Szenario Blackout: Tag 4

  • Wer soll die betreiben? In Deutschland gibt einen ehrenamtlichen THW'er auf 1000 Einwohner (und 2,2 Soldaten, die sind aber mit der Durchsetzung der Ausgangsspeere beschäftigt)

    Sicher, dass es nicht sogar noch weniger sind? Aber sei es drum. Es gibt ja auch noch die anderen HiOrgs. Auf dem Land ist erfahrungsgemäß die ehrenamtliche Beteiligung höher als in der Großstadt. 🤷

    Da käme man dann immerhin auf rund 1%.


    Immer noch zu wenig, vor allem, wenn man bedenkt, dass in den Großstädten alleine die Feuerwehr zum Beispiel sich im Schwerpunkt auf ihre Berufsfeuerwehr stützt. Hamburg hat das über Jahre verschwitzt, für ihre freiwilligen Wehren für Nachwuchs zu werben. Für den unbedarften Passanten fuhr halt ein Feuerwehrauto vorbei. Wer schaut schon auf die Türen, ob da Berufsfeuerwehr oder Freiwillige Feuerwehr steht.


    Es ist halt immer die Frage, was man will und was man kann. Hoher hauptamtlicher Personalstand in der allgemeinen Gefahrenabwehr sind halt auch hohe Kosten mit Leuten, die die meiste Zeit nur rumsitzen. Dass die Ausbildung machen, sich körperlich fit halten, Übungen machen etc. das sieht man ja normalerweise nicht.

    Je mehr ehrenamtliche ich in dem Bereich habe, desto eher muss ich damit rechnen, dass ich im Ernstfall nicht genug Leute habe... So wie die Bundeswehr zum Beispiel Schwierigkeiten hat, von 95.000 Reservistenplanstellen überhaupt auch nur die Hälfte zu besetzen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • ... Komplett unrealistisch


    ... unmöglich.


    ... Muss man nun sterben weil man keines hat und auch nicht raus darf um eines zu besorgen?

    Man merkt du hast den Sinn dieses Gedankenspiels nicht verstanden.

  • Brighid


    Es gab auch schon zu Coronazeiten Polizeieinsätze zu Pferd in voller Kampfmontur, um Leute vom Strand zu vertreiben, also sag niemals "nie"...


    Und du weißt in diesem Szenario nicht, was der Hintergrund des Blackouts ist, deswegen kannst du es nicht final einordnen.

  • Nochmal für alle zur Klarstellung:


    Es handelt sich hier um ein Gedankenspiel zu einem Szenario das so noch nie in Europa aufgetreten ist. Niemand weiß was passieren würde, besonders ab Tag 3.


    Demzufolge ist es müßig jede Vorgabe in Frage zu stellen.


    Macht euch stattdessen doch lieber Gedanken darüber wie ihr die gegebene Situation bewältigen würdet.

  • Tag 4 des Blackout. 29.09.2021


    Heute um 7 Uhr ist meine Wache beendet. Ich bin aber noch nicht müde und gehe in die ehemalige Gewerbeküche um einen großen Pott Kaffee zu kochen, dabei bemerke ich einen seltsamen Geruch nach faulen Eiern, als ich die Tür aufmache.

    Sofort klingeln bei mir alle Alarmglocken, und bin hell wach. Ich gehe zur Gasflasche und drehe sie zu, danach lüfte ich den Raum. Durch das ruckartige öffnen der Tür habe ich das unten liegende Gas aufgewirbelt. Pu, dachte ich und begab mich erst mal ins Haus um dort einen der Campinggaskocher an zuschmeißen.

    Meine BEVA stand plötzlich hinter mir und ich erzählte ihr was eben passiert wäre. Sie wurde leichenblass und musste sich erst mal setzen, dabei schaute sie ängstlich auf den Campingkocher.ich schüttelte nur den Kopf.

    Langsam belebte sich das Haus. Wir mussten uns erst mal an die vielen Menschen wieder gewöhnen.

    Gegen 9 Uhr kam Franz unser Nachbar und hielt mir ein altes Feldtelefon unter die Nase. Wie wäre es damit , meinte er, damit müssen wir nicht immer alle so herumschreien.

    Ich klatschte die Hand gegen die Stirn. Was für ein Demel ich doch bin.

    Da habe ich eine komplette Feldtelefonausrüstung unter dem Bett stehen und komme einfach nicht auf das naheliegenste.

    Mit vereinten Kräften holen wir die alte Militärkiste, und packen sie aus. Vier Ackerschnacker haben wir, plus den zwei vom Nachbarn. Damit könnten wir die ganze Nachbarschaft versorgen.

    Aber da brauchen wir hunderte von Metern um die alle zu verbinden, meine Franz.

    Kein Problem, im Schuppen liegen ca. 4 km.

    Also wurden alle Nachbarn verständigt und jeder zog mit einem Telefon und Kabel zu sich nach Hause. Zuvor wurde jedes Telefon noch mit Batterien versorgt.

    Die Zentrale um die Gespräche zu verbinden behielt ich bei uns.

    Nach zwei Stunden standen die Leitungen, und ohne jemals die Anlage ausprobiert zu haben funktionierte sie. Wenigstens ein Lichtblick für diesen Tag.

    Um 11 Uhr kam die Meldung im Radio das der innere Notstand ausgerufen wurde, gefolgt von einer 24 stündigen Ausgangssperre.

    Nun ja, da sich bei uns bisher noch kein Staatsbediensteter blicken ließ, denke ich das es auch so weiter bleiben wird.

    Ich schau zu dem alten Windrad hinauf das seine beste Zeit gehabt hatte und nun nicht mehr gefördert werden soll und abgerissen wird. Ein Jammer an Ressourcen Vergeudung. Wenn wir das Windrad anzapfen könnten dann steckten wir jetzt nicht in diesem Schlamassel. Der Besitzer, einer unserer Nachbarn hatte das mal angeregt, da er sich die 2-3 Cent kaum noch lohnen, und die Förderung auslief. Aber das scheint nicht gewollt zu sei, weder von der Regierung noch den Stromkonzernen.

    Aber keine Zeit über ungelegte Eier nachzudenken. Nach langem hin und Her beschließt die Gemeinschaft den Zugang zu der Siedlung abzusperren. Ein paar alte Ackerwagen müssen dafür reichen. So wollen wir verhindern das Fremde durch unsere Siedlung latschen. Es ist zwar nur eine Stichstraße, aber sie wird gerne von Pendlern als Abkürzung benutze. Zwar haben wir nun keine Pendler mehr, aber doch vermehrt fremde Leute auf Fahrrädern und anderen Fahrbaren Untersätzen. Alle suchen Essbares. Die Apfelallee ist schon fast geplündert, jetzt sind viele in den Maisfeldern unterwegs. Auch habe ich gehört das auf der anderen Seite des Ortes, wo es eher Sandböden gibt die Bauern mit der Kartoffelernte begonnen haben da Scharenweise Fremde ihre Felder plündern.

    Zudem haben wir vereinzeln Schüsse vernommen.

    Ansonsten geht der Tag weiter wie bisher. Einer unserer Nachbarn hat uns einen 1000 Watt Generator zur Verfügung gestellt. Er ist aber nur für den Notfall gedacht.

    Ich gehe nochmal in die Küche und schraube die Gasflasche ab, dabei sehe ich ein Stecknadelgroßes Loch im Schlauch. Die Flasche war fast voll , nun ist sie fast leer. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke was hätte passieren können. Leider ist so unsere Hauptquelle zum Kochen stillgelegt, und einen anderen Schlauch habe ich leider nicht. Leider auch keiner der Nachbarn. Wer denkt auch daran das der ein Loch haben könnte. An tausend Szenarien denkt man und dann das.

    Meine Freunde sind dabei den alten Bungartz flott zu machen. Reifen aufpumpen und etwas Diesel auffüllen. Mit dem Anhänger wird er gebraucht um Holz aus dem nahen Wald zu holen. Zwar haben wir genug, aber besser als jetzt alles vorbereiten, als nachher hinterher laufen. Aber momentan hindert uns das Gesetz daran rauszugehen. Um Notfalls dem Gesetz genüge zu tun haben wir unseren alten Verkaufsstand im Garten des Nachbarn aufgebaut welches an die Straßensperre anschließt. So braucht er sein Grundstück nicht verlassen und kann trotzdem uns Bescheid geben falls es Scherereien gibt.

    Zwar glauben wir nicht das sich ein Polizeibeamter hierher verirrt, aber was soll der auch machen.


    Unser Ort hat keine Wache und wird aus der Kreisstadt versorgt. Wenn man dann noch die Struktur der ländlichen Bebauung sich anschaut, dann ist die Polizei schon jetzt überfordert.

    Auch wenn wir in Sichtweite des Ortes sind so sind wir doch recht abgelegen, wie dutzende anderer Höfe die mehr oder weniger zusammenliegen. Hier nennt man sie Bauernschaften, also in der Gegend verstreute Höfe. Die alle in einem BA zu kontrollieren würde die Polizei und selbst die angeforderte BW überfordern. Die sind mehr oder weniger alle auf sich gestellt.



    Sonst geht alles seinen Gang. Am Nachmittag treffen wir uns alle zum Kaffee und besprechen die Lage. Danach geht jeder seiner Arbeit nach. Die Wachen sind nun auch am Tage eingeteilt, und da genug Leute zur Verfügung stehen kann das auch umgesetzt werden. Da es in jedem Haus Hunde gibt, kommen die nun mit Herrchen an die Einfahrt mit, und verstärken so die Wache. Das schreckt die meisten Fremden ab, und viele gehen einen anderen Weg wenn sie die Hunde hören.

    Am Abend gibt es Alarm. Ein Hund hat einen Fremden entdeckt und ihn verbellt. Mit Taschenlampen bewaffnet konnten wir den Mann vertreiben.

    Danach herrschte bis in den nächsten Morgen Ruhe. Der Vorfall zeigte uns aber das wir aufmerksamer werden müssen. Zudem wachsen die Maisfelder bis an unsere Grundstücke heran. Wir werden den Bauern fragen ob er nicht einen Streifen zwischen unseren Gurtstücken und dem Maisfeld etwas früher ernten kann. Sollte es schlimmer werden könnten wir unsere Häuser erst im letzten Augenblick schützen. Aus gerechnet dieses Jahr wurde alles um uns herum mit Mais angebaut. Um diese Zeit waren sonst die Flächen schon mit Getreide abgeerntet.

    Wir werden sehen aber es muss was passieren.

    Der Abend verläuft spektakulär los, man geht früh zu Bett, die Wachen laufen nun mit Hunden und wurden verdoppelt.

  • Arwed51

    Ackerschnacker (Feldfernsprecher), da hab ich gar nicht mehr dran gedacht!

    Natürlich packe ich jetzt meine drei FFOBZB und die 10er Vermittlung aus. Hoffentlich sind alle eingelagerten Batterien noch brauchbar.

    Aber wen oder was soll ich jetzt damit verbinden? Mal überlegen…..


    Tsrohinas

  • Tag 4

    Der Tag beginnt ja nicht gerade verheissungsvoll. Aus irgend einem Grund streikt der 2-flammige Gasherd und wir kriegen das Ding persée nicht zum laufen.

    Dann muss halt der Coleman ran. Der geht immer!

    Erstmal Kaffee! Viel Kaffee!

    Die Küche haben wir jetzt nach draussen auf dem überdachten Gartensitzplatz eingerichtet. Auf dem Lagerfeuer werden zwei grosse Pfadfinderkessel Wasser warmgemacht, damit nach 3 Tagen jeder mal eine gründliche Katzenwäsche machen kann.

    Die letzten Tage waren sehr hektisch und das riecht man jetzt.


    Um 09:55 Uhr versammeln wir alle vor dem Radio und warten auf die Nachrichten.

    Wir spekulieren über die Ursache des Blackouts, wie lange es wohl dauern wird bis wir wieder Strom haben....die Stimmung ist gedämpft.


    Es sind schlechte Nachrichten.

    Der Notstand wurde ausgerufen und Teile der Armee mobilisiert.

    Es folgt eine lange Liste von Truppenaufgeboten. Dazu gehört auch mein Sohn der bei der Militärpolizei ist. Alle mobilisierten AdA's haben sich schnellstmöglich beim örtlichen Kreiskommandanten zu melden.

    Weiter hat die Regierung eine totale Ausgangssperre verhängt, wer Hilfe benötigt soll ein weisses Laken gut sichtbar am Haus anbringen.

    Es wird auch angeordnet, dass keinerlei offenes Feuer in Häusern und Wohnungen mehr erlaubt ist.

    Durchhalteparolen beschliessen die Nachrichten, nichts über Ursache und wann alles vorbei ist.


    Wir alle sind erstmal konsterniert.


    Ich fahre mit meinem Sohn runter zum Kommandoposten des Krisenstabes. Es wimmelt vor Leuten, viele sind Armeeangehörige die auch einrücken sollen.

    Es stellt sich heraus, dass der örtliche Kreiskommandant und sein Stellvertreter beide nicht aufzutreiben sind. Es herrscht ratlosigkeit...

    Bei der Gelegenheit frage ich unsere beiden "Dorfsheriffs" wie sie gedenken die Ausgangssperre durchzusetzen.

    "Gar nicht" kommt die lakonische Antwort.

    Und das Feuerverbot?

    "Sollen wir etwa die Leute frieren lassen, oder sie am kochen hindern?"

    Okay, für mich/uns bedeutet das erstmal:

    -keine Mobilisierung (bin froh wenn mein Sohn bei uns bleibt)

    -Ausgangssperre ist ein Witz.

    -Wir werden weiter mit Holz heizen und auch kochen, vermutlich wird es aber leider auch weitere Brände geben.


    Zurück in der "Burg" so nennen wir es jetzt, steht einer aus dem Quartier vor unserem Haus.

    "Kann ich Ihren Generator ausleihen? Meine Frau möchte Staubsaugen..."

    Wir sind jetzt noch am lachen.

    Versteht sich, dass der Generator bei uns geblieben ist. Aber seine Lärmsignatur macht mir sorgen, das lockt ungebetene Gäste an.

    Vorsorglich wird das Gerät mal mit einer soliden Kette gesichert.

    Zum Abendessen gibt's die letzten Sachen aus dem Kühl/Gefrierschrank, der wird jetz stillgelegt, dann muss der Geni auch nicht mehr so oft lärmen.

    Was noch Kühlung benötigt hat jetzt gut im Snomaster platz.

    Vorgehend nach der Blackout-Checkliste, montieren wir die Perimeteralarme, was viel länger dauert als gedacht. Das Kontrollpanel kommt ins "Wachbüro" wo man es gut im Blick hat.


    Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende zu, um 20:00 wird es schon dunkel. Wir bereiten uns auf eine weitere Blackoutnacht vor.

    Ich habe die zweite Wache von 22:00 bis Mitternacht.

    Die Party ist vorbei!

    Einmal editiert, zuletzt von WAY TO GO ()

  • Bei mir würde das gut klappen, mein geschriebenes würde das genau so abdecken, und auch so gehändelt.

    Da ja die dicken Mono kaum noch zu haben sind, habe ich mir Adapter für die AA besorgt. Drei AA passen da rein. Und was die Feldtelefone an Strom verbrauchen ist ein Witz. Und selbst alte Mono Accus die nicht mehr volle Leistung haben sind noch gut genug dafür.

  • Arwed51

    Ackerschnacker (Feldfernsprecher), da hab ich gar nicht mehr dran gedacht!

    Natürlich packe ich jetzt meine drei FFOBZB und die 10er Vermittlung aus. Hoffentlich sind alle eingelagerten Batterien noch brauchbar.

    Aber wen oder was soll ich jetzt damit verbinden? Mal überlegen…..


    Tsrohinas

    Mindenstens ein 2er Set Feldtelefone, geeignete Akkus/Batterien und 1km Tel-Draht gehört doch in jeden anständigen Haushalt :winking_face:

    Die Party ist vorbei!

  • Ich hatte eh vor, mich einzuigeln, also kann ich die Ausgangssperre erst mal akzeptieren.


    Trotzdem würde ich mit den Kindern anfangen ein paar Meter Tarngirlanden zu flechten.

    Wenn einfach nur Streifen unterwegs sind, ist die Ausgangssperre bei uns in der Gegend nicht durchsetzbar. Der Wald grenzt an unser Grundstück und fast zusammenhängende Waldstreifen gehen zu allen nächsten Dörfern.


    Es kann natürlich Denunzianten geben (ohne Strom schwierig) oder militärische Überwachung. Wobei ich annehme, dass nicht mit Jagdflugzeugen nach ein paar Menschen im Wald gesucht wird... noch nicht.


    Unser Primärkocher wäre ein Gaskocher, wir haben aber noch Esbit und Spirituskocher. Um dem Gedanken des Ausfalls der Primärkochmöglichkeit gerecht zu werden, nehme ich an, dass alle Campingkocher aus unerfindlichen Gründen gleichzeitig hin sind. Vielleicht wurden sie von jemandem geklaut?... Holz haben wir jedenfalls genügend... wir werden erst mal kleine Spächtelchen hacken, und damit ein Herdfeuer machen. Eine Topfstütze würde ich aus Metallrohren basteln und ein paar Töpfe ohne Plastikgriffe, die man direkt aufs Feuer stellen kann, sind vorhanden.


    Verbandmaterial fürs Holzhacken bereitlegen :)


    Unser Nachbar, dessen Frau (Krankenschwester) immer noch im Krankenhaus oder unterwegs aufgehalten wurde, ist völlig verzweifelt. Hätte ich ihm gestern noch geholfen eine "Expedition" in die Stadt zu machen, hätten wir jetzt eine Krankenschwester, die uns sehr dankbar wäre. Ich könnte mich in den Arsch beissen. Aber in die Stadt werde ich jetzt nicht zu gehen riskieren.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Tag 4:

    Nachdem beim Frühstück das letzte aufgetaute Brot aus dem Tiefkühler aufgegessen wurde, haben wir in den Nachrichten bestürzt vernommen, dass der Notstand ausgerufen und absolutes Ausgehverbot verhängt wurde. Eigentlich war für den Vormittag eine Bürgerversammlung geplant...

    Gegen 9 Uhr vernehmen wir eine immer lauter werdende Lautsprecherdurchsage:

    Die Versammlung findet statt, coronabedingt im Freien am Fußballplatz, jeder Haushalt möge eine Person schicken.

    Dort sind unter anderem Listen vorbereitet, man kann sich zu Hilfsdiensten einteilen und bekommt für diese Zeit Ausgangsscheine.

    Ich trage mich zum Kühemelken beim Bauern ca 1/2 Stunde entfernt ein, hab das in Jugendjahren am Bauernhofurlaub gelernt, mag Kühe und möchte schon lange wissen, ob ich das noch kann...

    War eine gute Idee: Man verlernt das wie Rad fahren nicht, nach kurzer Unsicherheit ging es ganz gut, aber aaaaaanstrengend ist das :winking_face:. Dafür bekam ich wie alle Helfer (wir sind vier) eine 2l-Kanne Milch mit, die kommt gleich in den Campingkühlschrank, der am Solargenerator hängt.

    (Mein "Poweroak" arbeitet leise und unauffällig am Balkon. Die Sonnenausbeute ist derzeit zwar nicht so berauschend, er wird aber derzeit nur stundenweise zur Kühlung und zum Aufladen der Akkus gebraucht, da reicht das.)

    Als ich am späten Nachmittag daheim ankomme, erfahre ich, dass beim Wechsel der Gaskatusche etwas "geknackst" hat, und jetzt zischt und stinkt der Kocher, wenn man ihn in Betrieb nehmen will. Nicht gut!

    Aber bei Gas versteh ich keinen Spaß!

    Wird vorläufig weggeräumt, ich stelle im Backfach meines Holzofen den Teekerzenbackofen mit 7 Kerzen auf. (Wir heizen ja noch nicht, ist derzeit mit 19° noch warm genug herinnen) Während der überbackene Nudelauflauf aus Nudelresten von gestern, Gemüse- und Wurstresten, den letzten beiden Bechern Sauerrahm und dem Käserest sich bäckt, bereite ich Brotteig zu, der dann die restlichen 4-5 Stunden Brennzeit der Teelichter zu Frühstücksbrot bäckt.

    Wir sitzen heute noch bis ca. 10 Uhr beisammen und sind besorgt, weil Schatzis Familie (Bruder, Schwägerin und Mutter) unseren Vorschlag, zu uns zu kommen, vor 2 Tagen nicht ernst genommen hat und jetzt in der Großstadt festsitzt. Die Ausgangssperre wird dort wie man hört streng kontrolliert, besonders Ausfahrtsstraßen sind gesperrt, man will wohl Plünderungsfahrten in die umliegenden Ortschaften und vermutlich auch panische Massenabwanderung vermeiden.

    Also leider zu spät für Schatzis sture Family, hoffentlich sind sie soweit okay. Kontaktaufnahme ist ja schon länger nicht mehr möglich...

  • Und ist immer kurz an der Schwelle zum Fettbrand:index_pointing_up:

    Das ist etwas was man wirklich nur unter freiem Himmel machen sollte., weil es halt auch furchtbar schief gehen kann.

  • Der Gaskocher wollte heute in der Früh nicht so richtig, also abgedreht und weg gestellt. Es ist sowieso schon sehr frisch, daher den Sparherd angezündet und Kaffee gekocht. Nebenbei wird das untere Stockwerk geheizt.

    Ausgangssperre hören wir im Radio und denken uns nur "die armen Schweine in der Stadt". Hier würde es mich wundern sollte da jemand vorbei schauen. Egal sowieso, weil ich nicht mehr vorhabe mein Grundstück zu verlassen.

    Meine Schwägerin hat morgens moniert das sie endlich duschen will. Also hat mein Bruder schnell die Gastherme im WoMo angeworfen und wir gingen alle kurz duschen.

    WoMo hinten aufs Grundstück umgeparkt, ebenso meinen WoWa nach hinten gemoovert. Von der Straße nicht einsehbar.

    Der Hund findet es super das mal alle wieder zusammen sind und er seine Schäfchen betüdeln kann :rolleyes:

    Am späten Nachmittag dann große Freude, mein älterer Bruder hat es bis auf die letzten 70 km zu uns mit den Auto geschafft und ist dann per Fahrrad weiter über Landstraßen. Von der Ausgangssperre hat er in den Dörfern nichts mitbekommen.

    Er sagt, dass schon viele Leute auf den Feldern und in den Obstgärten unterwegs sind um zu plündern. In den Städten herrscht Chaos, kein Wasser und wahrscheinlich auch keine Lebensmittel, oder eben nicht genug um alle zu versorgen.

    Der Fluchtrucksack, den ich ihm vor ein paar Jahren geschenkt habe, hat ihm gute Dienste erwiesen.

  • Tag 4...


    Bei uns im Dorf weiss man zwar von der Ausgangssperre, aber die Hälfte foutiert sich darum.

    Schliesslich benötigen die über 10 Bauern im Dorf nun Hilfe beim Melken ihrer Kühe und bei anderen Arbeiten.

    Ausserdem ist einigen Leuten erst jetzt richtig bewusst worden, dass die ganze Choose wohl länger dauern könnte.

    Also gehen einige zum Bauer und erarbeiten sich etwas Nahrung. Zum Glück sind unsere Bauern keine "Kriegsgewinnler" und verteilen gerecht und ohne horrende Preise. Einer "bedient" sogar auschliesslich Familien mit Kindern unter 15 Jahren, damit diese nicht hungern müssen.


    Leider gibt es auch erste Personen, welche sich einfach auf den Feldern bedienen. Es handelt sich zwar hauptsächlich um Futtermais, aber die Entwicklung gibt mir schon zu denken.

    Im Nachbarort haben sie den einfacheren Weg gewählt und letzte Nacht den Supermarkt geplündert. Da jedoch mehr Zigaretten und Alkohol als Lebensmittel abhanden gekommen sind, sieht das mehr nach "Ich nutze die Gunst der Stunde" als nach "ich habe Hunger und brauche was zu Essen" aus.

    Von diesem Ereignis an steht eine selbst gegründete Bürgerwehr vor dem Supermarkt und schaut, dass niemand einen weiteren Plünderungsversuch unternimmt. Noch agieren sie im Sinne der Bevölkerung. Aber wie verhalten die sich wohl ein eine Woche später? Wird dann aus der Bügerwehr eine Art Kampfschwadron, das sich von der Bevölkerung holt, was es will?


    Auch ich kümmere mich übrigens nicht gross um die Ausgangssperre und hole vom 300 m entfernten Bach Wasser.

    Auf dem Fussballplatz spielen rund 20 Kinder.

    Einmal kam die Polizei vorbei und wollte für Ordnung sorgen. Aber was wollen 2 Beamte gegen 40 Personen ausrichten, welche passiven widerstand leisten und einfach friedlich ihren Aufgaben weiter nachgehen.

    Als 3 Stunden später einige Soldaten aufgetaucht sind, ging man murrend und wiederwillig nach hause.

    Ich vermute aber, sobald die Soldaten abziehen, herrscht wieder Leben auf den Strassen.


    Dummerweise ging unser Gaskochfeld mit den zwei Brennern kaputt.

    Das ist weniger schlimm. Wir haben immer noch eine Feuerschale mit Dutchoven, einen Campingkocher mit einem Kochfeld, einen Mini-Campingkocher für die Steckkartuschen, einen Smoker und einen Gasgrill. Rohkost muss also nicht sein.


    Kerzen werden wir nach dem Brand in der Nachbarschaft nicht mehr aufstellen. Es wird zwar rein mit den LED-Campinglaternen weniger erhellte Flecken geben, aber das geht schon irgendwie. Wir sind mittlerweile so müde, dass wir früher schlafen gehen. Ausser den armen Tropf, den es für die Wachschicht erwischt hat.


    Am meisten Sorgen machen mir momentan unsere Vorräte. Wir konnten sie zwar mit denen meiner Eltern ergänzen, aber wie lange wird das noch so dauern? 2 Tage? Zwei Wochen? oder gar einige Monate? Wann und wie stark sollen wir rationalisieren?

    In den Nachrichten heisst es zwar, dass man an der Lösung des Problems dran ist. Aber die können ja schlecht sagen, dass sie keine Ahnung haben und damit eine Panik auslösen. Auch wenn es so wäre.

    Und "unser" AKW...?


    Heute Abend verlor eine Nachbarin komplett die Nerven und drehte durch. Ihr Mann und die Söhne mussten sie mit Gewalt zurückhalten, damit sie mit dem Auto nicht "einfach irgendwo hin, wo es Strom hat und alles normal ist" fahren konnte.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Tag 4.


    Nach einer ereignislosen, wenngleich nicht sehr erholsamen, Nacht wird wie geplant um 5h "Tagwache" ausgerufen.



    Der Gaskocher vom Grill streikt (Drehgriff kaputt). Macht aber nix: Habe ja noch zwei Hockerkocher, einen MSF-1A-Kocher und einen zweiflammigen Campingkocher.

    Also letzteren an die Gasflasche abgeschlossen und Frühstück gemacht.

    Die restlichen Kocher sowie die Gasflaschen (2x 5 kg, 1x 11 kg) bekommen die Nachbarn als Dauerleihgabe. Dafür "dürfen" sie auf unsere Katze aufpassen...


    Wir verfrachten die versammelte Mannschaft in die Autos und gegen 6h geht es dann erst mal ab nach Norden.


    Um ca 20 nach 7h überqueren wir die Grenze nach Tschechien.

    Kurz vorher haben wir noch etwas von einer Ausgangssperre gehört. Daher werden wir in CZ das höherrangige Straßennetz meiden und uns auf Bezirksstraßen beschränken...


    Wir sind unterwegs auf keine Blaulichteinheiten gestoßen. Zum Glück. Hoffentlich bleibt das auch so...

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

    2 Mal editiert, zuletzt von Maresi ()

  • Nachtrag: Das mit dem "in Österreich ist nach 20 bis 30 Stunden wieder Strom" ist eine zu pauschale Aussage, um wahr zu sein. Kommt nämlich darauf an, was die Ursache eines Blackouts war. Bei einer "einfachen" Netzüberlastung (also z.B. so wie am 8. Jänner, nur noch einen Ticken größer), dann mag das so stimmen.

    Wenn jedoch eine andere Ursache (von Cyberangriff bis physische Zerstörung von Infrastruktur durch zB einen HEMP oder CME) vorliegt, sieht die Sache gaaaaaaaanz anders aus!

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Heute Morgen streikte der Gasherd.

    Eine Überprüfung ergab, daß der Druckminderer den Geist aufgegeben hat.

    Ein Griff in die Ersatzteilkiste reicht und einige Minuten später ist der neue montiert. In der Kiste liegen übrigens nochmal 4 Stück davon, ebenso eine Rolle mit 10 m Schlauch und die dazugehörigen Schlauchschellen.

    Ansonsten hätten wir halt den Brasero aufgestellt und mit Holz oder Holzkohle gearbeitet.


    Der Nachbar kommt wieder vorbei und erzählt uns, daß sie im Radio brachten, daß der Präsident den Notstand ausgerufen und eine strikte Ausgangssperre angeordnet hat. Keiner darf seinen Terreno verlassen. Zuerst hatte es geheissen, die Leute müssten in den Häusern bleiben, aber danach wurde es auf das Verlassen des Grundstücks abgemildert.

    Polizei und Militär würden die Ausgangssperre kontrollieren und durchsetzen.

    Darüber haben wir dann laut und herzlich gelacht.

    Da sollen ca. 14 000 Soldaten und 20 000 Polizisten 7 Millionen Einwohner überwachen und eine Ausgangssperre erzwingen?

    Im Ernst?

    Daß sich niemand an die Ausgangssperre hält sehen wir überall.

    Die Kühe werden wie gewohnt auf die Weide getrieben oder am Straßenrand angebunden, auf den Feldern und in den Gärten wird gearbeitet. Die Leute suchen Brennholz zusammen und einige Nachbarn kommen schon wieder mit ihren Wasserbehältern an.

    Unter ihnen ist einer der beiden Polizisten von unserem kleinen Posten.

    Als ich ihn auf die Ausgangssperre anspreche, grinst er nur.


    Der Neffe des Nachbarn ist mit dem Moto zu ANDE gefahren, um Neuigkeiten wegen des Stromausfalls zu erfahren.

    Sie arbeiten daran, alle Ingenieure und Techniker seien im Einsatz, alle seien zuversichtlich, daß es bald wieder Strom gäbe, blablablabla............


    Am Nachmittag hörten wir das Geräusch eines großen Motors in unserer Nähe. Wir steckten das Material Bélico in die Taschen und gingen nach dem Grund des Lärms schauen.

    Neben dem Turm des Wasserbehälters der Junta stand ein großes Dieselaggregat und versorgte deren Tiefbrunnenpumpe mit Strom.

    Sobald der Behälter gefüllt war, wurden die Anwohner aufgefordert ihre Kanister, Tonnen und Eimer zu füllen. Danach füllten sie den Tank noch einmal und sagten den Leuten, sie sollten sparsam mit dem Wasser umgehen. Außerdem forderten sie sie auf, Diesel zu spenden, sonst gäbe es bald kein Wassesr mehr.

    Die von der Komission teilten Wachen ein, um den Generator zu bewachen. Sie haben ihn als Leihgabe bekommen. Einer von der Junta hat einen Cousin, der für den Gouverneur arbeitet................Vitamin B.


    Wir haben den Generator heute wieder 2 Mal für ca. eine Stunde angeworfen. Die Aires brauchten wir glücklicherweise nicht mehr, denn in der Nacht hat es stark abgekühlt und man kann es auch ohne aushalten.

    Solange er lief, haben wir Brot gebacken und die Pflanzen gegossen.


    In den Städten haben die Plünderungen begonnen.

    Seltsamerweise wurden zuerst die Elektrogeschäfte gestürmt. Die Leute schleppten alles weg, was sie tragen oder anderweitig transportieren konnten.

    Vom Celular bis zum Gefrierschrank war alles dabei.

    Die Supermärkte und Markthallen werden jetzt nicht nur von den privaten Securitys sondern auch von Polizisten und Militärs geschützt. Es gab schon Verletzte und Tote unter den Plünderern.


    Die Armee hat, wie schon während der Hochzeit von Corona, Feldküchen aufgestellt und versorgt so viele Menschen wie möglich mit einfachen Gerichten, gekocht aus den Spenden der Supermärkte und Händler, die alle verderblichen Waren anliefern, solange sie noch genießbar sind.

    Auch diese Lokalitäten werden von Bewaffneten geschützt.

    Zuerst bekommen Kinder, Schwangere und Gebrechliche ihre Ration, dann die Anderen. Tumulte von Unzufriedenen werden mit "schlagenden Argumenten" beendet.


    Was sind wir froh, daß wir auf dem Land leben!

    Vor dem Dunkelwerden spielen wir noch einige Runden Karten, sitzen danach noch eine Weile beim Licht einer Kerze auf dem Balkon, reden und schauen uns den Sternenhimmel an.

    Im Tal unten, wo sonst unzählige Lichter zu sehen sind, ist es stockdunkel.

    Und es ist so still, daß wir das Gefühl haben, wir wären die einzigen Menschen auf der Welt.

    Gegen 22 Uhr gehen wir schlafen.

    Und hoffen, daß morgen der Strom wieder da ist.