Richtigstellung Erste Hilfe-Mythen

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  • Moin Zusammen,


    ich habe von der Interschutz ein paar postkartenähnliche Merkblätter mit Hinweisen zu Behandlungsfehlern kleinerer Verletzungen vom Roten Kreuz mitgebracht und eingescannt. Hier nun die Hinweise die vielleicht das ein oder andere klarstellen.






    @ Miesegrau sei nicht traurig das dein E87 als nicht empfehlenswert eingestuft wird :winking_face: ist eh besser für die innere Anwendung.




    Viele Grüße
    KUPFERSALZ

  • Lustigerweise habe ich vor wenigen Wochen - ich glaube es war auf DMAX - eine relativ "reißerische" Sendung über (angebliche) Erste Hilfe gesehen, die davon abgeraten haben, einen Quallenstich mit Essig abzuspülen. Unserem Roten Kreuz vertrau ich da aber grundsätzlich mehr.. deshalb vielen Dank für's Teilen!


    Auf die Idee, eine Verbrennung mit Mehl zu behandeln, wär ich übrigens nicht gekommen... :staun:

  • Die Erste-Hilfe Mythe No. 1 ist immer noch:
    "man darf einem verunfallten Motoradfahrer den Helm nicht abnehmen, ein Bekannter eines Freundes hat das mal gemacht und dann steckte der Kopf drin"


    Die Wahrheit ist:
    Beim Bewusstlosen muss der Helm als erste Maßnahme am Patient entfernt werden, ohne wenn und aber!
    Denn mit Helm ist keine Kontrolle des Patientenzustands möglich und die Atemwege können nicht freigehalten werden.
    Das Risiko einer Wirbelsäulenverletzung ist gering vorhanden, hat aber weniger bedrohliche Auswirkungen als ein verlegter Atemweg.

  • Och Verbrennungen mit Mehl ist gar nicht so ungewöhnlich .... was ich da schon gesehen hab. Von Öl, Tomatenmark , Butter, Mehl, Salz und nem Steak war alles dabei, immer sehr zur Freude der Rettungskräfte und Ärzte.


    Helm abnehmen beim Motoradfahrer, einfach wie im EH-Lehrgang hoffentlich durchgenommen den Hals unter Zug halten, dann ist das Risiko einer Rückenmarksschädigung sehr gering. Geht am besten mit 2 Personen.


    Auch ein netter Mythos: Kehlkopfschnitt. In Filmen ja auch gern mit dem Kugelschreiber, wird unter Garantie nichts. Und hat man dann doch nen Tubus, Skalpell ect. zur Hand, sollte man weder die Halsschlagadern. Schilddrüse oder den Nervus recurrens (der ist für die Stimmbänder zuständig) erwischen. Bei Adern und Schilddrüse hat man eine sehr starke Blutung, bei dem Nerv je nachdem Atemschwierigkeiten durch eine Stimmbandlähmung oder Folgeschäden, also eine dauerhaft heisere Stimme bis hin zum Verlust der Sprachfähigkeit.


    Kein Mythos, aber recht unbekannt: Hängetrauma. Durch das bewegungslose Hängen im Klettergurt sammelt sich das Blut in den Beinen, da sie zum einen durch die Beinschlaufen abgedrückt werden und zum anderen die normale Muskelpumpe ohne Bewegungen fehlt. Der Patient hat dadurch erstmal Symptome wie bei einem Schock, also laut EH-Ausbildung Füsse hochlegen. Da das Blut in den Beinen aber zum einen schon etwas abgekühlt ist und das Herz sowieso versucht mit zuwenig Blut den Kreislauf in gang zu halten wird es von diesem plötzlichen Blutschwall überfordert und meist ist ein Kreislaufstillstand die folge.
    Hat man so einen Patienten, muss man ihn nachdem er am Boden ist, zuerst in eine Kauerstellung bringen, also am besten irgendwo anlehnen und Knie an die Brust gezogen. Nach und nach kann man dann die Beine ausstrecken, über einen Zeitraum von etwa 20 Minuten, danach kann man ihn dann auch vorsichtig hinlegen.


    MfG


    Lofwyr


  • Bei mir heilt eine Wunde schneller ab wenn sie an der Luft trocknet. Unterm feuchten Pflaster schimmelts ja nur und dauert länger.

  • Gegen Quallen verwenden wir handelsüblichen Rasierschaum aus der Dose. Auf die betroffenen Stellen auftragen, etwas einwirken lassen und dann vorsichtig mit einem Spatel abschaben.


    Den Tipp haben wir vom DLRG.


    LG. Nudnik

  • Zitat von Lowfyr;233070


    Auch ein netter Mythos: Kehlkopfschnitt. In Filmen ja auch gern mit dem Kugelschreiber, wird unter Garantie nichts. Und hat man dann doch nen Tubus, Skalpell ect. zur Hand, sollte man weder die Halsschlagadern. Schilddrüse oder den Nervus recurrens (der ist für die Stimmbänder zuständig) erwischen. Bei Adern und Schilddrüse hat man eine sehr starke Blutung, bei dem Nerv je nachdem Atemschwierigkeiten durch eine Stimmbandlähmung oder Folgeschäden, also eine dauerhaft heisere Stimme bis hin zum Verlust der Sprachfähigkeit.


    Ähämm, Einspruch!


    Eine Tracheotomie macht man ja nicht weil man lustig ist sondern weil jemand gerade erstickt.
    Und die Dauerfolgen von Ersticken sind definitiv gravierender als die von Heiserkeit, Stimmbandlähmung oder auch Stummheit....

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von Maresi;233113

    Ähämm, Einspruch!


    Eine Tracheotomie macht man ja nicht weil man lustig ist sondern weil jemand gerade erstickt.
    Und die Dauerfolgen von Ersticken sind definitiv gravierender als die von Heiserkeit, Stimmbandlähmung oder auch Stummheit....


    Koniotomie. Tracheotomie ist zu 99% ein elektiver (= geplanter) Eingriff. Der Unterschied: Der "Ort" des Schnittes. Zudem ist eine Koniotomie immer nur kurzfristig (Stunden bis maximal Tage), während ein sog. Tracheostoma auch langfristig, bis lebenslang verbleiben kann.
    Bild A= Koniotomie, B= Tracheotomie (großer Unterschied: Bei der Tracheotomie muss man die stark durchblutete Schilddrüse durchtrennen, da diese an der besagten Stelle liegt)


    Ansonsten hat Maresi allerdings vollkommen recht. Es handelt sich bei der Koniotomie um eine ultimativ lebensrettende Maßnahme, die stehts als letzte Möglichkeit durchgeführt wird. D.h. die potentiellen Komplikationen sind vollkommen egal, da die einzige Alternative der sichere Tod ist.
    Aber: Die Komplikationsrate bei korrekt durchgeführter Koniotomie ist recht gering und besteht hauptsächlich in kleineren Blutungen. Hier sind nämlich weder größere Gefäße (wie zB die Schlagadern) oder Nerven und auch nur in seltensten Fällen (nämlich wenn es einen atypischen udn dann auch noch sehr großen/langen Lobus pyramidalis gibt - den hat der normale Mensch nicht) die Schilddrüse im Weg. Die chirurgische Variante ist etwas sicherer und komplikationsärmer im Vergleich zur sog. Punktionskoniotomie mit einem der verschiedenen kommerziellen Sets.


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat von Lowfyr;233070


    Helm abnehmen beim Motoradfahrer, einfach wie im EH-Lehrgang hoffentlich durchgenommen den Hals unter Zug halten, dann ist das Risiko einer Rückenmarksschädigung sehr gering. Geht am besten mit 2 Personen.


    Den Hals, d.h. die Halswirbelsäule nimmt man nach aktueller Lehrmeinung nicht mehr aktiv unter Zug. Einfach achsengerecht festhalten reicht vollkommen. Ansonsten absolut richtig. Der Helm gehört in jedem Fall ab. (Wenn der Patient sich allerdings weigert und wegläuft, bitt enicht hinterher laufen und "erzwingen" :winking_face: )
    Edit: Wolfshund war schneller... hatte ich überlesen.

    Take care!

  • Die meisten Dinge (eigentlich alle) wusste ich bereits. Aber ich habe mich schon immer gefragt, was Mehl auf der Verbrennung bewirken sollte? Ich meine das kühlt ja nicht irgendwie oder so aber was zum Henker ist denn der Hintergedanke vom Mehl?


    Bei Quallenstichen soll es auch helfen über die Stelle drüber zu urinieren, wenn man grad kein Essig zur Hand hat (aber mal ehrlich wer - außer Prepper vielleicht - geht mit Sonnenschirm, Strandtuch, Sonnenhut, Sonnenbrille Sonnencreme, einem Buch, und einer Flasche Essig an den Strand?).

    Gruss Chevron


    46738 Mal editiert, zuletzt von Chevron (morgen, 11:55)

  • Zitat von Chevron;233144

    ... (aber mal ehrlich wer - außer Prepper vielleicht - geht mit Sonnenschirm, Strandtuch, Sonnenhut, Sonnenbrille Sonnencreme, einem Buch, und einer Flasche Essig an den Strand?).


    Selber geht man wohl kaum mit einer Flasche Essig an den Strand. Aber solange man nicht grad an einer abgelegenen Stelle ist, dann gibt es öfters mal ein kleines Strandrestaurant. Und das hat vermutlich neben dem Weltgericht "Schnitzel & Pommes frites" möglicherweise auch einen Salatteller im Angebot. Und dafür benutzt man ja normalerweise Essig und Öl.


    Wer aber auf die Idee, Mehl auf Brandwunden zu streuen gekommen ist, ist mir auch ein Rätsel. Davon hörte ich noch nie etwas.

  • Mehl auf Verbrennungen zu geben kommt aus Omas Zeiten - die Gründe dafür konnte ich auch nie rausfinden..


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Brandwunden nässen manchmal. Oma hat wohl nach Puderersatz gesucht.


    Vermutet door Miesegrau...:peinlich:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Moin @ll,


    Chevron: Quallenstiche mit Urin zu behandeln ist spätestens seit Tor Heyerdals Expedition Ra dokumentiert: Da hatte ein Bordkamerad eine "Kollision" mit einer Qualle und der Bordarzt hat genau diese Therapieform in Ermangelung von Alternativen erfolgreich angewandt.


    survival: Die Herkunft ist ganz einfach erklärt - steck´ Deine Hand mal in einen Pott Mehl. Da fühlt sich auf Grund der darin verteilten Luft kühl an. Und schon ist eine Legende geboren...


    Aber eine schöne Legende habe ich noch aus eine EH-Kurs:


    Ein jüngerer türkischer Teilnehmer berichtete, dass seine Oma und auch seine Mutter (altes Familienrezept :face_with_rolling_eyes:) auf alles von der Schürfwunde bis zum Sonnenbrand immer Ayran drauf geschmiert hatte. Das soll wohl ebenfalls kühlende als auch antibakterielle Wirkung haben.
    Es wurde dann noch sehr lustig: Als er diesen Vorschlag bei so ziemlich allen Verletzungen bis zum Knochenbruch wieder auf den Tisch brachte, hatten wir unseren running Gag. Kaum kam ein neues Thema, kam er mit seinem Ayran und der Kurs antwortete fast im Chor: "Nein, Du schmierst da keinen Ayran drauf!"
    Bloß gut, das wir den Herzinfarkt schon durch hatten... :Rol: :Rol: :Rol: :Rol: :Rol:


    Übrigens habe ich aus Andalusien das Hausmittel Olivenöl für Sonnenbrand "mitgebracht". Und nein, ich habe es *NICHT* ausprobiert oder empfehle die Anwendung! Dieses Naturprodukt soll die Hautirritationen lindern und vor allem die Regeneration / Heilung unterstützen.


    Be prepared!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von Hjördis;233010

    Lustigerweise habe ich vor wenigen Wochen - ich glaube es war auf DMAX - eine relativ "reißerische" Sendung über (angebliche) Erste Hilfe gesehen, die davon abgeraten haben, einen Quallenstich mit Essig abzuspülen. Unserem Roten Kreuz vertrau ich da aber grundsätzlich mehr.. deshalb vielen Dank für's Teilen!


    Auf die Idee, eine Verbrennung mit Mehl zu behandeln, wär ich übrigens nicht gekommen... :staun:


    Hallo Hjördis,


    eine Verbrennung mit Mehl, Öl "Brandsalbe" oder ähnlichem zu behandeln, da gehört schon viel Unkenntnis in Sachen EH dazu! Kühlen mit kaltem Wasser und anschliessend bei grösseren Blessuren eine Aluderm-Wundauflage und ab zum Doc!


    Essig ist bei Kontakt mit Quallen tatsächlich das Mittel der Wahl!


    Ganz andersrum bei Bienen- und Wespenstichen: Ammoniak 3% (Bitte nicht flächig auftragen sondern nur ein Tropfen auf die Einstichstelle!)



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Lowfyr


    Zitat

    Kein Mythos, aber recht unbekannt: Hängetrauma. Durch das bewegungslose Hängen im Klettergurt sammelt sich das Blut in den Beinen, da sie zum einen durch die Beinschlaufen abgedrückt werden und zum anderen die normale Muskelpumpe ohne Bewegungen fehlt. Der Patient hat dadurch erstmal Symptome wie bei einem Schock, also laut EH-Ausbildung Füsse hochlegen. Da das Blut in den Beinen aber zum einen schon etwas abgekühlt ist und das Herz sowieso versucht mit zuwenig Blut den Kreislauf in gang zu halten wird es von diesem plötzlichen Blutschwall überfordert und meist ist ein Kreislaufstillstand die folge.
    Hat man so einen Patienten, muss man ihn nachdem er am Boden ist, zuerst in eine Kauerstellung bringen, also am besten irgendwo anlehnen und Knie an die Brust gezogen. Nach und nach kann man dann die Beine ausstrecken, über einen Zeitraum von etwa 20 Minuten, danach kann man ihn dann auch vorsichtig hinlegen.



    Da gebe ich Dir recht, solange Du dann den Mann innerhalb von 5- 10 Minuten herunten hast, zumindest laut Höhenrettung beim Level 3 vom FISAT
    für Industriekletterer, dieser "Schock" hat auch einen eigenen Namen, den ich leider nicht mehr weiss, schon ne Weile her mit den ganzen Leveln, weiss nur,
    wenn die dir bei einer Übung nen 90 Kilo- Mann ins Seil hängen, haste ganz schön zum rudern, das du ihn in der vorgegebenen Zeit herunten hast.


    Grüße
    role

  • Zitat von Chevron;233144

    aber mal ehrlich wer - außer Prepper vielleicht - geht mit Sonnenschirm, Strandtuch, Sonnenhut, Sonnenbrille Sonnencreme, einem Buch, und einer Flasche Essig an den Strand?).


    Das nicht aber ne Dose Rasierschaum hab ich seither immer dabei. Wenn ich meiner Frau anbieten würde, draufzupinkeln hätte ich als Antwort wohl ne Schippe Sand im Gesicht.

  • Zitat von Wolfshund;233071

    Hals unter Zug nehmen bei der Helmabnahme gibt es schon seit ca. dem Jahr 2000 nicht mehr :face_with_rolling_eyes:


    In Österreich wurde das noch bis ~2010 gelehrt... - mittlerweile ist man jedoch dem internationalem Standard gefolgt: Kopf/Hals NICHT unter Zug, den Kopf und damit den Hals nur stabilisieren.
    Auch das lange Zeit gelehrte Helm nach Hinten kippen wurde jetzt entsprechend zu einem möglichst gerade nach hinten ziehen.


    Also nochmal die Abfolge: Hinter den Kopf des Betroffenen knien, Visier öffnen und Kontakt aufnehmen, wenn keine Reaktion Helmabnahme: evtl. Brille entfernen, Gurt öffnen, eine Hand in den Nacken, eine zum Kinnteil des Helms. Gleichzeitig ziehen/schieben so das der Helm gerade vom Kopf abgezogen wird und der Kopf schließlich auf der unteren Hand zum liegen kommt.
    Falls man zu zweit ist geht es auch anders (leichter/weniger Kraft aufwendig), man kann nach dem öffnen des Gurtes wie folgt vorgehen: Helfer 1 kniet hinter dem Kopf, Helfer 2 neben dem Kopf - Helfer 1 greift links und rechts seitlich in den Helm und zieht den Helm gleichmäßig und möglichst gerade vom Kopf herunter. Helfer 2 greift mit einer Hand in den Nacken und mit der zweiten ans Kinn, mit der Hand im Nacken fährt er dem Helm nach bis er schließlich mit der Hand am Hinterkopf ankommt, während der Helm abgezogen wird, so stabilisiert er mit beiden Händen den Kopf.

  • Naja, Sturz ist noch was anderes, das bewegungslos hängen kann auch nach nem Stein der runterkam sein ... dann hat man maximal 20 Minuten bevor die Person tot ist.


    Dieser "Schock" heist Hängetrauma :winking_face: Und mit sowas hab ich als Höhenretter regelmässig in Ausbildungen zu tun.


    Das der Kehlkopfschnitt lebensrettend ist, weis ich durchaus. Nur das jemand der keinerlei Übung hat des mal eben locker aus dem Handgelenk mit Kugelschreiber und vielleicht Taschenmesser macht halte ich für ziemlich unmöglich.


    Wenn man denn unbedingt auf sowas vorbereitet sein will, gibt es spezielle Sets dafür, da muss man nur noch einstechen, Nadel ziehen und fertig ist die Sache.