) machen kann und bin wieder voll motiviert.


    Wenn dich das Lehramt nicht mehr motiviert, such dir ruhig etwas anderes. Vor allem Mathematisches kannst du sicher anrechnen lassen.


    "Oh mein Gott, Krise, Lehrer werden nicht gebraucht"? Wenn dir das liegt, dann WIRST du gebraucht! Mal ehrlich, motivierte Lehrer sind rar gesät und mit einer guten Einstellung findest du auch einen Job.


    ERGO: Mach eine Pro/Kontra-Liste, informiere dich, ob es etwas gibt, das besser sein könnte, usw.
    Allerdings würde ich meinen Vorrednern zustimmen; Stehst du bereits fast am Ende, zieh das noch durch, danach kannst du immer noch etwas anderes studieren.
    Jedoch solltest du etwa studieren, wenn du schon die Möglichkeit dazu hast.
    Wenn du wirklich etwas krisensicheres haben möchtest, das dir auch Spaß macht, könntest du ja nach solchen Studiengängen suchen, in denen du auch "praktikables" lernst, beispielsweise Ingieneursstudiengänge, Werkstoffkunde, Brauereiwesen,...Die Liste ist lang und auch solche Fächer kannst du auf Lehramt studieren.



    Zu deinem Punkt 1), der Angst vor dem Kollaps.
    Das ist doch nun wirklich generationsübergreifend.In unserer Generation ( abgesehen von den Sheeples deren einzige Angst es ist, dass auch ihr "Eifon" die Farbe der Jeans und die Form der Ar*chbacken annimmt) gibt es halt die Angst vor einem Wirtschaftskollaps, vor dem dritten Weltkrieg durch die Ukrainekrise, durch den großen Blackout oder durch eine Islamisierung Europas. Und? Früher hatte die Jugend angst vor einem Nuklearkrieg, dem "bösen Russ'" oder der spanischen Grippe.


    Alleine, dass du dir Gedanken darüber machst, hilft dir doch, so etwas im Notfall besser durchzustehen, als andere?
    Willst du wirklich dein Abitur "verfallen" lassen und statt einem Studium, das zu besserer Zukunftssicherheit (auch in Wirtschaftskrisen) verhilft, eine Handwerksausbildung vorziehen, die dir vermutlich nicht soviel Geld, Freizeit und auch Freiheit bietet und vielleicht nach einem Jahr probieren auch nichts mehr für dich ist?


    Wenn eh alles nuklear verseucht ist oder irgendein anderes hochinvasives Szenario eintritt, ist dein Beruf egal.
    Bei Wirtschaftskollaps und anderen Szenarien hilft imho Vorbereitung und Kontakte. Kontakte kriegst du als Akademiker durchaus mehr denke ich und Vorbereitungen kosten Geld, das du als Akademiker vermutlich auch besser verdienst.



    Also wie dem auch sei, ich persönlich bin der Meinung, das du, sofern du die Fähigkeiten, Abitur usw besitzt, unbedingt studieren solltest.


    Um es mal zusammenzufassen empfehle ich dir aber, einfach eine (oder mehrere) listen bzw. eine Mindmap oder ähnliches zu erstellen und die Punkte
    - Wer bin Ich?
    - Was kann ich?
    - Wer möchte ich sein?
    - Wie erreiche ich das?
    - ...alles andere was dir wichtig ist..


    Darin erfassen.


    Die Entscheidung, was du selbst aus dir machst, kann dir nämlich keiner beantworten und du solltest dich darin auch von nicht ausser dir selbst beeinflussen lassen. Egal ob von Partnern, Familie, etwaiger Krisenangst,Jobaussicht laut iwelchen Experten, usw.
    Auch wir im Forum können dir das nicht abnehmen.


    Das ist allein deine Entscheidung.


    Revedere Romal


    PS: Viel Glück auf jeden Fall!

  • Servus zusammen,
    also da wurde jetzt schon einiges richtiges, aus meiner Sicht ;-), gesagt.
    Ich verfüge nun auch über "etwas" Lebenserfahrung.
    Wie tomduly stamme ich auch aus BW. Ich kann mich noch gut an die Pershings erinnern. Haben immer dagegen demonstriert. War alles nicht so lustig. Kalter Krieg etc....
    Ich denke solche, wie auch die jetztigen Zeiten gibts andauernd.
    Aber....
    Ich richte mich ein so gut es geht. In jedem Weltkrieg hier wurden Kinder gezäugt, Häuser gebaut und Bäume gepflanzt! Also bitte nicht den Kopf in den Sand...
    Und aus meiner beruflichen Erfahrung heraus möchte ich dir raten, bring das Ding zu Ende. Englisch kann man immer brauchen, besonders wenn man es auch noch vermitteln kann. Und was will man mehr lernen als aus der Geschichte?
    Wenn du es verwirklichen kannst, dann nimm dir wirklich die vorgeschlagene Auszeit und bereise andere Länder. Bildet immer.
    Und nach deinem Studium kannst du ja auch immer noch eine handwerkliche Lehre machen. Schadet bestimmt nix. Sei dir aber bewußt, dass in handwerlichen Berufen es meistens so ist, dass "Studierte" auf eine gewisse Ablehnung stoßen. (So hält mann keinen Schrauberzieher, oder hast das so studiert .... :-)))) )Aber das kann man durch Willen und Enganement ausgleichen.
    Bitte nicht den Kopf in den Sand, sondern nach vorne blicken.
    Und es ist verdammt wichtig im Leben, finde ich, dass man macht was einem Spaß macht und man auch wirklich will :winking_face: Egal ob es danach einfach ist einen Job zu bekommen.
    Du wolltest es !
    Lg
    Boxer
    @ tomduly
    Sind die Dinger jetzt endlich weg? Weil ich wohne jetzt in Bayern ;-))))


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Starker Beitrag Romal!


    Respekt!!!


    Vielen dank dafür

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Oh Ohhh,das hört sich wirklich nach einer " kleinen Krise" an...


    Ich gehöre auch zum Kreis der " alten Säcke" ( 50 +),darf einem jungen Typen wie Dir auch schon mal was raten und möchte dir folgendes gerne und kostenlos mit auf den Weg geben :


    Mache es so wie Tomduly schon ganz richtig vorgeschlagen hat,nimm eine Auszeit und guck dir was von der Welt an !
    Dadurch öffnet sich dein Blick für`s Wesentliche,Probleme die du jetzt zu sehen meinst wirst du mit Abstand und neu betrachtet vielleicht gar nicht mehr als solche sehen :winking_face:


    Zu der Berufswahl lass Dir noch sagen : Wähle etwas wovon Du meinst das es Dir auch langfristig Spass machen kann,erlernst Du etwas das Dir keine Freude macht und mit dem Du im Inneren nicht einverstanden bist wirst Du schlecht in dem Beruf sein,dies merken auch potenzielle Arbeitgeber sehr schnell beim Einstellungsgespräch !


    Ich habe das auch nach einer etwa 10 Jahre dauernden "Orientierungsphase" erkennen müssen,meine Berufsausbildung und den dazu nötigen Schulabschluss habe ich erst im Alter von 26 Jahren begonnen.
    ( Qualifizierter Realschulabschluss auf einer sog. "Heimvolkshochschule",danach quasi einem " Recruiter" in die Arme geschubst worden der mich dann überzeugt hat mitzumachen - Berufsausbildung 3 Jahre- im zarten Alter von 34 dann noch die Meisterprüfung obendrauf^^


    Die " Orientierungsphase" hat mich entscheidend geprägt,diese möchte ich um nichts vermissen,auch wenn es teilweise harrsträubend chaotisch zugegangen ist incl. Chronisch pleite sein,durchgerostete Bulli`s selber zusammengeflickt haben,beim dahinrattern über einsame Landstrassen im nirgendwo von Marokko Selbstzweifel kriegen ( was mach ich hier nur..)


    Aber eins kann mir keiner mehr nehmen : Die Erkenntnis das man sich nur selber aus einer meist ( selbst angerichteten) Scheixxe ziehen kann ! Also los, bau mal kräftig "Scheixxe" in Form von einer Auszeit,das wird dich prägen,du erkennst Dich selber hinterher besser und bist krisenfester und leistungsfähiger.Probleme die eigentlich gar keine sind wirst du dann mit einem Grinsen meistern und hier zu Lande wird Dich so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen können.


    Wegen einer Lücke im Lebenslauf : Etwas geschickt formuliert macht sich ein " freiwilliger Auslandsaufenthalt" sicher gar nicht schlecht,das haben auch Personalverantwortliche schon erkannt...


    Und bitte : Schmeiss nicht alles gleich hin,besprich Dich mit einigen Vertrauenspersonen,entscheide dann !

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • Hallo "Kraemerh",


    also ich muss mich, wenn ich Deine Zeilen hier so lese, an meine eigene Studentenzeit zurück erinnern.


    Auch ich hatte diese "Identitätskrisen" oder wie immer man das bezeichenen möchte, dazu kam noch, dass ich in einem ganz anderen Kulturkreis aufgewachsen bin, was zur Folge hatte, das ich mich zunächst in D einmal zurecht finden musste mit all seinen so gut organisierten "Regeln und Zwängen". Die Details dazu möchte ich hier nicht wirklich öffentlich machen.


    Jedenfalls führte dies dazu, dass ich 2 Studiengänge (Naturwiisenschaftlich / Ingenierutechnischan der Uni ) abgebrochen habe, zwischendrin eine klassische kaumännische Lehre begann und dann feststellte, das das, was ich dort vermittelt bekam, gar nicht mein Leben lang machen wollte.
    Schlussendlich fand ich ein "Nischenstudium" an eine FH, das ich ich relativ problemlos durchgezogen habe und das mit Nebemjobs.


    Heute bin ich fast 60, habe 2 Söhne 30 und 27, bin immer noch mit der Frau verheiratet, die so einiges auch in meiner Studienzeit mit mir durchgestanden hat, und sehe auf diese "bewegten Zeiten" heute zurück.


    Was würde ich Dir raten ?


    Ich wusste damals (auch) nicht, was ich wirklich wollte. Das weiss ich heute auch immer noch nicht, wenn ich ganz ehrlich bin.


    Einige meiner Vorredner haben schon gefragt, wie weit Du mit Deinem Studium bist.

    Davon abhängig, würde ich die Entscheidung treffen, weitermachen oder aufhören.


    Exmatrikuliere Dich aber nicht, solange Du keine handfeste Alternative hast.


    Als Student bekommst Du problemloser Aushilfs-Jobs und hast Steuervorteile und günstige Krankenversicherung.
    (Urlaubssemester / Praktikum ...) und sonstige Vergünstigungen auch im Ausland.


    Zunächst einmal würde auch ich Dir raten ein "Mindmap" aufzustellen und zwar mit folgenden Punkten / Listen:


    - Was willst Du (gefällt Dir am besten) ?


    - Was willst Du auf keinen Fall (K.O Kriterium) ?


    - Was wäre noch akzeptabel (machen, wenn denn sein muss) ?


    - Wie sollte Dein Lebensumfeld aussehen ?

    (Fühlst Du Dich hinter einem Computer wohl, möchtest Du mit Menschen, Tieren, Geräten ..... arbeiten? Drinnen, Draußen, unterwegs sein ? ...)


    - Möchtest Du eine Familie / Kinder haben ?

    (Brauchst Du dann dazu regelmäßige Arbeitszeiten, ein Mindesteinkommen regelmäßiges Einkommen?)


    - Wie sehen Deine Lebensansprüche aus, was musst Du verdienen um "glücklich" zu sein, oder bist du eher nicht so auf Geld fixiert ?


    - Wie wird das Deiner Meinung nach in 10 / 20 Jahren aussehen ? (Szenario)


    - Legst Du Wert auf persönliche Anerkennung ?


    - Kannst Du gut in einer Gruppe / Team arbeiten, oder bist Du lieber Einzelkämpfer in stillen Kämmerlein ?

    - Überleg Dir mal, was Du denn sonst noch machen würdest, wenn nicht Lehramt (mit "geresetteter" Festplatte im Kopf :winking_face: )


    - Gehe dazu ganz weit in Deiner Fantasie "spazieren"


    (und zwar in etwa ganz weit weg von Lehramt, wie z.B. Schäfer in der Einsamkeit, Arbeit auf einer Ölbohrinsel, Seemann (Schiffsoffizier...), Touristenführer, Tierarzt, Ingenieur ,.... Kaufmann, ... Handelsvertreter..., Holzfäller in Canada, Physiotherapeut, Reisebürokaufmann, ....Pfarrer, Missionar, Berater, Forellenzüchter, Tauchlehrer, ..... Berufssoldat ?


    -> Schreib das einfach mal auf, was Dir so einfällt und mach da ein + und - Ranking dran ....


    Überleg Dir, ob Du vielleicht erst mal eine Auszeit brauchst - da fällt mir "working and trevelling in Australia", ein soziales Jahr mit einer konfessionellen Organisation oder einfach erst mal richtig "Mallochen", sparen und dann ein Jahr verreisen...



    Verlier nicht ganz die Realität aus den Augen, in dem Sinn, dass heute (leider) auch die Kasse stimmen muss, ansonsten macht das Leben nicht zuviel Freunde, wenn man überhaupt nicht den Verführungen des Konsums etwas fröhnen kann....


    Behalte immer im Auge: Es ist DEIN Leben, wahrscheinlich hast Du nur eines, daher sollte auch das Thema "Freude an dem was Du tust" niemals ganz in den Hintergund gedrängt werden.


    Wenn man etwas tut, dass einem Spaß macht, kann man auch Überstunden machen, ohne dass das gleich total "nervt".... :winking_face:


    Lass Dich nicht vom Job "versklaven" !



    Das wären meine 2 cents dazu.


    Gruss,


    Udo (DL 8 WP)

  • Zitat von kraemerh;193723


    Sehr wichtig ist mir auch, dass es einfach kein Praxisbezogener Beruf ist. Was wollte ich schon machen, wenn es mal soweit ist und es "kracht"? Ich denke selbst aus den entferntesten Handwerksberufen kann man noch Wissen ziehen, welches man für eine Postcollapse Situation nutzen kann und Englisch und Geschichte zählen meiner Meinung nach nicht zu den "Fächern des Überlebens".


    Das würde ich nicht überbewerten. Wirkliche Handarbeit gibt es doch im heutigen Berufsleben kaum noch. Es werden in fast allen Handwerksberufen Materialien und Maschinen eingesetzt, die es nach einem richtigen Crash nicht mehr so ohne weiteres geben wird. Aber vor allem wird es dann auch keine Nachfrage nach nicht unbedingt lebensnotwendigen Dingen geben. Die einzigen wirklich krisensicheren Berufe sind daher meiner Meinung nach Landwirt und Arzt. Landwirt zu erlernen macht aber wahrscheinlich nur Sinn, wenn man einen Hof erbt oder die finanziellen Möglichkeiten hat, sich selber einen aufzubauen. Die Möglichkeiten, als Landwirt im Angestelltenverhältnis zu arbeiten, sind sehr überschaubar und schlecht bezahlt. Arzt wäre eine Möglichkeit, wenn man die Voraussetzungen dazu hat, allerdings sollte man sich dazu auch berufen fühlen.


    Der Lehrerberuf ist so schlecht auch wieder nicht. Wenn du es erst mal ins Beamtenverhältnis geschafft hast, hast du wahrscheinlich auch im Fall eines Crashs noch relativ lange ein sicheres Einkommen, wenn andere schon längst auf der Straße stehen. Und nach einem Crash wird man, wenn die Zivilisation nicht ganz untergeht, auch wieder Schulen brauchen. Ansonsten musst du dich halt umorientieren, wie 95% aller anderen auch.


    Und nebenbei bemerkt, sind Teilbereiche des Fachs Geschichte eigentlich gar nicht so Crash-irrelevant. Technikgeschichte, Kulturgeschichte, experimentielle Archäologie etc. finde ich höchst interessant, nur leider wird in der Schule der Schwerpunkt sehr auf die Politik gelegt.


    Zitat von kraemerh;193723


    Was ich allerdings gar nicht will, ist das Studium weiterzuführen, da ich die momentane "Überakademisierung" (Sehr viele Studenten, immer weniger Azubis) als Besorgniserregend betrachte.


    Das Problem sehe ich auch, die Frage ist nur, ob du in deiner jetzigen Situation überhaupt noch eine andere Möglichkeit hast. Bereits mit Abitur ist es u. U. schwierig, eine Lehrstelle im handwerklichen oder technischen Bereich zu bekommen. Ich hab' vor 20 Jahren auch mehr oder weniger gezwungenermaßen studiert, weil alle Ausbildungsbetriebe, die mich interessiert hätten, nur Haupt- und Realschüler wollten. In deinem Fall wird das mit angefangenem Studium und einem Alter von 21 nicht einfacher werden, fürchte ich. Zwar wird sich heute zum Beispiel in IT-Berufen was finden lassen, aber solche Berufe willst du ja wahrscheinlich nicht.


    Ich würde als erstes mal ernsthaft darüber nachdenken, wie schlecht die Einstellungschancen nach deinem Lehramtsstudium wirklich sind. Du solltest nicht wegen einer vielleicht vorübergehenden Sinnkrise vorschnell alles hinschmeißen - aber es macht natürlich auch keinen Sinn, einen Beruf zu erlernen, den du mangels Bedarf niemals ausüben kannst. Laut https://verwaltung.hessen.de/i…005c815960e3b4379e6080174 sind es in deiner Fächerkomination derzeit "mäßige Chancen", mit fallender Tendenz. Also so ganz aussichtslos ist es derzeit nicht, zumal es ja auch noch die Möglichkeit gibt, an Haupt- oder Realschulen zu unterrichten, was nicht ganz so überlaufen ist. Jetzt musst du halt überlegen, wie deine Noten sind im Vergleich zur "Konkurrenz" und wann du fertig würdest. Denn mittelfristig sieht es mit dem Lehramt an Gymnasien wohl wirklich mau aus, derzeit geht es noch. Vielleicht kannst du auch ein zusätzliches Fach studieren, um deine Chancen zu erhöhen.


    Zitat von kraemerh;193723


    Des weiteren ist der Markt für Lehrer eher gesättigt


    Für das Lehramt an Gymnasien in deiner Fächerkombination trifft das sicher zu - für das Lehramt an Förderschulen oder Beruflichen Schulen aber überhaupt nicht. Wenn du also gerne Lehrer werden möchtest, und "nur" Angst vor schlechten Einstellungschancen hast, wäre das eine Ausweichmöglichkeit.


    Zitat von kraemerh;193723


    und der Demographische Wandel zuzüglich der momentan unkontrollierten Zuwanderung tun ihr übriges.


    Wenn du erst mal verbeamtet bist, kann dir das aber egal sein.


    Wie auch immer:


    Wenn du ernsthaft über eine handwerkliche Berufsausbildung nachdenkst, solltest du das aber zeitnah in Angriff nehmen. Die Bewerbung für das Ausbildungsjahr 2015/16 müsste ja demnächst geschrieben werden. Jedes Jahr, wo du später dran bist, verschlechtert deine Chancen und fehlt dir ja auch irgendwo beim Einkommen und später bei der Rente.

  • Hallo KraemerH,


    ich habs andersrum probiert:
    Abi 83, Lehre beim Bauern bis Mitte 87, ein Jahr versucht, Agrarbiologie zu studieren, aber wegen hoffnungsloser Mathe-Doofheit plus psychische Krise abgebrochen, statt dessen landwirtschaftlich-technischen Assistenten an Berufsfachschule abgeschlossen und dann doch was ganz anderes gemacht (Seminarhaus betrieben).
    Bin jetzt glücklich als Wachmann und Milchprobenehmer.
    Im Rückblick denk ich auch oft, hätte ich mal lieber 4 Handwerkslehren gemacht.
    Aber ob ich damit heute glücklicher wäre?


    Was ich definitiv bestreite, ist die Idee, Lehrer für Englisch und Geschichte seien (im Krisenfall) entbehrlich.


    -Englisch ist als Lingua franca zumindest in der westlichen Hemisphäre und vor allem in den Wissenschaften eine Schlüsselqualifikation für alles andere.
    Wie oft ärgere ich mich, dass es wichtige wissenschaftliche Werke erstmal nur auf Englisch gibt und ich das dafür nicht gut genug kann.
    Jeder, der einen anspruchsvollen Job sucht, muss Englisch lernen.


    - Geschichte ist meiner Meinung nach unentbehrlich, um sowohl den eigenen Werdegang zu verstehen als auch die Ursachen und möglichen Entwicklungen von politischen Krisen zu begreifen.
    Mit mehr Geschichtsbewusstsein bei allen verantwortlichen Akteuren wäre es beispielsweise möglich gewesen, Konflikte wie jetzt in der Ukraine oder damals in Jugoslawien beizeiten einzuhegen.


    Unabhängig davon, ob der deutsche Staat fähig und willens ist, genügend junge Lehrer einzustellen:
    es gibt einen gigantischen ungedeckten Bedarf an Bildung jeglicher Art gerade in krisengebeutelten Ländern.
    Denk nur mal an die Millionen Flüchtlingskinder, denen genau jetzt der Zugang zu Bildung versperrt ist:
    Was wird aus ihnen?
    Was aus denen wurde, denen die Weltgemeinschaft vor 15-20 Jahren eine naturwissenschaftlich-humanistische Bildung vorenthalten hat, wissen wir heute: der Rekrutierungspool für Taliban, al-Qaida, ISIS, Boko Haram u.a.
    Denn das Bildungsvakuum wurde durch extremistische ideologische "Schulen" ausgefüllt, in denen den Kindern Hass eingetrichtert wurde und dass paradiesische Zustände nicht durch den tätigen Menschen im Erdenleben erarbeitet werden könnten, sondern nur im Jenseits zu finden seien.


    Solchen Fehlentwicklungen versuchen winzige Privatinitiativen entgegenzuwirken, z.B. der deutsch-syrische Verein http://www.faose.org , der jetzt gerade im Libanon bei den riesigen Flüchtlingslagern eine Schule baut.
    Oder die privaten Vereine, die Schulen in Afghanistan und anderswo aufbauen.
    Vielleicht könnte Deine Sinnkrise durch eine echte Herausforderung bewältigt werden, indem Du Dich an einem derartigen Projekt beteiligst?

  • Zitat von kraemerh;193723

    Hallo liebe Forummitglieder,
    eins vorweg, meine Situation ist vielleicht nicht ganz so drastisch wie im Titel beschrieben:


    Hallo kraemerh,


    stimmt. Noch ist der Lehrerberuf attraktiv, das mag sich entsprechend der demographischen Entwicklung in 5-10 Jahren ändern. Allerdings solltest Du in Deinen Staatsexamina eine mindestens gute Note mitbringen, um im Staatsdienst unterzukommen. Hier lohnt ranklotzen.



    Was mich nur wundert (Stichwort "Generation Y") ist die Tatsache, dass heute Berufe primär unter dem Aspekt der "Selbstverwirklichung" gewählt werden, während seit der Steinzeit bis Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts Berufe unter Überlebensgesichtspunkten (Zweckmäsigkeitsgesichtspunkten. Bringt mir das ein sicheres Einkommen? Kann ich davon eine Familie ernähren?) ziemlich emotionslos gewählt wurden.


    Ein Beruf muss kein Hobby sein. Wäre er das, dann würde ich kein Geld verdienen, dann müsste ich welches mitbringen. Ein Beruf muss seinen Mann und natürlich auch seine Frau ernähren.


    Die Frage ist also nicht, was ist mein Hobby, meine Selbstverwirklichung, sondern was kann ich, wo sind meine Stärken? Wie kann ich die möglichst effizient und geldbringend einsetzen.


    Für Hobbys und Selbstverwirklichung ist die Freizeit da. Ich kann durchaus im Beruf Ingenieur sein und einem meiner meinem Hobbies, der Philosophie, in der Freizeit nachgehen.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo,


    hier stehen sehr viele interessante Ideen.
    Ich denke letztendlich darf man sich auch nicht verrückt machen!


    Ich kann hierzu gerne meine Geschichte als Beispiel nennen. Ich wollte als Kind immer Erfinder werden und habe mich für Technik und Elektronik interessiert. Ich habe bereits in der Grundschule einen Elektrik Auswahlkurs besucht, mit 10 einen Lötkolben bekommen (und benutzt) mit 11 -12 habe ich erfolgreich Computer repariert.


    Mit 14-15 fing ich an in der Yachtbranche zu arbeiten. Mir hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht und ich verdiente für einen Schüler gutes Geld. Insbesondere auch das Segeln hat mir viel Spaß bereitet.


    Ich habe mich deshalb gegen Ende meines Abiturs dazu entschieden Nautik zu studieren um zur See zu fahren. Der Verband Deutscher Reeder machte sogar Werbung im Fernsehen und es wurde in der Presse immer wieder von 25000 gesuchten Kapitänen und Offizieren gesprochen. Ich fing also 2009 mit 19 Jahren das Studium an. Zu dieser zeit zahlten die Reeder noch übertariflich! Die Reederei bei der ich meine PS. absolviert habe zahlte damals für Absolventen über 5000 Euro.


    Das der Beruf nicht Familientauglich ist war mir total egal. Ich komme aus einer ziemlich Kaputen Familie und habe dieses Konstrukt immer als etwas sehr negatives wahr genommen.


    Also eigentlich war das ganze damals aus meiner Sicht eine anständige Entscheidung!


    Dennoch ist diese Studium für mich zu einer echten Niederlage geworden. Dies hat mehrere Gründe:


    -Mit der Finanzkrise ging die Schifffahrtskrise einher. Alle Reedereien entlassen. Es werden nicht einmal 10 % der auf den Arbeitsmarkt kommenden Nautiker in angebrachte Stellen vermittelt.
    Diejenigen die einen Job bekommen sind froh wenn 3000 Euro gezahlt werden.
    -Mir ist in den Praxissemestern aufgefallen, dass der Job immer Härter wird. Es gibt viele Unfälle und auch viele Tote. Die Philipinos werden regelrecht verheizt und es würde mir schwer fallen in den Spiegel zu schauen.
    -Ich habe mich während des Studiums in eine Frau mit Kind verliebt. Ich habe das Kind als mein eigenes angenommen (damals 6 Monate alt; gerade 4 Jahre geworden) und wir bekommen im März ein zweites. Als plötzlicher Vater wollte ich auch gar nicht mehr zur See Fahren.


    Ich bin im April diesen Jahres nach 9 semestern (8 RegelSt.) fertig geworden und habe bis jetzt keinen Job finden können. Das Frustriert natürlich sehr.
    Jetzt aus der heutigen Sicht war die Entscheidung auf die Nautiker Schiene auf zu springen nicht gut. Damals hörte es sich total logisch und richtig an.


    Ich werde meine Entscheidung jetzt korrigieren und ein System Eng. (Mischung aus Info, E-Technik und Maschbau) Studium anfangen.


    So gesehen hätte damals bei meinen Berufswunsch "Erfinder" bleiben sollen und gleich S.E. studieren. Etwas ähnliches könnte dir passieren wenn du auf den MINT Zug aufspringst so wie ich damals auf den Nautik Zug.


    Aber jetzt kommt noch was wichtiges!!!!


    Mein Studium war keinesfalls umsonst! Denn:


    -Ich habe meine Frau kennen gelernt
    -Ich Kann das neue Studium um 2 Semester verkürzen
    -Ich bekomme aufgrund meines B.Sc. eine 50% Techniker stelle an der Uni
    -Und ich habe im Studium sau viel gelernt! Ich könnte im Krisenfall nach Sternen Navigieren. Ich kann in die Antarktis segeln. Wir hatten gesundheitspflege (Mit 80 Stunden in der Notaufnahme) Ich habe echte Wunden genäht etc. und von der Theorie habe ich im Studium gelernt nen Blinddarm raus zu nehmen. Ich kann Funken, Morsen Personalführung, Notfallmanagement, Risikobewertung, Motorenkunde und und und


    Man sagt halt wir können fast alles aber nichts richtig :winking_face:


    Ich bin während meines Studiums (auch durchs Segeln) viel rum gekommen. Ich war in den letzten 5 Jahren ca. 18 Monate im Ausland. Von Schweden über Argentinien bis USA alles dabei. (20-30 Länder in den Jahre bin gerade zu Faul zum zählen) interessanter weise habe ich sehr viel gelernt. Zum einem habe ich festgestellt das mir meine neue (eigene) Familie wichtiger ist als alles andere und kein Job bei dem ich nur Unterwegs bin mich glücklich machen kann.


    Und ich habe gesehen das die meisten Menschen auf dieser Welt viel viel weniger haben als wir und trotzdem glücklicher sind. Man kann Glückseligkeit und Zufriedenheit eben nicht nur anhand des Job, des Einkommens und des Wohlstandes messen. Die Brasilianer gelten als die glücklichsten Menschen und ich denke weil Sie viel einfacher sind.


    Diese Erkenntnisse über mich und meine persönlichen Prioritäten haben mir stark geholfen neue Ziele zu setzen auf die hinsteuern kann. Mein ziel ist jetzt kein 60k Euro Einstiegseinkommen sondern eine tolle Zeit mit meiner Familie und ein Job der meine technischen Fähigkeiten fordert und Spaß macht. Klar spielt das einkommen auch eine Rolle aber sobald nur ob es so, dass es für ein "normales" leben reichen soll.


    Ich kann dir auch dazu Raten ins Ausland zu gehen und mal andere Erfahrungen zu machen. Fahre aber nicht in die USA oder nach ins Europäische Ausland sondern guck dir was ganz anderes an! Südamerika halte ich für sehr gut. Immerhin geht es darum zu sich selbst zu finden. Das wirst du in den USA vermutlich nicht schaffen.


    Ich wusste in am Ende des Studiums schon worauf es hinaus läuft dennoch habe ich dies letzten 2,5 Semester durchgezogen. Abbrechen ist immer eine ungünstige Lösung.


    Ich bin jetzt 24 und fange bald ein zweit Studium an. Zu alt bin ich da auf keinen Fall zu. Stress muss ich mir dabei auch keinen machen da ich schon etwas in der Tasche habe. Also alles in allem war diese falsche Entscheidung von mir eigentlich eine richtige und der einzige Unterschied ist ob man damit glücklich ist was man macht oder nicht. Rückschläge gibt es immer! Un dieser war doch eigentlich recht klein, wenn ich sehe das derzeit in anderen Ländern mit Menschen passiert.


    Mach deine Erfahrungen orientiere dich und deine Prioritäten neu. Versuche den einen Abschnitt zu Ende zu bringen und fange dann wenn du es für nötig und sinnvoll erachtest einen neuen an. Glaube daran, dass auch dieser Abschnitt, wenn du ihn zu Ende bringst vorteile mit sich bringt (Auch wenn du diese im Moment nicht sehen willst)


    Ich wünsche die alles gute!

  • Zitat

    Wir hatten gesundheitspflege (Mit 80 Stunden in der Notaufnahme) Ich habe echte Wunden genäht etc. und von der Theorie habe ich im Studium gelernt nen Blinddarm raus zu nehmen


    Ich habe dabei vor allem gelernt, dass der menschliche Körper innen drin recht ekelig ist:grosses Lachen:
    Den Blinddarm habe ich einer Leiche entnommen, nach Anweisung aus dem Telefonhörer.
    Kleiner Tip vielleicht?
    - versuchs mal beim BSH oder bei der Seekartenstelle der BW, die suchen ab und zu Nautiker für den Papierkram. Ebenso möglich wäre evtl. eine Zivilstelle bei der Marine, ein ganzer Haufen Hilfsschiffe fährt zivil besetzt...das Gehalt ist zwar nicht gigantisch, aber du hättest wohl Beamtenstatus mit Pensionsanspruch...denk mal drüber nach

  • Hallo kramerh


    Deine Situation kommt mir bekannt vor: Ich habe bis zum 7. Semester Lehrer studiert, danach habe ich auch abgebrochen und eine Ausbildung zum Kaufmann absolviert. Nun werde ich nächstes Jahr wieder die Universität besuchen, um meinen Abschluss als Lehrperson zu machen. Je mehr Ausbildungen man hat, desto bessere Chancen hat man auf dem Arbeitsmarkt. Zudem wäre es eine wahre Zeitverschwendung, falls Du alle bis dahin besuchten Vorlesungen einfach so aufgibst.... und ja, ich bin 30 Jahre alt, also wesentlich älter als Du, bin verheiratet, habe eine tolle Wohnung. Man muss nur mutig genug sein. Und den finanziellen Gürtel etwas enger schnallen, aber das ist ja für eine absehbare Zeit. Ich werde halt am Abend und am Wochenende arbeiten gehen. Es ist alles nur eine Frage der Prioritäten.


    Gerade in einer Postapocalypse sind auch Lehrpersonen gefragt, da es langfristig darum geht, die Gesellschaft wieder aufzubauen. Zudem ist der Lehrerberuf resistent gegenüber Krisen, da die Konjunkturschwankungen den Lehrberuf fast nicht touchiert (mal abgesehen von der Geburtenrate, welche aber langfristig auch nur einen minimalen Einfluss haben kann). In einer schweren Krise muss und hat man dass Wissen zu konservieren? Wie macht man das? Indem man das Wissen/Skills weitergibt.


    In einer Krisensituation kannst Du auch nicht einfach den Problemen aus dem Weg gehen. Deshalb heisst es: DURCHHALTEN UND DURCHBEISSEN!!!!!


    DURCHHALTEN UND DURCHBEISSEN in der jetzigen Situation, sowie auch in einer Krisensituation. (Wie soll man eine Krise durchstehen, wenn man schon jetzt im normalen, zivilisierten Leben zaghaft ist?)


    Ich hoffe, dich motivieren zu können:-)


    Lg k.sigi

    Trink was klar ist, iss was gar ist, liebe was rar ist, sprich was wahr ist.


  • Schmeiss den Sch.... !
    Wozu was durchziehen, was Dir nur weitere Jahre Unglückfühlen bringt?


    Soll nicht unbedingt heissen, daß alles schlecht war. Immerhin hast Du mittlerweile Deine Englischkenntnisse wohl beträchtlich über den Durchschnitt ausgebaut. Das ist eine praktische Fähigkeit, die schon was bringen kann.


    Nachdem Dir das Lehren und Unterrichten im Blut zu liegen scheint, versuche das Talent außerhalb der staatlichen Schiene anzuwenden. Mach Dich als Freiberufler selbständig mit der Tätigkeit als Privat-Nachhilfelehrer und nimm noch eine Teilzeitstelle in praxisbezogenem Handwerk an, die damit zeitlich kombinierbar ist.


    Allein schon, wenn Du aus der Uni rauskommst und das persönliche Umfeld damit veränderst, merkst Du erst, was an Unis für eine Scheinwelt existiert, der Du bisher ausgesetzt warst. Wer das hinter sich lässt, kann erst das richtige Leben beginnen.
    Ich formuliere das bewusst provokativ ...