Auf dem Weg zum digitalen GAU?

  • Spannender Artikel im IT-Portal Golem.de mit weiterführenden Links, der die Risiken durch die zunehmende Digitalisierung unserer Städte beleuchtet. Besonders erschreckend fand ich die Information, dass der Stromausfall in Kanada von 2003 durch einen Softwarebug (!) verursacht wurde. Daraufhin mussten "...265 Kraftwerke heruntergefahren werden, 45 Millionen Menschen saßen im Dunkeln, die Mobilfunknetze kollabierten. (...) Acht US-Bundesstaaten waren von dem Ausfall betroffen. Allein in New York City wurde 3.000-mal Feueralarm ausgelöst." Wenn schon ein Bug einen solchen temorären Zusammenbruch herbeiführen kann, wie fragil ist dann der Rest unserer Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen (Service public) hinsichtlich eines digitalen Angriffs?


    Allerdings sehe ich - ebenso wie im Artikel beschrieben - die grosse Gefahr weniger durch Hacker (lohnt sich nicht) sondern eher durch Terroristen oder Geheimdienste. Erstere aus bekannten Motiven, letztere aus Gründen der Spionage oder Erpressung/ ganzer Staaten. Nicht umsonst wappnen sich alle grossen Staten (USA auf der einen, Russland und China auf der anderen Seite) gegen solche Angriffe des jeweils anderen Blocks. Mittel- bis langfristig sehe ich durch die umfassende Digitalisierung auch kritischer öffentlicher Prozesse wie Wasserversorgung etc. sogar das grösste Risiko für einen echten GAU.


    Wie sehr ihr das?

  • Leider genauso.


    It ist Fluch und Segen...


    Und der elektronische Krieg läuft bereits ohne dass wir das groß mitkriegen.

    Usque ad finem ! Good logistics alone can’t win a war. Bad logistics alone can lose it.

  • Ich sehe da keine große Gefahr da die meisten Netze auch autark laufen. Wenn sich die Netzwerke aber einmal dahin entwickeln das wir nur mehr Serverfarmen an gewissen Punkten der Welt haben und selbst nur mehr vor Klienten sitzen die ohne diese Computer am anderen Ende nicht mehr selbstständig funktionieren, dann besteht echte Gefahr.


    Ein Beispiel das wohl jeder kennt ist die "Cloud", wenn ich meine Cloud nutze und das Internet bricht zusammen dann muss ich eben auf die Sicherungsfestplatte am Router zugreifen oder habe die Daten sowieso auch auf der Festplatte, würde ich aber nur mehr mit der Cloud am PC arbeiten dann wäre ein Zusammenbruch vom Internet schon das Aus, ebenfalls wenn die Server auf denen die "Cloud" ist zusammenbrechen oder gar zerstört werden.


    Daher muss man einfach bei allen Vorteilen von Netzwerken und Servern immer einen Plan B aufrecht erhalten, also jedes System so einrichten das es auch selbstständig immer noch arbeitet. In Zukunft wird es vielleicht Computer ohne eine Festplatte geben, der Speicher befindet sich dann auf einem Server des Internetanbieters oder des OS Herstellers. Auch die Aufgabe einer GPU oder CPU könnte man ganz oder teilweise auf einen Server auslagern, das habe ich zum Teil auch schon daheim gemacht, der PC berrechnet z.B. ein anspruchsvolles Computerspiel das am Handy gar nicht laufen würde und streamt es auf das Handy, gesteuert und gesehen wird es aber am Handy. Dann ist der Punkt erreicht wo eben eine sehr große Gefahr besteht wenn Fehler am "Server" auftauchen.


    Wenn Firmen oder wie im Beispiel sogar Stromanbieter so arbeiten, dann ist das natürlich ein Versagen. Schlechte Beratung. Quasi, Idioten am Werk. Nach einigen solcher Vorfälle wird es aber wohl vielen eine Lehre sein so etwas in Zukunft zu vermeiden.


    Das Beispiel aus Amerika von 2003 ist übrigens eher ein Panikmacher den viele dazu aufgreifen. In wirklichkeit gab es danach Ermittlungen bei denen klar festgestellt wurde das der dortige Stromanbieter schon vor dem Vorfall gegen die dort gültigen Sicherheitsbestimmungen verstoßen hat. First Energy hat sogar gegen die Grundsätze von NERC verstoßen, manche Mängel waren bekannt, manche wurden sogar vorher einfach als nichtig abgetan. Von dem einen "Bug" der plötzlich alles dunkel machte kann also gar nicht die Rede sein!


    Die große Gefahr liegt hier also eher in der Privatisierung begraben als in der Vernetzung. Denn die größten Stromausfälle der USA gab es in den 60er und 70er Jahren. Stromnetze gehören daher in meinen Augen verstaatlicht und unter strenge Aufsicht und sollten eben auch im Bezug auf Vernetzung die Sicherheit bieten wie man sie auch bislang hatte. Mit unzähligen privaten Stromanbietern die sich gegenseitig in den Preisen übertrumpfen wie derzeit bei uns, ist da aber das Chaos vorprogrammiert.

  • Zitat von apex;225290

    Allerdings sehe ich - ebenso wie im Artikel beschrieben - die grosse Gefahr weniger durch Hacker (lohnt sich nicht) sondern eher durch Terroristen oder Geheimdienste.


    Für meine Begriffe nicht die grösste Gefahr. Eher durch verirrte Einzelpersonen, auch ohne jeglichen politischen oder ideologischen Hintergrund. Zum anderen ganz einfach technische Fehler und zu guter Letzt das menschliche Versagen. Dieses Versagen kann schon beim Bau von EDV-Teilen beginnen oder beim Programmieren der Software.


    Zitat von christopher;225292

    Ich sehe da keine große Gefahr da die meisten Netze auch autark laufen.


    Könnten sie wenn denn gewollt und von vorn herein auch entsprechend ausgelegt. In vielen Bereichen geht es aber immer mehr Richtung Zentralisierung. Zudem wird ja überall auf maximale Digitalisierung gesetzt...geht zum Teil auch gar nicht anders. Das gilt auch für Teilnetze oder kleine, regionale Systeme. Wenn nun tatsächlich ein fieser Virus oder eingebauter Fehler ala "Marc Elsberg" in der Software versteckt oder aktiviert wird, kann keiner "mal eben so" Gegentreten oder Draufhauen, davon sind wir mittlerweile schon 2 Jahrzehnte entfernt.



    Zitat

    Die große Gefahr liegt hier also eher in der Privatisierung begraben als in der Vernetzung. Denn die größten Stromausfälle der USA gab es in den 60er und 70er Jahren. Stromnetze gehören daher in meinen Augen verstaatlicht und unter strenge Aufsicht und sollten eben auch im Bezug auf Vernetzung die Sicherheit bieten wie man sie auch bislang hatte. Mit unzähligen privaten Stromanbietern die sich gegenseitig in den Preisen übertrumpfen wie derzeit bei uns, ist da aber das Chaos vorprogrammiert.


    Sehe ich auch nicht grundlegend so. Bestes Beispiel meine Insel. Was der Staat hier anpackt ist eine Katastrophe. Eher der private Sektor bekommt hier noch was auf die Beine. Das Problem ist mMn, dass weder verstaatlichte Institutionen, noch (grosse) private Unternehmen entsprechend kontrolliert und belangt werden wenn grob fahrlässig oder sogar mit Vorsatz gehandelt wurde. Kostendruck herrscht überall und verantwortlich will hinterher eh keiner sein.


    So lange das der Fall ist, wird es immer solche Schwachstellen geben. Egal ob digital oder nicht.


    LG Buschmann

  • Hi,
    Ok und nun?
    Ob der private oder der öffentliche Anbieter schuld ist, hilft mir wenig, wenn ich in HH im Stau stehe (Weil alle Ampeln vernetzt sind und mit Strom laufen) und ich zwei Tage brauche um da (zu Fuß) rauszukommen.
    Obś richtige Terroristen machen,oder nen gelangweilter Neerd, is dann auch egal.


    Was nicht egal ist, ist WIE abhängig wir vom Strom und den Computern sind.


    Auch ne Insellösung (um sein Hdy zu laden) halte ich für nicht ausreichend.
    OK, das ist nen Anfang.
    Eine Insel für Funk; eine fürś Licht im Haus, eine fürń Kühlschrank. ( wat is sonst noch wichtig?)
    Wasserpumpe? Tennissockenvorheizgerät? E-Herd? S....t-ladestation?


    Also mich erschreckt es, das wir ohne Strom und Computer kaum noch klar kommen.


    Viel liebe (elektronisch übermittelte) Grüße M

    Wenn die Welt schon im Eimer ist, will ich wenigstens den Henkel halten.

  • Dass bei einem langanhaltenden Stromausfall unsere Gesellschaft in ihrer jetzigen Form und Struktur zusammenbrechen wird, darüber sind wir uns wohl einig.


    Mein Ziel als Prepper kann es da nur sein, mich darauf vorzubereiten. Mit Batterien, Solaranlagen usw., aber auch mit alternativen, mechanischen Gerätschaften. Damit kann ich dann hoffentlich so lange durchhalten, bis sich eine neue Gesellschaftsordnung formiert hat.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Ruhig bleiben! In den letzten Jahren wurden viele Techniken optimiert, welche Ausfällen entgegenwirken.
    Und auf diesen ganzen "Cloud" Hype würde ich nicht viel geben. Hier muss man erstmal unterscheiden zwischen der public cloud, auf die jeder zugreifen kann und der private (oder eher corporate bzw. government cloud) welche nur für einen geschlossenen Kreis an Benutzern freigegeben ist.
    Die public cloud wird fast nur von Privatleuten benutzt und ist relativ wenig gesichert. Hier kann Datenverlust geschehen, was die Anbieter aber nicht juckt.
    In den anderen clouds wird doch immer ein redundantes System eingesetzt (gespiegelte Daten im Storage und virtuelle Maschinen auf den Servern), so dass ein Ausfall sehr unwahrscheinlich ist.
    Und diese redundante Technik hat inzwischen in jeder größeren Verwaltung (in Rheinland-Pfalz kenne ich die meisten Rechenzentren der Kreis- bzw. großen Stadtverwaltungen) Einzug gehalten. Selbst kleine Verwaltungen sind dabei die Techniken einzuführen und sich einen redundanten Storage zu stellen.
    Bei Stadtwerken war diese Technik schon vor 10 Jahren eine typische Anforderung. Da wurden sogar Telefonanlagen redundant gestellt, damit bei Ausfall einer Telefonanlage trotzdem die Werke erreichbar waren.


    Was die Werke NICHT beeinflussen können, sind Programmierfehler oder Schwachstellen an der Steuerungssoftware des Kraftwerkes oder der Pumpstation selbst. Aber diese Software läuft auf gesicherten Systemen und ist nach außen durch einen ganzen Ring aus Firewalls und IDS abgeschirmt. Die aktuellen Versionen der Steuerungs-Software ist auch auf einen active-active failover ausgelegt, d.h. die Software läuft auf zwei unterschiedlichen Systemen und überwacht sich gegenseitig. Stürzt ein System ab, übernimmt das andere System nahtlos die Arbeit. Leider ist in alten Kraftwerken auch die alte Version der Software im Einsatz (weil nur extrem schwer nachrüstbar).


    Es ist also gar nicht so einfach gezielt für Ausfälle sorgen zu wollen. Hier braucht man viel Know-How, einiges an Personal und Zeit.


    Ich sehe die Risiken auch eher im Bereich der Unfälle und Versehen und weniger bei irgendwelchen Terroristen. Mal ernsthaft: Wenn Terroristen das könnten, dann wäre in den USA das Licht schon seit Jahren aus, oder?

  • Ich sehe da auch eine Gefahr sowohl durch Programmierfehler aber auch in gewisser Weise durch Cyberterroristen. Mir kommt da auf die schnell das Beispiel mit der Ariane 5 in den Sinn. Ich muss Trainman auch 100% recht geben das hätte verherende Folgen für die heutige Gesellschaft.


    Vielleicht jetzt etwas OT :unschuldig: aber was für mich auch dazu gehört ist, dass die meisten Leute heute freiwillig ihre Freiheit abgeben (Datenschutz, Facebook & co). Nur weil man nichts zu verbergen hat heisst das nicht das es gut ist überwacht zu werden.


    Gruss Suti

    Usque ad finem

  • Das ist nun leider etwas womit wir leben müssen.


    Aber..... Wir bereiten uns ja vor.


    Darin sehe ich die einzige Möglichkeit im Falle des Falles einigermaßen über die Runden zu kommen.
    Auf irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen der Firmen oder irgendeiner Regierung verlasse ich mich nun mal nicht.


    LG
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Ich sehe in der zunehmenden Digitalisierung weniger einen Grund zur Panikmache, weil weniger gutmeinende Menschen da Manipulationen welcher Art auch immer durchführen könnten und dadurch ganze Gesellschaftssysteme kollabieren könnten. Wird es in der dystopischen Extremvariante meiner Meinung nach eher nicht geben, auch wenn es unangenehm werden könnte.


    Ich sehe eher das Problem im Verlust von Kulturleistung. Okay, was so mancher TV-Sender an geistiger Diarrhoe produziert, muss nun nicht unbedingt irgendwelche Forscher in 100 Jahren noch interessieren. Ebenso wenig dürften die Blutwerte von Patient xy von Annoschnee von tiefgreifendem Interesse sein.
    Aber alles andere, was an Forschungs- und Entwicklungsleistung in den letzten Jahrzehnten produziert wurde, könnte wegen der Digitalisierung irgendwann auf Nimmerwiedersehen verloren sein.


    Okay, was unsere Vorfahren auf Papyrus, Pergament, in Stein oder Ton verewigt haben ist zwar auch nur noch ein Bruchteil dessen, was sie generiert haben. Und aus Gründen der fehlenden Übersetzung auch nur teilweise verfügbar. Aber was würde im Zweifelsfall von unserer Generation übrig bleiben, wenn die Datenspeicher (egal ob Festplatte, Magnetbänder, DVD etc.) nicht mehr lesbar, geschweige denn von irgendwelchen Rechnern interpretiert werden könnten?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • ...wenn der Strom weg ist, isser weg!
    Da die Telefonnetzbetreiber und auch viele viele andere kaum mit Netzersatzanlagen vorbereitet sind, bricht dann in der jeweiligen Region Alles zusammen. Heute ist extrem viel über die Telefonnetze und Mobilfunknetze vernetzt. Wenn dann noch Kaskadenabschaltungen dazu kommen, wirds sehr ernst.
    Und selbst in vielen öffentlichen Einrichtungen mit NEAs wirds nach 24h eng. Dann ist bei den meisten Anlagen der Sprit alle.
    Usw...usf...

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Hallo,


    Marc Elsberg läßt grüßen :)
    Das Szenario das ihr da zeichnet schaut verdächtig nach dem Plot für Blackout aus, oder etwa nicht?


    Gruß
    Gerald

  • Bei einem solchen Szenarion werden Geschehnisse Hand in Hand ineinandergreifen und ähnlich wie umfallende Dominosteine für Chaos sorgen.
    In einem Fernsehbericht zeigte ein Mitglied des Chaos Computerclubs mit welcher Leichtigkeit er in das Geläute einer Kirche eingreifen konnte. Gut, davon hängt nicht mittelbar Leib und Leben der Bevölkerung ab, aber es zeigt wie schwach unsere Systeme gegen äußere Eingriffe wirklich sind.


    Es muß nicht "der große Angriff des Feindes" sein (wobei sich wirklich die Frage stellt wer mein persönlicher Feind ist- sorry), sondern wie Buschmann so schön treffend die Einzelperson nennt.
    Unüberschaubar, vielleicht ein jugendliches Hackergenie, welches "zum Spaß" seine Kenntnisse und Fertigkeiten ausprobiert...


    Auch das ist ein Grund vorbereitet zu sein. Wir sind eine Gesellschaft basierend auf Strom, Nullen und Einsen geworden. Es gilt sich davon zu lösen und FÜR SICH die beste Einzellösung zu finden.


    Ich finde schon, daß durch Datenverlust - wie auch immer er geschehen mag - unsere Gesellschaft großen Schaden, wenn nicht sogar den Verlust von Menschenleben erleiden wird.


    Auch hier die Aussage von Rocky... der Kraftstoff geht irgendwann zu Ende...


    Grüße aus dem Hessenland
    odenin11

  • Den "Digitalen GAU" können wir durchaus erleben, denn desto mehr vernetzt wird, desto größer wird auch die Angriffsfläche; hinzu kommen eben Fehler in den Systemen, die sich zwangsläufig aus Versäumnissen beim Programmieren ergeben, oder schlichtweg falscher Konfiguration. Zwar ergeben sich aus allen Entwicklungen Vor- wie Nachteile, aber gerade dort wo es um die Versorgungs- und Betriebssicherheit von Systemen geht, steigt der organisatorische Aufwand diese Systeme sicher zu betrieben: Updates müssen für gewöhnlich in einer Testumgebung vor Einsatz geprüft werden, was letztendlich zu höherem finanziellen und auch zeitlichen Aufwand führt; ebenso müssen Systeme der Produktivumgebung diversen Audits regelmäßig unterzogen werden, was auch personellen und zeitlichen Aufwand mit sich bringt; hieraus sind Maßnahmen und ggf. Risikobewertungen abzuleiten.


    Beruflich ist dies z. B. eine meiner Aufgaben und ich kann nur bestätigen, dass man sich in diesem Bereich selten Freunde schafft, was aber nicht Gegenstand meines Beitrags sein soll.
    Vielmehr mag ich das Augenmerk darauf lenken, dass mit Sichtheit viele Versorger und Institutionen hier die Kosten und den Aufwand scheuen, da es nichts zum Ertrag beisteuert - im Gegenteil, alle umzusetzenden Maßnahmen schmälern diesen und somit besteht immer die Gefahr, dass Systemlücken oder Maßnahmen, welche die Sicherheit verbessern würden auf die lange Bank geschoben werden.


    Das entsprechende Personal muss auch kontinuierlich geschult werden, was weitere Aufwendungen nach sich zieht.


    Fasst man diese Rahmenbedingungen zusammen, erhält man schnell den Boden auf welchem der digitale GAU entstehen kann.
    Notfallübungen decken oftmals solche Mißstände und Risiken auf, sind aber nicht immer praxisnah, denn wer will schon tatsächlich einen flächendeckenden Versorgungsausfall üben und falls doch, wie lange? Eine Stunde, einen Tag oder gar eine Woche - hier wird es mit Dauer der Übung immer unwahrscheinlicher, dass es in die Tat umgesetzt wird, jedoch wäre gerade eine lange Übung mit der steilsten Lern- und Erkenntniskurve verbunden.


    Natürlich gibt es Hilfestellungen wie z.B. den IT-Grundschutzkatalog des BSI welcher sehr gute Hinweise liefert wie auf organisatorischem Wege für eine betriebssichere IT gesorgt werden kann und gewiss sind derartige Maßnahmen per se Vorschrift für Banken, Krankenhäuser, Energieversorger etc.. All diese Maßnahmen sind aber nicht den Risiken gewachsen, wie sie z. B. ein 0-Day Exploit mit sich bringen könnte oder ein maßgeschneiderter Hacking-Angriff, oder eben der ganz große Stromausfall.


    Meiner Meinung nach sollte man sensible Infrastruktur nicht ans Internet hängen, nur weil es neue und vielversprechende Möglichkeiten bietet. Interne Netzwerke, die tatsächlich physikalisch vom Internet getrennt sind stellen sicherlich eine sehr stabile Basis dar, allerdings fangen die Probleme möglicherweise schon dann an, wenn ein Wartungstechniker seinen USB-Stick an einem dieser Rechner einsteckt... Ich bin und bleibe ein Freund des KISS-Prinzips, desto einfacher und primitiver ein System gehalten wird - und ist es auch nur eine simple Maschine, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unerwartete und unerklärliche Ausfälle während der Laufzeit auftreten.


    Es ist eine kaum aufhaltbare Entwicklung, dass wir uns in genau die entgegengesetzte Richtung bewegen werden, aber irgendwann auf dieser Entwicklungskurve wird es zu einem folgenschweren Ausfall kommen und erst danach wird man vielleicht auf die Idee kommen, dass die Risiken niemals hätten in Kauf genommen werden dürfen, denn meiner Meinung nach kann diese niemand guten Gewissens in sensiblen Bereichen tragen.


    Gruss, Fairlane

  • Zitat von Wanted73;225309

    Ruhig bleiben! In den letzten Jahren wurden viele Techniken optimiert, welche Ausfällen entgegenwirken(........)Und diese redundante Technik hat inzwischen in jeder größeren Verwaltung...Einzug gehalten.


    Das mag sein, nützt aber rein gar nichts, wenn die Verbindung zu diesen Servern/Diensten unterbrochen ist. Wenn z.B. das Kraftwerk nicht mit dem Netzfahrstand kommunizieren kann, dann wird es schwierig. Die hier angesprochenen Kaskadeneffekte sind das Problem. Bei regional begrenzten Ausfällen ist das alles halb so wild, bei grossflächigen Störungen aber wird das sehr schwierig zu meistern sein. Die dann auftretenden Wechselwirkungen sind extrem und durch heutige theoretische Fallstudien mMn garantiert nicht 100%ig abschätzbar. Der Kollege Zufall lässt grüssen.


    Beim Stromausfall im Münsterland waren ca. 3% der deutschen Bevölkerung betroffen. Es wurden aber 80% aller bundesweit vorhandenen NEA´s vom THW eingesetzt. Zudem war im überschaubaren Umkreis um die betroffene Region alles völlig in Ordnung.


    Ich denke zwar auch, dass in Teilbereichen ein Notbetrieb und eine gewisse Ordnung relativ schnell wieder aufgebaut werden könnte, trotzdem wird es massive Auswirkungen auf das Leben während und vor allem nach solch einem Ereignis geben. Es wird sich primär alles ums nackte Überleben drehen. Die Welt und die Wirtschaft wie wir sie heute kennen, wird für lange Zeit eine ganz andere sein. Vielleicht wird es möglich sein, ein Massensterben und die völlige Anarchie zu vermeiden, ein riesiges, blaues Auge ist aber vorprogrammiert.


    Die Digitalisierung und Vernetzung trägt einen erheblichen Teil zu einer neuen Dimension der Fragilität bei. Das Problem dabei ist, dass man heute einfach nicht mehr darauf verzichten kann. Selbst wenn man es wollte. Sicherlich gibt es Firmen, Betriebe und öffentliche Institutionen, die in der Lage wären, sich in ihrer Organisation wieder um 30 oder 60 Jahre zurückzuversetzen...diese Prozessumstellung braucht aber eine gewisse Zeit und ist im Hier und Jetzt leider völlig unrentabel.


    Da aber in solch einer Krise jede Stunde zählt, wird es womöglich zur Katastrophe kommen.


    Zitat von trainman;225307

    Mein Ziel als Prepper kann es da nur sein, mich darauf vorzubereiten. Mit Batterien, Solaranlagen usw., aber auch mit alternativen, mechanischen Gerätschaften. Damit kann ich dann hoffentlich so lange durchhalten, bis sich eine neue Gesellschaftsordnung formiert hat.


    Genau das ist hier der springende Punkt. Das was wir im Kleinen machen, müssen "die da oben" im Grossen tun. Die meisten von uns werden auch völlig ohne Strom und elektronischer Technik überleben können. Unsere Vorbereitungen diesbezüglich sind eher als Luxus zu verstehen, auch wenn manche (z.B. Funk) einen Überlebenscharakter haben könnten. Dinge wie z.B. elektrisches Licht, Heizung, Unterhaltung oder Kühlschränke machen für eine Privatperson nicht zwangsweise den Unterschied zwischen Leben und Tod aus.


    Ganz anders aber sieht es bei den kritischen Infrastrukturen aus. Dazu zählen auch die komplette Lebensmittelindustrie samt Logistik oder aber Produktionsfirmen für dringend benötigte Güter zur Krisenlösung (z.B. Transformatoren, Bauteile etc.). Vom medizinischen Bereich ganz zu schweigen.


    Ein erheblicher Gewinn wäre es, wenn nicht nur Privatpersonen wie wir, sondern ganze Behörden und Firmen sich mit dem Thema auseinandersetzen würden. Einige machen das sicherlich in einigen Bereichen, die Frage ist aber auch, inwieweit die ganzen Mitarbeiter für diese Themen sensibilisiert werden. Spielerische Übungen wie es manche von uns machen, sind für viele grosse Firmen kaum umsetzbar, dazu kommt auch ein wesentlich komplexeres Aufgabenfeld im Vergleich zu unseren privaten Prepperhaushalten.


    Allein der Umstand, dass jeder Bürger und damit zwangsweise auch jedes Unternehmen sich zumindest theoretisch mit unseren Szenarien auseinander setzten würde, könnte die Auswirkungen eines solchen Großschadensereignisses um ein Vielfaches mildern.


    Ein Gedanke kam mir letztens: Ich z.B. konnte schon mit 12 Jahren Aufzugtüren von innen öffnen, aus Spass an der Freude. Meist geht das auch ohne Werkzeug, ebenso lassen sich die Aussentüren leicht von innen öffnen. Würde dies bei der breiten Bevölkerung im Kopf verankert sein, dann würden sich tausende Einsätze zumindest bei Krisenbeginn erübrigen. Dieses Beispiel lässt sich auf etliche Situationen übertragen. Hier muss mMn angesetzt werden und solches Wissen und Denken in den Allgemeinwissensschatz einer breiten Bevölkerungsgruppe einfliessen.


    Jeder von uns trägt mit seinen persönlichen Vorbereitungen massiv zu solch einer Abmilderung bei. Fallen wir doch im Ernstfall (und oft auch im normalen Leben) dem "System" nicht mehr zu Last.


    Das nenne ich den Inbegriff von "Service to Others";)


    LG Buschmann

  • ...schlimm ist z.B. sich bei manche Motorenhersteller an NEAs mittlerweilen Störungen nur online zurücksetzen lassen.
    Also der Servicemonteur muß sich online im Herstellerwerk einloggen und kann erst dann den Fehler löschen und das Netzersatzaggregat wieder starten.
    Und wenn dann kein Strom da ist...:anxious_face_with_sweat::staunen::shit::brech:
    Also Ölwechsel ist da selbst nicht mehr drin, wenn man dann schon einen autorisierten Servicemonteur noch erreicht (z.B. mit dem Fahrrad zu dem nach Hause fährt), nutzt das nichts, wenn der nicht über Handy- oder Festnetz sich im Herstellerwerk einloggen kann...
    Angst vor großer Angst!

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • "Auf dem Weg zum digitalen Gau"...



    ...spannende Sache, wenn die Bank kein Geld mehr ausgeben kann.
    Bei uns bekommt man Geld nur noch über den Automaten.:verärgert:


    Insgesamt sehe ich es so wie trainman - wobei wir zuhause nur auf stromlos setzten.
    Wir haben sehr viel Equipment, um ohne Strom recht gut zu überleben. Zumindest eine zeitlang.
    Dann heißt es improvisieren.


    Die Abhängigkeit von Strom finde ich beängstigend - wenn man bedenkt, wie " kurz" es erst den Strom in der Menschheitsgeschichte gibt.
    Man käme ja insgesamt ohne ihn zurecht, aber die gesamte Struktur und Kultur ist auf Strom ausgelegt.
    Siehe Bankautomaten.
    Die Strecke zur Arbeit ist oft nur mit Auto möglich, weil man weiter weg wohnt.
    Usw.


    Vorsorge treffen, soweit möglich - der Rest wird zur Herausforderung!


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Hallo,


    man spricht heute viel von "Digitalisierung" der Gesellschaft. Gemeint ist die umfassende Vernetzung zumeist über Internet-Verbindungen die es ermöglicht, sehr schnell Informationen auszutauschen.


    Schrittmacher Nr. 1 sind dabei die Smartphones, von denen es mittlerweile mehrere Milliarden(!) auf der Welt gibt. Dieses "Smartphone-Internet"-Geflecht ist an sich faszinierend, aber noch in keiner Weise lebenswichtig. Allerdings gibt es das Mass vor, an dem sich der technische Fortschritt in der Digitalisierung orientiert. Auf einer Mikroelektronik-Fachtagung neulich hat es ein Teilnehmer treffend auf den Punkt gebracht: "Heute entscheiden im Grunde 13jährige Mädchen darüber, ob Intel oder Samsung eine Halbleiterfabrik für mehrere Milliarden Dollar bauen - durch ihr Kauf- und Nutzungsverhalten bei Smartphones."


    Das ist die momentane Ausgangssituation. Die Treiber für Hochtechnologien sind nicht mehr Industrie und Militär, sondern Teenies. Alle anderen Branchen müssen sich daran orientieren, was sie davon für sich nutzen können. So diskutiert die dt. Automatisierungsindustrie derzeit intensiv den Einsatz von kompakten Computerplattformen wie Arduino oder Beaglebone in künftigen Industriesteuerungen (Stichwort "Industrie 4.0"). Diese Computerplattformen nutzen nichts anderes als Mikroprozessoren, die ursprünglich für Smartphones entwickelt wurden.


    Ganz ähnlich ist es bei Netzwerkkomponenten, wie WLAN-Routern und ähnlichem. Diese werden in grosser Zahl für den Konsumentenbereich produziert - von wenigen grossen Herstellern (Cisco, Huawei, TP-Link etc.). Auch hier schaut die Automatisierungsbranche mittlerweile interessiert hin, weil sich die Consumer-Produkte rascher entwickelt (kleiner, schneller, billiger), als es die eigenen spezialisierten Netzwerktechniken für die Industriekommunikation tun können (Feldbusse wie Profibus etc.). Hier findet gerade ein Verdrängungswettbewerb statt zugunsten weit verbreiteter Allerwelts-Komponenten.
    Sicherheit und "zu-Ende-entwickelte" Produkte bleiben hierbei auf der Strecke.


    Das ist das Problem. Die Vernetzung der nächsten Generation an Geräten wird "offener" sein, als bisher. Und damit auch anfälliger.


    Allerdings würde ich nicht von einem "digitalen GAU" reden. Der würde eintreten, wenn wesentliche Teile der kritischen Infrastruktur allesamt mit der exakt selben Technik ausgestattet wären und nun ein Softwarefehler oder eine übersehene Backdoor am Tag X alles auf einmal lahmlegen kann.


    Das Thema "Schutz kritischer Infrastrukturen" unter dem Aspekt "Resilience" (also dem elastischen Reagieren auf Angriffe oder Störungen) ist in der Fahchwelt mittlerweile ständig auf der Tagesordnung. Da ist auch das Profitstreben eine ganz gute Motivation. Ein gewinnorientiertes Unternehmen hat kein Interesse an längeren Umsatzausfällen wegen technischer Störungen. Die sind da teilweise schon recht fit. Problematisch sind da eher die staatlich oder kommunal betriebenen Infrastrukturen, hier wacht man erst allmählich auf.


    Grüsse


    Tom

  • [FONT="Tahoma"] survival
    Ich denke das Bargeld ist das geringste Problem. Die Geldtransporterfirmenhaben neulich gestreikt( oder immer noch?), also ist der Fall mehr oder wenigereingetreten.
    Das war das kein Digitaler GAU, aber ja irgendwie vergleichbar.
    Die Leute greifen also zur Karte und bezahlen einfach nicht mit Bargeld, keinProblem, ich habe das gar nicht so mitbekommen, weil Bargeld in meinen Augen jaeher unwichtig ist.
    @ all
    Wenn man das mal weiter spinnt, wird man merken, dass es immer Alternativengibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom auf der ganzen Welt weg ist, isteher eine Doomsday- Preppers-Phantasie.
    Wenn also wirklich ein Kraftwerk ausfällt, kann man auf ein anderes zugreifen,oder man fährt kurz in ein Nachbarland. Entweder zum Tanken (Wenn dieBenzinpumpen nicht mehr gehen) oder zum Einkaufen (wenn die Läden leer sind).


    Connor[/FONT]